Unser Boden ist unterschätzte Lebensgrundlage, die strengen Schutz verdient

Alle wissen es, aber nur die wenigstens wollen es wahrhaben. Österreich ist längst an den Grenzen seines Bodenverbrauches angelangt. Bezüglich Bodennutzung fordert der Naturschutzbund – anlässlich des Weltbodentags am 5. Dezember – ein Umdenken ein: Anstatt sich die Frage zu stellen, wie viel Bauland ist notwendig, um wirtschaftlich fit zu bleiben, sollte man hinterfragen: „Wie viel Grünland braucht es, um überleben zu können?“

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Grund und Boden sind keine beliebigen Waren. Gemeinsam mit Wasser und sauberer Luft ist ein gesunder, lebendiger Boden unsere wichtigste Lebensgrundlage. Studien haben bewiesen, dass unsere Ackerböden aufgrund der Klimakrise bis zu 20 Prozent weniger Ertrag bringen werden. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) warnen auf ihren Homepages, dass Österreichs Ernährungssicherheit gefährdet sei. Der Selbstversorgungsgrad für Österreich, der 2021 erhoben wurde, liegt für Getreide bei 94 Prozent, für Gemüse bei 58 Prozent und für Obst nur noch bei 48 Prozent.

Der massive Bodenverbrauch stellt aber auch eine große Gefahr für die Artenvielfalt dar. Durch die Zerschneidung der Landschaft droht den Wildtieren neben den Verlust von Lebensräumen mittlerweile auch eine genetische Verarmung. Aufgrund der raschen ökologischen Veränderungen von Lebensräumen wird sogar die Klimakrise weiter verstärkt.

Bodenverbrauch beschränken
Aber anstatt diese Warnungen ernst zu nehmen, haben die neun Landeshauptleute am 29.2.2024 das verbindliche Ziel, den Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 Hektar pro Tag zu beschränken, einstimmig abgelehnt. Auch die Beschlüsse zu den Zielen der Bodenstrategie, die die Österreichische Raumordnungskonferenz erarbeitete, fehlen nach wie vor. Um den in der Verfassung verankerten Verpflichtungen zur krisensicheren Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln nachkommen zu können, ist es höchste Zeit, landwirtschaftlich wertvolle Böden unter gesetzlichen Schutz zu stellen. Eine zukunftsfähige Bodenpolitik, die Lebensmittelsicherheit UND Artenvielfalt für nachfolgende Generationen bewahrt, ist längst überfällig.

Kompetenzen hinterfragen, Finanzausgleich nach Umweltkriterien organisieren
Es ist wichtig, dass die die zuständigen Akteur*innen in der Raumordnung und die Politiker*innen faktenbasiert und schnell handeln. „Die Kommunalsteuer in ihrer derzeitigen Form und die Kompetenzzuordnung, die den Gemeinden in Raumordnungsfragen die Hauptentscheidung überträgt, forciert den Bodenverbrauch anstatt diesen einzudämmen“, sagt Naturschutzbund-Expertin Ingrid Eichberger und betont „Der Finanzausgleich soll (auch) nach Umweltkriterien erfolgen, sodass der Erhalt von noch unverbauten Landschaftsräumen gefördert und die Innenentwicklung von Ortschaften weiter vorangetrieben wird. Denn eine artenreiche Natur und die pflanzliche Lebensmittelversorgung brauchen Platz.“

Biodiversität und Ernährungssicherheit
Auch für die Biodiversität ist Boden von zentraler Bedeutung. Die Maßnahmen zur Bewältigung der vier großen Krisen unserer Zeit – der Biodiversitätskrise, der Klimakrise, der Bodenkrise und der daraus resultierenden Gefährdung unserer Ernährungssicherheit – dürfen sich nicht gegenseitig behindern. Sie müssen miteinander gedacht und umgesetzt werden. Der Naturschutzbund Salzburg setzt sich dafür ein, Gesamtkonzepte, die den Schutz von Klima, Arten, Boden und Ernährungssicherheit miteinander vereinen, umzusetzen.

03.12.2024

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