Wäldern eine Stimme geben

Naturschutzbund feiert 111-Jahr-Jubiläum und betont die Bedeutung klimafitter Wälder

Der Naturschutzbund Österreich begeht heuer sein 111-jähriges Bestehen und weist anlässlich seines Jubiläums auf die entscheidende Rolle von klimafitten Wäldern hin. Angesichts der aktuellen Herausforderungen durch den Borkenkäferbefall und die Klimaerwärmung sind naturnahe Wälder mehr denn je essenziell für unsere Natur.

© Josef Limberger

Österreich ist zur Hälfte bewaldet. Die Hälfte der Wälder sind Nadelholzforste, dominiert von vielerorts standortfremden Fichten – aus ökologischer Sicht ein unbefriedigender Zustand. Diese Forste sind durch die Klimaerwärmung gefährdet, großflächig dem Borkenkäfer zum Opfer zu fallen. So entstehen große entwaldete Gebiete, vielen Waldbesitzern geht die Lebensgrundlage verloren und Starkregen führt zu Vermurungen, Hochwässern und Erdrutschen. Von Schädlingen befallene Bäume müssen abtransportiert werden. Dafür benötigt es Forststraßen, die den Wald „aufreißen“ und das Ökosystem erneut stören. Naturnahe Wälder sind hingegen vielfältige und sehr artenreiche Lebensräume. Sie bestehen aus natürlich vorkommenden, standortangepassten heimischen Baumarten unterschiedlichen Alters und beheimaten eine strukturreiche Vielfalt an Sträuchern, krautigen Pflanzen, Moosen, Flechten und Pilzen und sind reich an Biotopholz, sprich Totholz. Doch diese bunten, artenreichen Wälder sind selten geworden.

„Wald ist kein Zustand, sondern ein dynamischer Prozess“
„Wald ist kein Zustand, sondern ein dynamischer Prozess. Wälder sind aufgrund der aktuellen Umstände geforderter denn je, sich auf die Dynamik der sich rasch ändernden Verhältnisse anzupassen. Wir vom Naturschutzbund zeigen, was man tun kann: Wir pflegen und erhalten naturnahe Wälder sowie artenreiche Naturwaldbereiche und wandeln heute auf eigenen Flächen nicht zum Standort passende Wälder um. Damit machen wir die Wälder fit und resilient genug für den Klimawandel und ermöglichen der Natur, selbstständig und flexibel auf Änderungen zu reagieren“, erklärte Naturschutzbund-Experte Peter Honsig-Erlenburg am 15. April beim Presseevent im Schottenmoos bei Klagenfurt, wo Politik- und Naturschutzvertreter*innen auf Naturschutzbund-Flächen heimische, standortgerechte Eichen pflanzten. „Alleine schaffen es unsere Wälder nicht mehr, sich zu erholen. Die menschengemachten Probleme, mit denen unsere Wälder – und damit auch wir – aktuell zu kämpfen haben, müssen auch von uns Menschen gelöst werden“, so Honsig-Erlenburg.

Naturschutzbund fordert entschlossenes Handeln
Nur Naturwälder, wo stehende und liegende abgestorbene Bäume einer Fülle an spezialisierten Pilzen, Flechten, Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten, können durch ihre breite Artengarnitur flexibel reagieren. "Um die vielfältigen natürlichen Waldfunktionen zu erhalten, brauchen wir ein klares Bekenntnis, Wälder naturnahe und kleinräumig zu bewirtschaften und mehr Naturwälder zu schaffen. Jede*r Waldbesitzer*in kann einen Beitrag leisten und Wälder artenreicher und damit klimafitter gestalten. Allen voran ist hier die Verwaltung des öffentlichen Waldes gefordert, im Sinne des Gemeinwohls biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung zu standardisieren und ungestörte Waldentwicklung zuzulassen", sagt Naturschutzbund-Vizepräsidentin Stefanie Pontasch.  

Rettung des Wienerwaldes
Die Geschichte der NGO ist eng mit bedeutenden Erfolgen im Naturschutz verbunden. Einer der größten historischen Erfolge des Naturschutzbundes ist die Rettung des Wienerwaldes im Jahr 1872, der durch das Engagement von Josef Schöffel und später Günther Schlesinger – beides der Gründerväter der Naturschutzorganisation – vor der Rodung bewahrt wurde.

 Hier geht‘s zum Fachpapier „Klimafitte Wälder“ und zu den Naturschutzbund-Forderungen.


Seit 111 Jahren gibt der Naturschutzbund der Natur eine Stimme. Anlässlich seines Jubiläums stellt er neun brennende Themen in den Fokus, die das breite Spektrum seiner Arbeit als Anwalt der Natur widerspiegeln. Einen grünen Bogen spannt Österreichs älteste Naturschutzorganisation dabei von klimafitten Wäldern über Nature-Restauration und Natur im Siedlungsraum bis hin zur Naturschutzbildung. Bei neun Events in allen Bundesländern spielen diese neun Fachthemen von aktueller Relevanz die Hauptrolle.

15.04.2024

 

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