Schützen, was uns schützt – Artenvielfalt beobachten, erfassen und erhalten

Naturschutzbund zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai

Artenschutz geht uns alle an: Denn mit dem Verlust der Artenvielfalt gehen drastische Verluste für uns Menschen einher: Unsere Nahrungssicherheit, die Abmilderung der Klimakrise sowie auch Medizin & Gesundheit sind ganz wesentlich von ihr abhängig. Wieso das so ist und wie jede*r einzelne seinen Beitrag zu mehr Biodiversität leisten kann, erklärt zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt der Naturschutzbund.

© Wolfgang Schruf

Je mehr Arten in einem Gebiet vorkommen, desto höher die Artenvielfalt, die Biodiversität, die biologische Vielfalt. Ist doch klar, würde man meinen. Doch nicht nur die einzelnen Arten, auch die Unterarten und die verschiedenen Populationen zählen zur Biodiversität. Selbst der Erhalt einzelner Populationen ist essenziell, da diese in ihrer genetischen Anpassung an das spezifische Gebiet einzigartig sind und die genetische Vielfalt der Art erhalten. Besonders in Zeiten des Klimawandels ist dieser „Mechanismus“ wichtig, da die Art so „Zugriff“ zu potenziell überlebenswichtigen genetische Anpassungen in den einzelnen Populationen hat. Aus diesen lokalen genetischen Anpassungen, wie Trockenheitsresistenz, Resistenz gegen Krankheitserreger oder gute Anpassung an Temperaturschwankungen, kann die ganze Art profitieren.

Die Lösungen der Zukunft liegen in der Natur
Biodiversität beeinflusst uns Menschen im täglichen Leben: Angefangen von der Nahrung, die wir zu uns nehmen, über die Wälder, die uns Holz für vielerlei Produkte liefern, bis hin zu Arzneimittel, auf die wir angewiesen sind. So ist biologische Vielfalt beispielsweise bei alten Nutztierrassen und -pflanzen essenziell, um potenziellen Nahrungsmittelengpässen entgegen zu wirken: Die alten Kulturrassen besitzen ein vielfältiges genetisches Material, das die Tiere u.a. vor Krankheiten und Trockenheit schützt. So sind diese oft um einiges widerstandsfähiger als die Tierrassen aus konventionellen Nutz- und Massentierhaltungen, die fast ausschließlich auf Leistung und schnelles Wachstum gezüchtet werden. Bei den alten Nutzpflanzenarten verhält es sich ähnlich: So ist auch der Erhalt von wilden Vorfahren, auf denen unsere modernen Nahrungsmittelsorten basieren, sehr wichtig, da sich dadurch Gene rückkreuzen lassen, die nur noch die wilden Ursprungsarten besitzen und unsere Kulturrassen in Zeiten anhaltender Trockenheit, Hitze und höherer Schädlingsdichte schützen können.

Artenvielfalt hält gesund & trägt zum Klimaschutz bei
Viele heimische Pflanzen sind als traditionelle Heilmittel bekannt, wir finden jedoch auch jährlich neue pflanzliche wie auch tierische Wirkstoffe, die in der Entwicklung neuer Medikamenten eingesetzt werden. Gifte verschiedener Spinnen sowie Abwehrstoffe von Insekten sind oftmals noch wenig erforscht, obwohl Studien belegen, dass genau diese oftmals Stoffe beinhalten, die beispielsweise für die Behandlung von schweren Erkrankungen einsetzbar wären. Der Erhalt der Artenvielfalt kommt so auch dem Schutz menschlichen Lebens zugute. Biologische Vielfalt ist aber auch oftmals unterschätzter Puffer gegen Wetterextreme: so können etwa Wiesen mit vielen verschiedenen Gras- und Krautarten Starkregen wesentlich besser trotzen als eintönige Rasenlandschaften, da der Boden durch die Wurzeln verschiedensten Arten auf unterschiedlichen Ebenen stabilisiert wird. Doch ist nicht nur die absolute Artenzahl wichtiger „Zeiger“ für die Biodiversität, auch der ökologische Nutzen der Arten zählt. So kommen in Mooren – im Gegensatz zu extensiv bewirtschafteten Wiesen – nur eine geringe, hochspezialisierte Zahl an Tier- und Pflanzenarten vor, die individuell an diesen Lebensraum angepasst sind. Ihnen kommt eine besondere Bedeutung zu – das einzelne Feuchtgebiet sowie unsere Umwelt insgesamt betreffend. So sind z.B. verschiedene Torfmoosarten als Kohlenstoffspeicher für das Abmildern der Klimakrise relevant.

Wissen schützt
Doch wie schützen, was immer weniger Menschen kennen? Über die Citizen-Science-Plattform www.naturbeobachtung.at bzw. die gleichnamige App des Naturschutzbundes kann man nicht nur mehr Artenkenntnis erlangen, man kann auch zu mehr Artenschutz bzw. einer vielfältigeren Biodiversität beitragen, indem man Fotos von möglichst vielen tierischen & pflanzlichen Naturbeobachtungen auf naturbeobachtung.at teilt. Expert*innen prüfen jede einzelne Sichtung und gewährleisten somit höchste Qualität. Über die Plattform werden Verbreitungsdaten zur heimischen Flora & Fauna dokumentiert, die wiederum Basis für maßgeschneiderte Maßnahmen zum Erhalt und Schutz der Arten bilden.

 

21.05.2025

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