In Österreich und Europa nehmen landwirtschaftspolitische Vertreter den Krieg in der Ukraine zum Anlass, die mühsam erreichten ökologischen Vorgaben für die Landbewirtschaftung aufzuweichen. Die wichtigen Maßnahmen des Agrarumweltprogramms werden konterkariert. Brachen, Biodiversitätsflächen und naturschutzfachlich wertvolle Grenzertragsflächen sollen im Namen der „Versorgungssicherheit“ wieder verstärkt unter den Pflug kommen. Schutzgebiete werden als Luxus bezeichnet, den man sich „jetzt nicht mehr leisten könne“. Das ist noch nicht alles: Auch angesichts der Klimakrise werden Stimmen immer lauter, wertvolle Naturflächen oder naturnahe Fließgewässerstrecken für die Energieproduktion zu opfern.
Mit der Klimakrise und dem Krieg in der Ukraine ist auch der Naturschutz und eine naturverträgliche Landbewirtschaftung unter Beschuss geraten
, ortet Roman Türk, Präsident des Naturschutzbundes eine gefährliche Fehlentwicklung. Es gibt immer noch zu wenig Bewusstsein, dass eine intakte Natur mit ihrer Vielfalt unsere Lebensversicherung ist. Energiewende und Versorgungssicherheit sind auch dem Naturschutzbund wichtig. Jetzt schaut es aber aus, als wolle man lieber Natur opfern, als etwa die Landschaftsversiegelung zu stoppen, mit der Jahr für Jahr wertvollste Agrarböden verloren gehen. Anstatt Maßnahmen zu setzen, die den Energieverbrauch reduzieren
, so Türk. Noch intensivere Landbewirtschaftung und das rücksichtslose Ausbeuten unserer Umwelt wird uns nicht retten. Geht die Biodiversität verloren, geht das auf Kosten der Funktions- und Anpassungsfähigkeit der Natur und damit auch auf Kosten der Menschen. Gerade angesichts der aktuellen Krisen sind wir mehr denn je gefordert, den Schutz von Natur und Umwelt weiter zu forcieren. Sie ist unser aller Kapital und Grundlage für unser Überleben
, appelliert Türk eindringlich an die Politik.
24.05.2022