Anlässlich des Weltschlangentages am 16. Juli holt der Naturschutzbund die seltene Barrenringelnatter, Natrix helvetica, vor den Vorhang, die neuerdings sogar zur eigenständigen Art erklärt wurde. Wir sind also in Österreich, wo wir sechs Schlangenarten zählten, die mittlerweile alle selten geworden sind, um eine Schlangenart reicher. Österreichs älteste Naturschutzorganisation gibt Tipps, was man für Schlangen, aber auch gegen Angst vor Schlangen, tun kann.
Früher war die Ringelnatter als eine polytypische Art bekannt, heißt: Die Art hat mehrere Unterarten, eine davon die Barrenringelnatter. Neuerdings erlangte die Barrenringelnatter, Natrix helvetica, jedoch den Status „eigene Art“, da sie sich sowohl genetisch als auch morphologisch von der allgemein bekannten (Ost-)Ringelnatter, Natrix natrix, unterscheidet. Die Barrenringelnatter ist meist größer und wuchtiger als die herkömmliche Ringelnatter. Das typische schwarze Barrenmuster, das für die Art namensgebend ist, ist bei den in Österreich vorkommenden Individuen kurioserweise fast nie zu sehen. Stattdessen ähnelt sie in ihrer Zeichnung sehr den üblichen Ringelnattern. Solche Exemplare werden im Volksmund „Alpen-Barrenringelnatter“ gekannt, da diese „unauffälligen“ Populationen vorrangig im Alpenraum zu finden sind. Unterscheidbar ist aber sogar die Alpen-Barrenringelnatter von der herkömmlichen Form: und zwar an ihrer Kopfzeichnung – siehe GRAFIK (A: Ringelnatter, Natrix natrix, B: Barrenringelnatter, Natrix helvetica). Der Barrenringelnatter fehlt der vordere schwarze Fleck am Kopf und der hintere schwarze Fleck ist weitaus länger und spitzer zulaufend als bei der Ringelnatter. Barrenringelnattern sind in Westeuropa bis nach Großbritannien sowie in den westlichen Ostalpen bis nach Italien heimisch. Dort wo Ringel- und Barrenringelnatter sich ihr Habitat teilen, wie beispielsweise im nördlichen Tirol, können beide Arten auch hybridisieren.
Schlangenfreunde – Schlangenfreuden
In Österreich heimischen Schlangenarten sind allesamt hoch schützenswert und teils stark gefährdet – wie die Würfelnatter, oder gar vom Aussterben bedroht – wie die Europäische Hornotter. Die Wiesenotter gilt in Österreich bereits als ausgestorben. Schlangen kommt aber eine äußerst wichtige Rolle in unserem Ökosystem zu. Speziell im Garten sind sie großartige Nützlinge, da sie Nagetiere verspeisen und generell Zeichen eines gesunden Gartens sind. Was kann man für Schlangen tun? Ganz einfache Dinge können der Schlange das (Über-)Leben erleichtern: Beispielsweise das Anlegen von Asthaufen oder Steinhaufen im eigenen Garten für die Überwinterung der eleganten Tiere, oder aber auch das Stehen- bzw. Liegenlassen von Totholz. Ein naturnaher Garten hilft immer. Und zwar nicht nur Schlangen, sondern auch vielen verschiedenen anderen Tier- und Pflanzenarten. Wovon man auf alle Fälle – den schuppigen Freunden zuliebe – absehen sollte, ist der Einsatz von Giften im Garten: Schlangen können sich an Tieren, die zuvor mit Rattengift oder Schneckenkorn vergiftet wurden, ebenso vergiften.
Schlangen fürchten Menschen – Menschen fürchten Schlangen
Naturschutzbund-Expertin Carolina Trcka-Rojas dazu: „Viele Menschen haben Angst vor Schlangen. Doch die meisten der in Österreich heimischen Schlangen sind ungiftig. Die einzigen heimischen Giftschlangenarten sind die Kreuzotter sowie die Europäische Hornotter, deren Bisse jedoch selten lebensgefährlich sind.“ Beide Arten kommen vorwiegend in Gebirgsregionen vor. Schlangen sind Fluchttiere, sie beißen also nur, wenn sie sich direkt bedroht fühlen, wenn man sie aktiv berührt oder versehentlich auf sie tritt. Um Bissen vorzubeugen, ist es ratsam, bei Wanderungen in Schlangengebieten festes Schuhwerk und eine lange Hose zu tragen. Wenn man auf das scheue Tier treffen sollte, gilt es, einen Bogen um sie zu machen. Das dient nicht nur dem Selbstschutz, sondern auch dem Schutz des Tiers: Schlangen beißen nämlich nur äußerst ungern, so doch ein gifthaltiger Biss auch für sie eine große Belastung darstellt. Viele Menschen haben jedoch Angst vor Schlangen – egal ob giftig oder ungiftig. Schlangen haben aber im Allgemeinen jedoch meist mehr Angst vor Menschen als umgekehrt und sind für ihr Fortbestehen auf letztere angewiesen.
naturbeobachtung.at
Was man darüber hinaus ganz einfach und jederzeit machen kann, um unsere schuppigen Zeitgenossen zu schützen: Schlangenbeobachtungen auf der Citizen-Science-Plattform naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen App teilen! „Freuen Sie sich also, wenn Sie einer Schlange begegnen und teilen Sie mit uns Ihre Beobachtung“, meint Trcka-Rojas. „Die Bilder werden von Expert*innen bestimmt und ausgewertet und dienen als Basis für den Schutz der gefährdeten Tiere. Der Naturschutzbund freut sich über jeden einzelnen „Fund“!“
09.07.2024