Naturschutzorganisationen warnen: Neues Agrarprogramm treibt Artensterben weiter voran

Drastische Kürzungen bringen Naturschutz unter Druck

Blühende Hecke © Michael Brands
Blühende Hecke © Michael Brands

Naturschutz braucht auch finanzielle Mittel. Deshalb protestiert der | naturschutzbund | zusammen mit anderen Naturschutzorganisationen Österreichs gegen die Kürzung des Naturschutzbudgets im neuen Agrarumweltprogramm.

Die Bundesregierung plant, den fertigen Programmentwurf für Ländliche Entwicklung nach dem Ministerrat vom 8. April zur Begutachtung in Brüssel vorzulegen. Sollten die aktuellen Pläne der Agrarpolitik des Bundes und der Länder umgesetzt werden, sehen die Naturschutzorganisationen BirdLife Österreich, WWF Österreich, Naturschutzbund Österreich und Naturfreunde Österreich weiteren massiven Artenschwund auf den heimischen Wiesen und Feldern als vorprogrammiert. Die vorgesehenen Budgetmittelkürzungen von bis zu 100 Mio. Euro im Agrarumweltprogramm (ÖPUL) sowie Kürzungen von ca. 30% beim Projektnaturschutz drohen den österreichischen Naturschutz in die Sackgasse zu führen. Die NGOs fordern eine deutliche Erhöhung der Naturschutzmittel in der Ländlichen Entwicklung auf mindestens
10% des Gesamtbudgets von 1,1 Mrd. Euro. Ein deutlicher Appell der NGOs ergeht auch an die für den Naturschutz zuständigen Länder, von den landeseigenen Aufstockungsmöglichkeiten zielgerichtet Gebrauch zu machen.

Landwirtschaft verursacht Artenschwund

"Jeder zweite Vogel und noch mehr Schmetterlinge und Bienen sind seit den 1980er Jahren verschwunden", bringt Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer der Vogelschutzorganisation BirdLife die dringliche Sachlage auf den Punkt. Betroffen sind vor allem die landwirtschaftlichen Flächen. Alleine der Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger reicht nicht aus, um den Lebensraumverlust vieler Arten zu stoppen. Einer Studie zufolge ist in Österreich alleine zwischen 1998 und 2011 ein Rückgang der Feldvögel von 31,7% zu verzeichnen gewesen. Europaweit ist die Zahl der Vogelarten in der Kulturlandschaft seit 1980 um 52% zurückgegangen, das sind um 300 Millionen Vögel weniger.

Die Investitionen der bisherigen Agrarumweltpolitik haben diese Entwicklung nicht aufhalten können. "Um den  anhaltenden Artenschwund in Wiesen, Feldern und Wäldern zu stoppen und damit den EU-Zielen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt näher zu kommen, ist eine dringende Mittelaufstockung für ÖPUL, Naturschutzmaßnahmen und das
Österreichische Waldökologie-Programm (ÖWÖP) erforderlich", so Bernhard Kohler, Programmleiter Biodiversität Österreich im WWF.

10% der Agrarfördergelder für den Naturschutz

Die NGOs fordern daher von den 1,1 Mrd. Gesamtbudget für Ländliche Entwicklung mindestens 10% für Kernmaßnahmen des Naturschutzes:

50 Mio. Euro pro Jahr für "Pflege ökologisch wertvoller Flächen"
40 Mio. Euro pro Jahr für Naturschutzprojekte
27 Mio. Euro pro Jahr für ökologische Maßnahmen im Wald

Das EU-Programm der Ländlichen Entwicklung ist aufgrund seiner flächendeckenden Wirkung das wichtigste Mittel zur Verwirklichung von Naturschutz- und Umweltzielen, so Birgit Mair-Markart, Naturschutzbund- Geschäftsführerin. "Langfristig werden diese Sparmaßnahmen auch Konsequenzen für die Erholung in der Natur und den österreichischen Wandertourismus haben", ergänzt Regina Hrbek, Programmleiterin Nachhaltige Entwicklung und Umweltpolitik bei den
Naturfreunden Österreich.

Die Naturschutzorganisationen warnen Bundesminister Andrä Rupprechter sowie die für Land- und Forstwirtschaft sowie Naturschutz zuständigen Landesräte vor möglichen Fehlentscheidungen mit dramatischer Folgewirkung für die österreichische Artenvielfalt und appellieren an sie, alles zu tun die österreichischen Naturschätze zu bewahren.

 

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