Internationales EUROWILDCAT-Meeting erstmals in Österreich

Plattform Wildkatze bündelt nationale Expertise

Vom 22. bis 24.9. 2025 stand die Wachau im Zeichen einer besonderen Bewohnerin so mancher österreichischer Wälder: der Europäischen Wildkatze. Anlässlich des jährlich stattfindenden EUROWILDCAT-Meetings kamen rund 50 Wildkatzen-Expert*innen aus ganz Europa an einem der Hotspots der österreichischen Wildkatzen-Vorkommen zusammen, um sich über aktuelle Forschungsergebnisse, Schutzmaßnahmen und Monitoring-Methoden auszutauschen.

© Robert Hofrichter

Das internationale Treffen inklusive einer von den Bundesforsten geleiteten Exkursion fand in diesem Jahr zum ersten Mal in Österreich statt – ein bedeutendes Zeichen für die wachsende Rolle des Landes im europaweiten Wildkatzenschutz. Gastgeber war der Verein „Felis“, Mitglied der österreichischen Plattform Wildkatze – ein Zusammenschluss, zu dem auch der Naturschutzbund, die Österreichischen Bundesforste, der Nationalpark Thayatal, der Alpenzoo Innsbruck, die Jagd Österreich, das Naturhistorische Museum Wien, sowie weiteren Einzelpersonen gehören. Die vom Naturschutzbund koordinierte „Plattform Wildkatze“ widmet sich der Beobachtung, Erforschung und dem Schutz der Europäischen Wildkatze in Österreich.

Die Wildkatze galt in Österreich für längere Zeit als ausgestorben. Vor fast 20 Jahren begann der Nationalpark Thayatal aktiv nach Wildkatzen zu suchen und war damit rasch erfolgreich: Mehrere verschiedene Individuen konnten genetisch nachgewiesen werden. Im Jahr 2013 wurde die erste Wildkatze in der Wachau nachgewiesen. Auch der erste Nachweis, dass sich die Wildkatze in Österreich reproduziert, stammt aus der Wachau. Der Verein „Felis“ und dessen Kooperationspartner*innen können dort mittlerweile auf eine lange und durchgehende Periode der Bestandserhebung zurückblicken.

Zu Beginn der Erhebungen blieb es in Österreich trotzdem noch bei wenigen nachgewiesenen Individuen – vor allem in Kärnten und Niederösterreich. Erst seit wenigen Jahren zählen auch die Südoststeiermark und das südliche Burgenland zu den Wildkatzen-Hotspots. Besonderheiten sind außerdem die Nachweise in Vorarlberg und Tirol. In den vergangenen fünf Jahren hat sich dann gleich so einiges in Sachen Wildkatze gerührt: Sie wurde mittlerweile in fast allen Bundesländern nachgewiesen. Das liegt auch an der positiven Entwicklung in Nachbarländern und der Zuwanderung aus diesen Populationen nach Österreich. Den Status und das aktuelle Vorkommen der Wildkatze in Österreich zu erheben, ist einer der Arbeitsschwerpunkte des Vereins „Felis“. Die Untersuchungsgebiete umfassen Regionen in Ober- und Niederösterreich, dem Burgenland, Kärnten und Osttirol.

Die scheue Samtpfote hat es bei uns jedoch nicht leicht. Die größte menschengemachte Gefahr für sie ist der Straßenverkehr. „Über das intensivierte Fotofallenmonitoring in der Steiermark wissen wir, dass Wildkatzen die Bundesstraßen auch in Durchlassrohren queren, die die Straße als Gefahr für die Wildkatzen deutlich mildern können. Doch die Zeit drängt. Erst kürzlich kam eine Wildkatze, ein wunderschöner Kuder, an der B57 im Bezirk Jennersdorf zu Tode“, bestätigt der im Gebiet tätige Wildökologe und Mitglied der Plattform Wildkatze Andreas Kranz.

Der Wildbiologe forscht auch im Nationalpark Thayatal nach der Wildkatze. Unter seiner Leitung wurde dort im April ein weiteres Projekt gestartet, um mehr über das verborgene Leben der scheuen Waldbewohnerin herauszufinden. Zwei Findlings-Katzen aus Frankreich wurden mit Telemetrie-Halsbändern versehen und streifen seither durch das Nationalparkgebiet und dessen Umgebung. „Wir mussten feststellen, dass in den Talmäandern des Thayatals das Orten der Katzen deutlich schwieriger ist als auf der Hochebene in der Umgebung des Nationalparks. Obwohl die beiden Wildkatzen mehrere Monate miteinander aufgewachsen sind, haben sich die Tiere bereits kurz nach der Freilassung getrennt. Aktuell halten sie sich bereits über einen längeren Zeitraum in ihren Streifgebieten auf. Zuletzt konnten wir uns auch über ein Fotofallen-Bild der weiblichen Katze freuen“ so Nationalparkdirektor Christian Übl.

Die scheue Mäusejägerin zu entdecken ist keine einfache Angelegenheit. Expert*innen nutzen Wildkameras und sogenannte Lockstöcke, die mit Baldrian besprüht werden – ein besonders verführerischer Duft für die Wildkatze – um ihr auf die Spur zu kommen. Wer es sich etwas leichter machen möchte, kann dieses faszinierende Wildtier auch im Nationalpark Thayatal, dem Wildpark Mautern oder dem Alpenzoo Innsbruck in einem Gehege bewundern.

„Der Naturschutzbund Österreich betreut die Wildkatzen-Datenbank, eine wichtige Grundlage für Forschung und Schutzmaßnahmen rund um die Wildkatze“, so Katharina Neugebauer, Projektleiterin des „Netzwerks Wildkatze“ beim Naturschutzbund. Wenn Sie tatsächlich das Glück haben, eine Wildkatze zu sehen, sollten Sie dieses Ereignis unbedingt melden: https://naturschutzbund.at/wildkatzenmeldung.html „Jede Meldung ist ein wertvoller Beitrag, um mehr über die Wildkatze in Österreich herauszufinden und sie infolgedessen besser bei ihrer Rückkehr unterstützen zu können“, so die Expertin Neugebauer.

01.10.2025

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