Jetzt kann man ihn vielerorts sehen: Den Schwarzblauen Ölkäfer (Meloe proscarabaeus). Der oft auch Maiwurm genannte Käfer hat ein ungewöhnliches Erscheinungsbild: Schon die stark verkürzten Flügeldecken, die große Teile des Hinterleibes unbedeckt lassen, vermitteln ein ungewohntes Bild. Hinzu kommt, dass der Hinterleib der Weibchen mit der Entwicklung der Eier stark anschwillt. Solche Exemplare sind mit 30 bis 35 mm Körperlänge durchaus Schwergewichte im Käferreich. Die Männchen sind deutlich kleiner, manchmal nur 10 mm lang. Die namengebende schimmernde Farbe macht ihn ebenfalls zu einem auffälligen Tier. Wie alle Ölkäfer besitzt auch der Schwarzblaue Ölkäfer das giftige Cantharidin, weshalb man die Käfer nicht anfassen sollte. Beobachtungen sammelt der Naturschutzbund auf www.naturbeobachtung.at.
Die Reise ins Ungewisse – jeder Irrtum ist tödlich
Die Vermehrungskraft des Schwarzblauen Ölkäfers ist gewaltig. Ein einziges Weibchen kann fünf- bis sechsmal pro Jahr im Abstand von 1-2 Wochen je 3.000-9.500 Eier ablegen. Diese machen etwa 30-45 % seines Gewichtes aus. Die große Zahl der Eier ist für den Erhalt dieser Art dringend notwendig, denn die Larven benötigen ganz spezielle Bienenarten, um sich weiterzuentwickeln. Von diesen werden sie zu ihren Nestern getragen, wo sie das Ei der Biene auffressen und nach einer Häutung das nächste Larvenstadium erreichen. Klammern sich die Larven an eine falsche Biene und können kein geeignetes Ei erreichen, ist es um sie geschehen.
Die Ölkäfer-Larve frisst den von der Wildbiene für ihren Nachwuchs vorbereiteten Pollen-Nektar-Brei und häutet sich dreimal. Dann vergräbt sie sich und häutet sich ein letztes Mal zu einer Scheinpuppe – eine ziemlich einzigarte Entwicklung bei den Käfern! Als solche überwintert sie, um im Frühjahr wieder als neue Larve zu schlüpfen. Erst dann folgt das Puppenstadium. Aus der Puppe schlüpfen zwischen März und Mai die Käfer, die sich zunächst nur dem Fressen widmen. Die Weibchen erreichen so das bis zu Sechsfache des Ausgangsgewichts. Erst danach kommt es zu Paarung und Eiablage und der Zyklus schließt sich.
Auf die Biene kommt es an
Nicht jede Wildbienenart ist als Wirt für den Schwarzblauen Ölkäfer geeignet, im Boden brütende Arten werden bevorzugt. Vor allem Arten der Sandbienen, Pelzbienen, Seidenbienen, Langhornbienen und Furchenbienen werden befallen. Honigbienen und Hummeln sind jedoch ungeeignet. Als geeignete Transportwirte werden neben den Wildbienen auch deren spezifische Kuckucksbienen und spezielle Parasiten (Schwebfliegen der Gattung Volucella) genutzt.
Gefährdung und Schutz
Die Schwarzblauen Ölkäfer leben an sandigen und offenen Stellen, auch in Gärten, vor allem, wenn viele Bienennester vorhanden sind. Sie sind in Mitteleuropa regional noch recht häufig, insgesamt hat der Bestand aber stark abgenommen. Ursache ist insbesondere der Lebensraumverlust, der auch die Wirtsbienen betrifft.
Um die Entwicklung des Ölkäfer-Bestandes beobachten zu können, bittet der Naturschutzbund um Meldung von Sichtungen auf www.naturbeobachtung.at
11.05.2020