Seit 13 Jahren endlich wieder ein Wildkatzennachweis in der Steiermark

Wildkatzen gehören zu den seltensten Säugerarten in Österreich. Sie gelten in der Steiermark offiziell als ausgestorben – wie auch im Rest Österreichs. Trotzdem gibt es immer wieder Sichtungen der extrem scheuen Waldtiere. Der jüngste Totfund in der Steiermark beweist, dass sie zurückgekehrt sind.

© Andreas Kranz

Eine nicht alltägliche Entdeckung machte im Jänner 2021 eine Einwohnerin von Preding, südlich von Graz: Eine Katze war auf der Landstraße unmittelbar bei ihrem Grundstück überfahren worden. Da sie vermutete, dass es sich um eine Wildkatze handeln könnte, meldete sie den Fall der Berg- und Naturwacht Preding, die sich ihrerseits gleich an den Naturschutzbund Steiermark bzw. die Koordinationsstelle Wildkatze beim Naturschutzbund Österreich wandte. Wie Untersuchungen der Darmlänge – sie ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Wild- und Hauskatzen – durch den Wildökologen und Plattform Wildkatze-Mitglied Andreas Kranz sowie genetische Untersuchungen ergaben, handelt es sich dabei zweifelsfrei um eine Europäische Wildkatze! Der stattliche Kuder (Männchen) mit einer Gesamtlänge von 90 cm wog über sechs Kilogramm und wurde mittlerweile dem Naturkundemuseum des Joanneums überantwortet, wo er präpariert wird, um ihn in Folge einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Wildkatze in der Steiermark
Der letzte genetisch bestätigte Nachweis (C1) einer Wildkatze in der Steiermark liegt schon 13 Jahre zurück: 2008 war ein Kuder im Bereich Turrach/Obersteiermark versehentlich erschossen worden. Vier Jahre später wurde eine Katze mit eindeutigen (phänotypischen) Wildkatzenmerkmalen (C2) in Eisbach-Rein bei Graz auf einer Gartenmauer am Waldrand fotografiert: Die beige, verwaschene Fellzeichnung, der schmale Aalstrich am Rücken und die unverbundenen schwarzen Ringe am Schwanz sind äußerliche Merkmale einer Wildkatze. Um herauszufinden wie es um den steirischen Wildkatzenbestand steht, will der Naturschutzbund Steiermark mithilfe von Landes- und EU-Mitteln nach der seltenen Katze suchen – ein Bestandserhebungsprojekt wurde bereits eingereicht.

Plattform Wildkatze
So bedauerlich jeder einzelne Totfund einer Europäischen Wildkatze auch ist, so bedeutsam ist er für die ExpertInnen der Plattform Wildkatze, sammelt sie doch über die Koordinations- und Meldestelle Wildkatze alle Sichtungen in Österreich. Dort werden sämtliche Meldungen in einer Datenbank verwaltet. Sind Gewebeproben oder Haare vorhanden, werden diese genetisch analysiert. Der Plattform Wildkatze gehören der Naturschutzbund Österreich, der Nationalpark Thayatal, die Österreichischen Bundesforste, der Alpenzoo-Innsbruck, das Naturhistorische Museum Wien, die Jagd Österreich sowie weitere ExpertInnen an. Der Plattform ist es seit ihrer Gründung 2009 gelungen, rund 229 Wildkatzennachweise (C1 und C2) zu sammeln.

Neben der Wildkatze bei Preding sind seit Anfang des Jahres bereits drei Wildkatzennachweise geglückt (Kärnten, nördliches und südliches Waldviertel). Die meisten Nachweise gibt es für Kärnten und Niederösterreich – hier sticht besonders das Umland der Wachau heraus: Ein Erhebungsprojekt erbrachte 2020 erstmals den Nachweis von sechs Wildkatzen – Kuder und Kätzinnen. Das lässt den Schluss zu, dass sich die Tiere auch fortpflanzen.

Weitere Informationen zur Wildkatze
Zu den Unterscheidungsmerkmalen Wildkatze-Hauskatze

 

08.04.2021

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