BirdLife Österreich und | naturschutzbund | sehen eine Forststraßenöffnung kritisch!
BirdLife Österreich
„Durch die generelle Freigabe der Forststraßen können sensible Vogelarten, wie etwa Raufußhühner, in ihren Brutgebieten zusätzlich gestört werden, denn Freizeittourismus zieht mancherorts schon hohe Belastungen für Wildtiere nach sich“, meint Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. Ein vorausschauender Vogelschutz braucht eine Planung und Lenkung mit Maß, um möglichen neuen Belastungen für die Vogelwelt vorzubeugen.
| naturschutzbund |
Wir begrüßen, dass Menschen ihre Freizeit in ihrem näheren Umfeld, so auch im Wald verbringen. Wald-Ökosysteme sind jedoch besonders störanfällig und schon jetzt genügend Stressfaktoren ausgesetzt. Da wir mit der Natur behutsam umgehen müssen, ist der Ansatz, generell alle Wege für nicht selten geschwindigkeitsbetonte Biker zu öffnen, der falsche. Für ein nachhaltiges, naturschonendes Wegenetz, bei dem sowohl Radfahrer als auch Wanderer auf ihre Kosten kommen, müssen gemeinsam Lösungen ausverhandelt und gefunden werden, um die verschiedenen Anforderungen an den Wald und seine angrenzenden Flächen aufeinander abzustimmen. Vertragliche Lösungen vor Ort haben sich bewährt. Nur so können auch weiterhin die vielfältigen Funktionen des Waldes und der Schutz von Mensch, Natur und Tier gewährleistet werden.
Radfahren im Wald führt häufig in eine Sackgasse
90 Prozent der Forststraßen enden als Sackgasse, da sie zur Flächenerschließung und nicht als Wegenetz konzipiert sind. Das führt dazu, dass Radfahrer am Ende der Straße auf Wanderwege ausweichen oder Downhill fahren, was Wald und Tieren schadet. Daher ist es notwendig, intelligente Streckenführungen vorzunehmen und gemeinsam Ausweisungen zu vereinbaren, die nicht als Sackgasse enden.
Der Wald muss vielfältige Funktionen erfüllen können
Der Wald ist gleichzeitig Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Arbeitsplatz, Wohlfühloase für Erholungssuchende, schützt vor Naturgefahren, trägt zum Klimaschutz bei, spendet saubere Luft und reines Wasser und liefert den nachhaltigen Rohstoff Holz. Es liegt in der Verantwortung der Waldeigentümer, dass der Wald seine Nutz-, Schutz-, Erholungs- und Wohlfahrtsfunktion erfüllen kann. Eine generelle Öffnung der Forststraßen für Mountainbiker, wie sie von einzelnen Interessengruppen derzeit gefordert wird, würde den ökologischen Aspekt und damit die Gesamtleistung des Waldes ignorieren.
Nur gezielte Lenkungsmaßnahmen sichern Ruhe- und Schutzgebiete
Sensible Ökosysteme und besonders gefährdete Tier- und Pflanzenarten brauchen besonderen Schutz, der durch eine Öffnung nicht mehr gewährleistet wäre. So würden zum Beispiel Querfeldeinfahrten die Waldverjüngung gefährden, weil die Beunruhigung des Wildes vermehrt Waldverbiss nach sich zieht. Die Tier- und Pflanzenwelt würde stark unter einer Forststraßenöffnung leiden, da eine Sicherstellung von den so dringend notwendigen Ruhe- und Schutzgebieten nicht mehr möglich wäre. Wandernde Amphibien und Reptilien werden überfahren. Nur durch eine vorausschauende Wegeplanung und das Respektieren von ökologisch sensiblen Gebieten können Beeinträchtigungen vermieden werden, wie auch eine Studie der Universität für Bodenkultur Wien belegt. Lenkungsmaßnahmen können die Leistungen des Waldes für alle Waldnutzer auch in Zukunft sicherstellen und Konflikte zwischen den vielen verschiedenen Nutzergruppen vermeiden. Ein Dialog und vertragliche Lösungen vor Ort sind der einzige Ansatz, der einer Gesamtverantwortung für den Wald gerecht wird. Nur so können ökologische Ansprüche mit denen der Erholungssuchenden in Einklang gebracht werden.
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Ingrid Hagenstein, Chefredakteurin Natur&Land
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