Naturschutzbund fordert: Pfand für Einweg-Plastik, mehr Mehrwegangebote

Plastikmüllvermeidung ist ein Gebot der Stunde!

Das Pro­blem ist längst be­kannt: Plas­tik ist über­all. In den Welt­meeren, in der Ant­ark­tis, in un­serem Körper. Zudem verursacht es in der Natur großes Tierleid. Vie­le Men­schen ver­suchen, Plas­tik zu ver­meiden. Doch gleich­zei­tig er­leben wir einen Boom bei der Plas­tik­pro­duktion. Was seriöse Studien beweisen und der Naturschutzbund jetzt fordert: Gegen die Plastikflut helfen bessere Mehrwegangebote kombiniert mit Pfand auf Einwegverpackungen, vor allem für Getränkeverpackungen. Damit lassen sich höhere Erfassungsquoten erreichen und die Vermüllung der Landschaft eindämmen.

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Klimaschutz, Rohstoff- und Energieeinsparung – das sind die Motive einer EU-Richtlinie zum Verringern von Einwegplastik. Die Zielsammel-Quote der EU lautet 90% für Plastikflaschen. Derzeit beträgt die Sammelquote für Kunststoff-Getränkeflaschen aber maximal 70% (in Städten unter 60%).

Europa sammelt zwar, doch die tatsächliche Recyclingquote der Kunststoff-Getränkeflaschen – der Anteil der tatsächlich stofflich verwertet wird – erreicht EU-weit für alle Kunststoffverpackungen aktuell gerade einmal 25 %. Die EU hat sich hier ab 2025 50% und ab 2030 55% Recyclingquote zum Ziel gesetzt. 

In einer vom Umweltministerium in Auftrag gegebenen Studie wurde untersucht, welche Maßnahmen geeignet sind, um diese von der EU vorgeschriebenen Zielvorgaben zur Plastikreduktion zu erreichen. Die Ergebnisse der Studie liegen nun vor und sind eindeutig: Nur mit einer Pfandlösung sind die Sammel- und Verwertungsziele zu erreichen. Das Pfand sollte für alle Getränkearten und für Kunststoff- und Metallverpackungen gelten.

Der Begleiteffekt der Pfandlösung liegt auf der Hand: Sobald der Verpackungsmüll einen Wert erhält, landet er verlässlicher am richtigen Ort und es gibt weniger weggeworfenen Verpackungsmüll entlang von Wegen oder auf öffentlichen Plätzen.

Eine weitere Studie zeigt auf, dass wiederbefüllbare Verpackungen (Mehrwegsysteme) zur Abfallvermeidung beitragen. Wiederbefüllung schlägt hier Wiederverwertung „Recycling“. Denn beim Recycling einer PET-Flasche bleiben schon nach sechs Recycling-Durchgängen aufgrund von Materialverlusten weniger als 2 % vom Ausgangsmaterial übrig*. Der große „Rest“ muss durch Neumaterial ersetzt werden. Dagegen kann eine wiederbefüllbare Flasche bis zu 40x wieder verwendet werden, bevor sie schließlich recycelt werden muss.

Das Plus für Mehrwegverpackungen wird noch deutlicher, wenn die Primärrohstoffe und die Energie jene Preise erhalten, die näher an der Kostenwahrheit liegen, d.h. die Belastung für die Umwelt widerspiegeln.

Deshalb appelliert der Naturschutzbund, dass neben der Einhebung von Pfand auf Einwegverpackungen vor allem auch Mehrwegverpackungen gefördert und Anreize dafür geschaffen werden müssen. Erleichtert wird dies durch eine klare deutliche Kennzeichnung, standardisierte Gebinde, attraktives Angebot und kundenfreundliche Rückgabemöglichkeiten.

„Der Weg aus der Plastikkrise beginnt jedenfalls dort, wo Plastikverbrauch massiv reduziert wird und weniger Plastik zum Einsatz kommt“, so Naturschutzbund-Experte Winfrid Herbst. „Pfand auf Einwegverpackung und Mehrweg-Verpackungen sind wichtige Schritte dorthin“.

 

* Erläuterung zum realen Materialverlust beim Recycling von Kunststoffflaschen (aus der Mehrwegstudie). Bei real gegebener Sammelquote und Materialverlust beim Recycling bleiben nach 6 Recyclingzyklen von 35 g Ausgangsmaterial nur noch 0,55 g übrig  (= 1,57 % - wohlwollend aufgerundet 2%)

Weitere Infos unter:
https://www.vaboe.at/es-fuehrt-kein-weg-an-einwegpfand-und-mehrwegsystemen-vorbei/
https://www.stadt-salzburg.at/pdf/studie_mehrweg_statt_muellberge_pladerer_vogel.pdf
https://www.stadt-salzburg.at/pdf/zusammenfassung_studie_getraenkegebinde_bmk2020013.pdf
https://www.global2000.at/einwegplastik-richtlinie

04.03.2020

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