Der vierte Sonntag im September steht ganz im Zeichen der Flüsse: Sie sind unersetzbare Lebensadern und spezieller Lebensraum für eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren – und vor allem speichern sie Wasser. Auch wegen der aktuellen Wetterextreme nutzt der Naturschutzbund diesen Anlass, um einmal mehr auf den Wert der 2.194 Fließgewässer Österreichs aufmerksam zu machen.
Der Internationale Tag der Flüsse (World Rivers Day), heuer am 25. September 2022, ist zugleich ein Tag des Wassers. Ob Donau, Mur, Inn oder Drau – Fließgewässer prägen Landschaften und Lebensräume, sind mit den umgebenden Ökosystemen verbunden, stehen mit dem Grundwasser in permanentem Austausch und beeinflussen als Hochwässer das Umland. Wie Moore sind auch Auen wasserabhängige Landschaftsteile, die wie ein Schwamm Wasser aufnehmen können. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag für den natürlichen Hochwasserschutz und den Wasserrückhalt in der Landschaft. Gerade in extremen Trockenzeiten ist diese Speicherfähigkeit enorm wichtig. Naturnahe und vielfältig vernetzte Flüsse wirken positiv auf das Lokalklima und den Wasserhaushalt ganzer Regionen.
Die Lobau zeigt: Wo das Wasser fehlt, schwindet Leben
Dass Feuchtgebiete und Auen immer weniger Wasser führen und teilweise sogar austrocknen, ist nicht nur Folge des Klimawandels, sondern zeugt auch vom bisherigen Umgang mit Fließgewässern. Flüsse wurden lange Zeit begradigt, Auen hinter Dämme gelegt. Die Wiener Lobau ist ein Beispiel dafür: Sie ist zwar Teil des Nationalparks Donauauen, leidet aber seit Jahrzehnten unter immer dramatischerem Wasserverlust. Auengewässer verlanden, das Grundwasser geht zurück. Die austrocknende Landschaft lässt auch die Artenvielfalt schwinden. „Um die Lobau zu retten, braucht es JETZT Lösungen. Der im Auftrag von Bürgermeister Ludwig gegründete Arbeitskreis braucht jede Unterstützung, damit die dringend anstehenden Maßnahmen kurzfristig umgesetzt werden können“, appelliert Maria Hoi-Leitner, Präsidentin des Naturschutzbund Wien.
Was Flüsse brauchen – Auenschutz mit Strategie
Die Renaturierung von Fließgewässern und der von ihnen geprägten Lebensräume wird immer wichtiger für eine strategische Klimawandelanpassung – gerade in Hinblick auf Hochwasserkatastrophen. Dämme müssen zurückverlegt werden, damit wieder aktive Auen und Retentionsräume entstehen können. Durch die Anbindung von Altarmen an Fließgewässer sollen Oberflächengewässer vernetzt werden. Der Schutz der Böden und eine verbesserte Grundwasseranreicherung sind weitere wichtige Schwerpunkte. Die Strategie muss also lauten: Den Fließgewässern und Flusslandschaften zum Wohl von Mensch und Natur wieder mehr Raum geben. So können artenreiche, dynamische – das heißt naturnahe – Lebensräume entstehen.
22.09.2022