Igel sind eigentlich recht anspruchslose Tierchen, was ihren Lebensraum anbelangt: Sie benötigen nur auf kleinem Raum genügend Futter und Versteckmöglichkeiten. Doch ideale Igellebensräume wie artenreiche Magerwiesen, Hecken und Gehölze sind rar geworden und vielerorts einseitig bewirtschafteten, intensiv gedüngten und mit Pflanzenschutzmitteln behandelten Landwirtschaftsflächen gewichen. So fanden die stacheligen Freunde ausgerechnet in menschlichen Siedlungsgebieten ihr neues Zuhause …
Igel sind wahre Orientierungskünstler: Sie erstellen im Laufe ihres Lebens im Gedächtnis eine Art Landkarte, auf der Hindernisse sowie mögliche Durchschlüpfe, Tagesverstecke und gute Futterstellen in ihren Streifgebieten verzeichnet sind. „Hedgehog“, was so viel heißt wie „Heckenschwein“, wird der Igel übrigens im Englischen genannt: Diesen Namen verdanken die stacheligen Gartenfreunde der Tatsache, dass sie ihre Nester gerne unter Hecken anlegen. Bodenbedeckende Sträucher, wildwuchernde Brombeerranken, Ast- und Laubhaufen oder Spalten in Brennholzstapeln sind bei Igeln einerseits als Nestplatz beliebt und ermöglichen es ihnen andererseits, während ihrer Streifzüge bei Gefahr sofort zu verschwinden.
Einigeln par excellence
Igel haben hochempfindliche Nasen, mit denen sie bei der Futtersuche – gemächlichen „Schritts“ – in Erde, Gras und Laub nach Fressbarem stöbern. Neben der Nase ist auch das Gehör des Igels sehr gut entwickelt und viel empfindlicher als beispielsweise bei uns Menschen. Dafür ist die Sehfähigkeit des Igels nur mäßig gut. Unbewegte Gegenstände werden vom Igel vermutlich nur unscharf wahrgenommen, was für den nachtaktiven Stöberer aber kein wirklicher Nachteil ist. Bei ihrer Futtersuche halten sich Igel gerne auf naturnahen, also extensiv bewirtschafteten, kurzgeschnit-tenen Wiesen auf, die sie bequem durchstreifen können und ihnen ein großes Nahrungsangebot bieten. Auch Baumstrünke und liegengelassenes Totholz mit reichlichem „Innenleben“ bereichern den Speisezettel der Igel. Überlebensnotwendig als Futterplatz während Zeiten größerer Trockenheit sind auch ungeschnittene Wiesen und Staudenbeete sowie Hecken aus heimischen Sträuchern. Hecken aus alteingesessenen Strauch- und Baumarten sind Lebensraum für Insekten und bieten damit vielen Insektenfressern – neben dem Igel auch zahlreichen Vogelarten – Nahrung und Schutz.
Das Stachelkleid schützt den Igel vor den meisten seiner natürlichen Feinde. Versucht ein Fressfeind den Igel an den stachellosen Körperstellen zu packen, wird sofort die stachelige Rüstung in Position gebracht. Gleichzeitig werden die Stacheln mit Hilfe der Hautmuskeln kreuz und quer aufgerichtet, und bleiben so nur für Tiere mit sehr langen Krallen durchdringbar. Versucht der Feind, den noch ungeschützten Bauch des Igels anzugreifen, igelt sich der Angegriffene regelrecht ein: Das heißt, er bildet eine Kugel, wobei diverse Muskelpartien daran beteiligt sind.
Des Igels Leidwesen
Der Igel leidet unter fortschreitendem Verlust geeigneter, naturbelassender Grünflächen und unter der Zerschneidung seines Lebensraumes. Neben kleineren Hindernissen wie Mauern und Zäunen sind es vor allem die Straßen, auf denen er oftmals „unter die Räder“ kommt. Doch werden zahlreiche Igelverletzungen bzw. -tode auch durch Mähgeräte oder andere Gartenwerkzeuge herbeigeführt. Igelchen bleiben in Fußballtornetzen hängen, fallen in Schächte und Gruben, aus denen sie sich nicht mehr selbstständig befreien können, ertrinken in Swimmingpools, sterben durch Stromschlag in elektrischen Weidezäunen, geraten in Mausefallen, werden mit Ast- oder Laubhaufen unabsichtlich mitverbrannt usw.
Ein Paradies für Igel
In naturbelassenen Gärten und Parks, sei es im städtischen oder ländlichen Gebiet, finden Igel alles, was sie zum Überleben brauchen. Wichtig ist, dass sie sich dort frei bewegen können. Laub und Äste sollten liegengelassen werden, denn sie bieten ideale Überwinterungsunterschlüpfe für die Tierchen. Alternativ kann man auch ein Winterhüttchen für die stacheligen Freunde aufstellen. Wichtig ist es, auf Pestizide in Gärten und Parks zu verzichten – außer es wird explizit darauf hingewiesen, dass diese für Haus- und Wildtiere unbedenklich sind. Mähroboter sollten – wenn überhaupt – nur unter Aufsicht und bei Tag laufen gelassen und nur dann verwendet werden, wenn händisches Mähen unmöglich ist. Möglichst viele wilde Ecken sollten als Rückzugsorte für die stacheligen Orientierungskünstler „stehengelassen“ werden.
Der Naturschutzbund freut sich übrigens über jedes Igelfoto, das auf seiner Plattform www.naturbeobachtung.at geteilt wird! Expert*innen bestimmen die Bilder und entwickeln daraus Maßnahmen zum Schutz der stacheligen Freunde.
24.09.2024