Wiederholte Berichte über Sichtungen bestätigen es: Der Wolf ist zurück in Österreich. Das löst bei einigen Menschen ein mulmiges Gefühl aus. Das ist durchaus verständlich, haben sich doch in Folge der langen Abwesenheit der Tiere viele Geschichten aus Zeiten der intensiven Verfolgung und aus Märchen in den Köpfen verankert. Der Naturschutzbund informiert deshalb über das Verhalten von Wölfen auf Basis internationaler Erfahrungen und gibt Tipps, wie man mit einer Wolfs-Begegnung umgehen sollte.
Der Wolf meidet in der Regel den Menschen, entsprechend selten sind direkte Begegnungen. In unserer Landschaft ist er aber, wie andere Wildtiere auch, darauf angewiesen sich mit menschlichen Strukturen zu arrangieren. Wolfsterritorien sind sehr groß (100-350 km2), daher liegen immer auch Siedlungen darin, die Wölfe überwiegend nachts, aber manchmal auch tagsüber streifen können. „Daraus lässt sich nicht sofort ein Interesse des Wolfs am Menschen ableiten“, erklärt Lucas Ende, Artenschutzkoordinator beim Naturschutzbund.
Korrigiert werden muss jedoch die Erwartung, Wölfe seien scheu. Als vorsichtige Tiere und Dank ihrer guten Sinne gehen Wölfe dem Menschen meistens bereits aus dem Weg, bevor man ihre Anwesenheit überhaupt wahrgenommen hat. Wenn der Wolf den Menschen aber z.B. aufgrund der Windverhältnisse erst spät bemerkt, kann es sein, dass er die Situation erst einmal einschätzt, bevor er sich zurückzieht. „Das ruhige Verhalten passt dann nicht zur Erwartung, der Wolf müsste sofort davonstürmen. Ein solcher Wolf verhält sich aber völlig normal“, erklärt Ende. Wölfe nehmen Personen in Autos oder auf Traktoren übrigens in der Regel nicht als solche war. Daher kommt es auch zu Wolfsbeobachtungen, bei denen die Tiere recht nah an Fahrzeuge herankommen, da sie diese weder als Bedrohung sehen, noch besonderes Interesse an ihnen haben.
Welpen und Jungwölfe hingegen können, auch wenn sie bereits erwachsen aussehen, aus Neugierde geringere Abstände zu Menschen tolerieren als ältere Tiere. „Bei jungen Wildtieren, egal ob Wolf oder Reh, ist es besonders wichtig, dass man sie in Ruhe lässt und nicht etwa versucht, sie anzulocken oder gar zu füttern“, betont Ende.
Richtiges Verhalten bei der Begegnung mit einem Wolf
Beobachten Sie das Tier in Ruhe. Lassen Sie ihm genug Raum, damit es sich zurückziehen kann. Wenn Sie sich unwohl fühlen, richten Sie sich auf und machen Sie sich groß. Lautes, energisches Rufen oder Klatschen kann den Wolf vertreiben. Wenn möglich, machen Sie aus der Distanz Fotos. Ziehen Sie sich langsam zurück und melden Sie Ihre Beobachtung an die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde. Laufen oder fahren Sie einem Wolf auch nicht hinterher und versuchen Sie niemals, ihn anzulocken oder zu füttern. Wenn Sie mit Ihrem Hund in einem Wolfsgebiet unterwegs sind, führen Sie diesen an der Leine. Begegnen Sie einem Wolf, kann es sein, dass sich dieser erst einmal für den Hund interessiert. Die Anwesenheit des Menschen führt in den allermeisten Fällen dazu, dass der Wolf schließlich abdreht und sich entfernt.
Das Poster liefert eine Übersicht über das richtige Verhalten in Regionen mit Wolfspräsenz. Es wurde von Experten im Rahmen des Projektes LIFE WolfAlps EU erstellt.
08.02.2022