Der Österreichische Wildbienenrat prämierte bei seiner Jahresversammlung vergangenes Wochenende den „Bedeutendsten Wildbienenfund des Jahres“: und zwar die Fuchs-Langhornbiene, Eucera vulpes – ein Erstnachweis und somit eine neue Art für Österreich! Unter den Favoriten fanden sich weitere äußerst interessante Funde: z.B. eine Wildbiene in einem Geldautomaten, der Erstnachweis einer Art für Oberösterreich, ein außergewöhnlich alter Nachweis – nämlich von 1886 – aus dem Naturhistorischen Museum Wien sowie mehrere „Arealerweiterungen“ – das sind Nachweise von Bienenarten außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets.
Die Fuchs-Langhornbiene, Eucera vulpes, der bedeutendste Wildbienenfund des Jahres, stammt aus einem Luzernefeld in Tadten im Ostburgenland und wurde im Rahmen des Projektes FRAMEwork (Forschungsprojekt "Farmer Cluster for Realising Agrobiodiversity Managment across Europe" finanziert von der Europäischen Union, Projektnummer 862731) gesammelt. Expert*innen der BOKU University und Herbert Zettel vom Naturhistorischen Museum Wien waren mit der nicht ganz einfachen Bestimmung des Tieres betraut, da die Art normalerweise vorwiegend im mediterranen Raum vorkommt. „Die klimatischen Bedingungen werden für manche Wildbienenarten aktuell auch in nördlicheren Gebieten günstiger. Das führt dazu, dass sie aus dem Mittelmeerraum gen Norden und somit auch nach Österreich wandern, wo sie sich bevorzugt im wärmebegünstigten Osten des Landes ansiedeln“, erklärt Sophie Kratschmer vom Institut für Zoologie der BOKU University.
Auch ein zweiter Fund wurde vom Wildbienenrat als „Herausragender Wildbienenfund“ prämiert: Noch ein Erstnachweis für Österreich – gefunden in der Sammlung des Naturhistorischen Museums. Dominique Zimmermann, Kuratorin der Bienen-Sammlung, entdeckte im Zuge ihrer Arbeit für das Projekt „Rote Liste der Wildbienen Österreichs“ die sogenannte Schimmernden Mauerbiene, Osmia submicans, die bereits 1886 in Innsbruck gesammelt wurde und sich seither in der Sammlung des Naturhistorischen Museums befindet. Dieser Fund macht in exemplarischer Weise den Wert des Rote-Liste-Projekts deutlich, bei dem alle in Sammlungen verfügbaren österreichischen Wildbienen-Exemplare überprüft und katalogisiert werden. Nicht zuletzt ergänzt dieser Fund eines historischen Exemplars der Schimmernden Mauerbiene die Liste der in Österreich als ausgestorben geltenden Arten um eine weitere Art. „Vielleicht gelingt ja bald ein Wiedernachweis dieser besonderen Art – in Deutschland kommt sie nicht allzu weit von der österreichischen Grenze entfernt vor“, sagt Dominique Zimmermann.
Wildbienen brauchen im Allgemeinen hohe Temperaturen. Deshalb findet man die meisten Wildbienenarten Europas im Mittelmeerraum. Durch die steigenden Temperaturen der vergangenen Jahre können sich wärmeliebende Arten jedoch auch in Österreich in Arealen ausbreiten, die noch vor wenigen Jahren zu kalt für sie waren. Einige Wildbienenarten, die bis jetzt nur in Wien, Niederösterreich und im Burgenland vorkamen, breiten sich nun auch in den angrenzenden Bundesländern Oberösterreich und Steiermark aus. Die aktuellsten Neufunde für Oberösterreich sind ebenfalls auf eine solche Arealerweiterung zurückzuführen. Wenn es sich um einen „Erstnachweis einer inzwischen ausgestorbenen Art“ handelt, zeigt das auch, dass in Sammlungen oftmals Berge an „Material“ liegen, die aus Ressourcenmangel nicht bearbeitet werden können bzw. manchmal erst so spät, dass die Art dann bereits regional ausgestorben ist. Eine Art gilt in Österreich übrigens dann als ausgestorben, wenn sie seit 50 Jahren nicht mehr nachgewiesen wurde
Der Österreichische Wildbienenrat ist ein Zusammenschluss von Expert*innen für Wildbienen, Insekten, Bestäubungsökologie und Biodiversität und arbeitet seit seiner Gründung 2019 eng mit dem Naturschutzbund Österreich zusammen. Weitere Informationen dazu gibt’s HIER.
13.11.2024