Zwei Gebiete gibt es in Österreich, in denen Luchse leben: Die Kalkalpen und der Böhmerwald mit Mühl- und Waldviertel. In beiden Gebieten engagiert sich der Naturschutzbund für die Sicherung dieser noch höchst sensiblen Bestände. Während die Böhmerwald-Population im Dreiländereck Böhmen, Bayern und Österreich schon einige Dutzend selbstständige Tiere aufweist, braucht die kleine Luchsgruppe in den Kalkalpen derzeit noch „Hilfe von außen“ – an der Auswilderung eines weiteren Luchsmännchens zur Bestandsstützung wird gearbeitet.
Wie erforscht man ein extrem scheues Tier, das sich vorzugsweise in großen Waldgebieten versteckt? Der Naturschutzbund und seine Partner versuchen vor allem mit Hilfe von Fotofallen den in Österreich lebenden Luchsen auf die Schliche zu kommen. Jeder Luchs hat eine ganz individuelle Fellzeichnung, durch die er – ähnlich einem menschlichen Fingerabdruck – eindeutig identifiziert werden kann. Gute Bilder aus den Fotofallen bringen so also nicht nur die Information, dass ein Luchs anwesend ist, sondern auch welcher. Weitere Hilfsmittel bei der Erforschung der österreichischen Luchspopulation sind beispielsweise Sendehalsbänder.
Die Geduld und der Einsatz der Forscher wurde belohnt: In zwei Gebieten kann man nun ziemlich genau sagen, wie viele Luchse hier leben oder zumindest immer wieder durchwandern. Der „Böhmerwald-Luchs“ hat zwischen Oberpfalz und Wachau eine Population mit 60 bis 80 selbstständigen Luchsen aufgebaut. Diese Entwicklung gibt Hoffnung, dass sich Luchse hier irgendwann auf Dauer wieder etablieren können. Derzeit sind es aber noch zu wenige Tiere für eine gesunde und dauerhaft überlebensfähige Population.
Ganz klein ist die Gruppe der Kalkalpenluchse. Auch hier setzt sich der Naturschutzbund im Rahmen der Luchs-Arbeitsgemeinschaft LUKA für die Pinselohren ein. Derzeit leben hier nachweislich fünf Luchse: Drei Weibchen und zwei Jungtiere. Nach mehreren Luchsfreilassungen in den letzten Jahren entwickelte sich die Luchspopulation zunächst recht gut: 13 Jungtiere wurden seit 2012 gezählt. Von diesen weiß man, dass ein Tier in das Wildnisgebiet Dürrenstein abwanderte, ein weiteres wurde im Nationalpark Gesäuse gesichtet. Doch nach dem mysteriösen Verschwinden mehrerer Luchsmännchen – einer wurde nachweislich 2013 geschossen – steht es jetzt um die Population sehr besorgniserregend. Deshalb wird derzeit intensiv an der Freilassung eines weiteren Luchsmännchens gearbeitet. In beiden Luchsgebieten hofft der Naturschutzbund jedenfalls 2016 auf Nachwuchs.