Dass ein einziges Weibchen fünf- bis sechsmal im Abstand von ein bis zwei Wochen bis zu 10.000 Eier legen kann, erscheint zunächst extrem. Tatsächlich werden damit aber die großen Verluste in den verschiedenen Entwicklungsstadien des Käfers ausgeglichen. Man kann sich also zu Recht Glückspilz nennen, wenn man an den ersten warmen Tagen im Februar Exemplare dieses schillernden Sechsbeiners entdeckt! Im Rahmen des Projektes „Erlebnis Insektenwelt“ hat der Naturschutzbund ihn nun zum Insekt des Monats Februar auserkoren.
Hat man ein Exemplar des Schwarzblauen Ölkäfers einmal entdeckt, weiß man schnell, mit wem man es zu tun hat: Der gleichförmig schwarzblau-glänzende Käfer mit den fadenförmigen Fühlern wird zwischen 10 und 35 Millimeter lang und hat stark verkürzte Flügeldecken, die nur einen Teil des gedrungenen Hinterleibs bedecken. Die Art bevorzugt warme Standorte mit sandigen und offenen Bereichen. Deshalb hat man von Februar bis Juni besonders in Heidegebieten, auf Trockenrasen, an Waldrändern und auf Lichtungen gute Chancen auf eine Beobachtung aus nächster Nähe. Mit dem Verlust solcher Gebiete verliert aber auch der Schwarzblaue Ölkäfer, der übrigens bereits 2020 das Insekt des Jahres war, zunehmend seinen Lebensraum.
Gefinkelte Überlebensstrategien
Um zu überleben, verfolgen die Larven des Ölkäfers eine heimtückische Taktik: Sie klettern auf Blüten und warten dort auf Wildbienen und andere blütenbesuchende Insekten. Dort klammern sie sich an alles, was vorbeikommt – aber nur bei einem passenden Wirt, der sie in sein Nest mitnimmt, können die Larven ihre Entwicklung fortsetzen. Dort angekommen ernähren sie sich dann von den Eiern und Larven des Wirts.
In Österreich gibt es rund 30 Ölkäferarten, der Schwarzblaue Ölkäfer ist der wohl am weitesten verbreitete. Allen gemeinsam ist, dass sie bei Gefahr das Gift Cantharidin absondern. Obwohl das Sekret für Warmblüter hochgradig giftig ist, wurde es in kleinen Dosen über Jahrtausende hinweg als Heilmittel eingesetzt. Es war auch Bestandteil von Liebestränken zur Steigerung der sexuellen Potenz – schwere gesundheitliche Schäden waren oftmals die Folge davon.
Groß, klein, buntschillernd oder tiefschwarz – Käfer sind vielgestaltig
Käfer sind mit ca. 350.000 beschriebenen Arten zahlenmäßig eine der größten Ordnungen im Tierreich. In Österreich gibt es rund 7.500 Käferarten. Wenngleich alle Käfer über Facettenaugen und Mundwerkzeuge verfügen, sind ihre Erscheinungsformen hinsichtlich Farben und Formen überaus vielseitig. Ihnen allen gemein sind auch die zwei Flügelpaare. Das vordere Paar ist hart ausgebildet und schützt so den Körper und die darunterliegenden Flügel. Mit den Fühlern können sie riechen, tasten und sich orientieren. Ob kurz, lang, gefächert, verdickt oder abgewinkelt – auch die Fühlerformen sind zahlreich.
Österreichs Insektenwelt erleben und Beobachtungen teilen
Der Naturschutzbund lädt dazu ein, die heimische Insektenvielfalt kennenzulernen. Deshalb stellt er im Jahr 2022 jeden Monat ein Insekt vor und gibt Tipps, wie eine Beobachtung am besten gelingt. Wer seine Sichtung auf naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen kostenlosen App teilt, erhält Bestimmungshilfe durch Fachleute, kann sich im Forum mit anderen Naturinteressierten austauschen und erfährt Spannendes über die Insekten in Österreich. Gleichzeitig profitiert die Wissenschaft von den so gesammelten Daten: Sie werden für Kartierungen, wissenschaftliche Publikationen und als Basis für fundierte Naturschutzmaßnahmen herangezogen.
Weitere Informationen unter www.insektenkenner.at