Den Luchs mit seinen typischen Pinselohren kennt jeder – doch die wenigsten wissen, dass es in Österreich noch eine weitere wild lebende Katzenart gibt – die Wildkatze. Trotz der optischen Ähnlichkeit sind damit weder verwilderte Hauskatzen noch die Vorfahren der Hauskatzen gemeint. Vergangene Woche wurde im Südburgenland, bei Heiligenkreuz im Lafnitztal, eine Hecke gepflanzt, die die Wildkatze bei ihrer Rückkehr nach Österreich unterstützen soll.
Die Wildkatze galt in Österreich für lange Zeit als ausgestorben. Mittlerweile steht jedoch fest, dass sie zurückkehrt. In einigen Gebieten Österreichs kann sie bereits seit mehreren Jahren regelmäßig nachgewiesen werden. Sogar Nachwuchs wurde in Niederösterreich, dem Burgenland und in Kärnten dokumentiert. Schon länger wurde vermutet, dass die Wildkatze im Südburgenland heimisch sein könnte, doch erst in den vergangenen etwa fünf Jahren konnte sie tatsächlich mehrmals nachgewiesen werden. Vermutlich konnten sich die Wildkatzen-Bestände zuerst auf ungarischer Seite erholen und fassen nun auch im Burgenland Pfote.
Hindernisse für die Samtpfote
Ein großes Hindernis für die scheue Waldbewohnerin ist die Zerschneidung geeigneter Lebensräume durch menschengemachte Barrieren. Die Wildkatze ist an größere und gut strukturierte Waldflächen gebunden und benötigt einen zusammenhängenden Lebensraum von mehreren hundert bis über tausend Hektar Größe. Sie braucht sowohl dichte, Deckung bietende Strukturen als Unterschlupf, als auch offene Bereiche für die Jagd. Besonders an Waldrändern und Gewässern, sowie auf deckungsreichen Wiesen und Windwurfflächen hält sich die scheue Samtpfote auf. Randlinien und Strukturelemente haben im Wildkatzenhabitat also eine besondere Bedeutung. Negative Auswirkungen auf den Wildkatzenlebensraum und auf dessen Vernetzung haben intensive landwirtschaftliche Nutzung, monotone Landschaften und Barrieren wie Siedlungs- und Industriegebiete oder Verkehrsinfrastruktur.
Was die Wildkatze zum Überleben braucht
Brachen, Hecken, Feldgehölze, Baumreihen, Biodiversitätsflächen oder Waldstreifen als Lebensraumkorridore zwischen den Kernlebensräumen sind essenziell für eine dauerhafte Rückkehr der Wildkatze.
Hecken pflanzen – Wanderkorridore schaffen
Der Naturschutzbund pflanzt im Rahmen des vom Waldfonds geförderten Projektes „Netzwerk Wildkatze“ in mehreren Gebieten Österreichs Heckenstreifen als Korridore für die Wildkatze. Zuletzt hat er – gemeinsam mit Kooperationspartner*innen – im oberösterreichischen oberen Mühlviertel 500 Sträucher für die Wildkatze gepflanzt. Vergangene Woche hat der Naturschutzbund – unterstützt von Tierarzt Bernhard Takacs und vom Landesforstgarten Burgenland – im Südburgenland, bei Heiligenkreuz im Lafnitztal, mehrere Heckenstreifen gesetzt. Die aus rund 1.000 Pflänzchen elf verschiedener heimischer Arten bestehenden Hecken sollen die Wildkatze beim Überqueren der offenen Landschaftsteile unterstützen, indem sie vorhandene Waldlebensräume miteinander verbinden. Sie kommen auch der Landwirtschaft – als Windgürtel zum Schutz gegen Bodenerosion – zugute.
Die Naturschutzbund-Wildkatzen-Datenbank
Der Naturschutzbund Österreich betreut die Wildkatzen-Datenbank, eine wichtige Grundlage für Forschung und Schutzmaßnahmen rund um die Wildkatze. Wenn Sie tatsächlich das Glück haben, eine Wildkatze zu sehen, sollten Sie dieses Ereignis unbedingt HIER melden.
15.12.2025