Knapp 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen Österreichs sind bereits trockengelegt oder anders geschädigt: Zum Welttag der Feuchtgebiete am 2. Februar rücken die Umweltschutzorganisationen Naturschutzbund Österreich, GLOBAL 2000 und Heinrich-Böll-Stiftung diese bedrohten Ökosysteme in den Fokus. Mit der soeben erschienenen Österreich-Ausgabe des Mooratlas beleuchten sie dabei einen Lebensraum, der – in gesundem Zustand – besser als alle anderen Ökosysteme der Klimakrise entgegenwirkt: Nur knapp drei Prozent der gesamten Erdoberfläche sind von Mooren bedeckt, diese binden jedoch annähernd doppelt so viel Kohlenstoff, wie alle Wälder der Erde.
„Intakte Moore sind aber nicht nur ausgezeichnete Klimaschützer, sondern beheimaten auch hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten, die der Verlust ihres Lebensraums in große Bedrängnis bringt. Moorschutz ist deshalb auch wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Es braucht dringend einen Schulterschluss aller Beteiligten, um unsere Moore wiederherzustellen und zu erhalten. Dazu verpflichtet uns übrigens auch die Alpenkonvention“, betont Naturschutzbund-Geschäftsführerin Birgit Mair-Markart.
Wo sind die Moore?
In Österreich bestehen vor allem in höheren Lagen Erfassungslücken, das exakte Ausmaß der Moorflächen ist daher nicht immer klar. Welchen Schaden aber der Verlust jedes noch so kleinen Moores bedeutet, zeigt eine Beispielrechnung: Wird eine Fläche von 100 x 100 Metern, also ein Hektar Moor trockengelegt, so wird so viel gebundenes CO2 freigesetzt, wie ein normaler Verbrennungs-PKW emittiert, wenn er viereinhalb Mal die Erde umrundet.
GLOBAL 2000-Geschäftsführerin Agnes Zauner mahnt: „Die von Bund und Ländern gemeinsam verabschiedete ‚Moorstrategie 2030+‘ ist ein guter und wichtiger Schritt. Losgelöst von einer globalen Moor-Lösung droht die Wirkung jedoch zu verpuffen und Probleme wie den großflächigen Torfabbau nur überregional zu verschieben.“
Zerstörung im großen Stil
Von der Arktis bis Neuseeland – Moore finden sich weltweit, auf 500 Millionen Hektar Gesamtfläche. Knapp ein Zehntel davon ist bereits zerstört, Tendenz steigend. Größter Treiber dieser Entwicklung: die Landwirtschaft.
Vor allem im globalen Süden müssen Moore und Moorregenwälder für lukrative Plantagen zur Gewinnung von Palmöl, Papier und nicht zuletzt zur Tierhaltung weichen. Vor allem Indonesien nimmt dabei eine traurige Spitzenposition ein: Der dort durch Trockenlegung von Mooren produzierte Treibhausgas-Ausstoß ist fast so hoch, wie jener der zehn nächstgrößten Moor-Sünder zusammen.
Moorschutz ist Klimaschutz
Dabei sind nasse Moore für die Eindämmung der Klimakrise essentiell. Neben ihrer Funktion als gigantische Kohlenstoff-Speicher filtern sie auch Wasser und wirken bei Dürre und Überschwemmungen als Reservoir – vielfältigere Ökosysteme sind schwer zu finden. Trockenheit macht Moore allerdings anfälliger für Torfbrände und damit verbundene Emissionen.
Apropos Emissionen: Die Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens scheint aktuell weit entfernt, Moore könnten dabei jedoch eine wichtige Rolle spielen. Vorausgesetzt, bereits zerstörte Moore würden wiedervernässt. Eine Herausforderung, wären doch 500.000 Hektar in Europa und weltweit zwei Millionen Hektar dafür notwendig.
Visionäre Ambitionen
Dafür braucht es jedoch die Bereitschaft, Moore neu zu denken. Die sogenannte Paludikultur könnte helfen, den Spagat zwischen Moorerhaltung oder Wiedervernässung und Nutzung der Moorvegetation zu schaffen. Möglichkeiten wären etwa die Schilfnutzung als Material zum Eindecken von Dächern oder die Haltung von Wasserbüffeln. Gleichzeitig muss verstärkt auf ökologische Alternativen zu Torf fokussiert werden.
Schutzmaßnahmen für Moore müssen jedenfalls sofort in Angriff genommen werden, denn die Zeit drängt!
Download Mooratlas 2023 – Österreich-Ausgabe
01.02.2022