5 vor 12 für eine Nachhaltige Entwicklung der Alpen

Naturschutzbund, BUND Naturschutz und Pro Natura fordern stärkere Umsetzung der Alpenkonvention

© Robert Hofrichter

In den Alpen prallen verschiedene Nutzungsansprüche immer stärker aufeinander, sie werden zunehmend zu einer unübersehbaren Belastung dieses empfindlichen Ökosystems. Die drei großen Naturschutzorganisationen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, Naturschutzbund, BUND Naturschutz und Pro Natura, fordern nun anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Unterzeichnung der Alpenkonvention, sich auf die Grundwerte dieses völkerrechtlichen Vertrags zu besinnen und gemeinsam die Anstrengungen zum Schutz der Alpen zu verstärken.

Die Alpen sind ein faszinierender Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum. Sie sind eine der letzten großflächigen Natur- und Kulturlandschaften mit wilder Natur und traditioneller Nutzung. Doch der Druck auf die Alpen steigt und Fehlentwicklungen rächen sich hier schneller als im Flachland. Gerade in Verbindung mit der Klimaerwärmung werden sie sichtbar: Lawinen, Muren, zunehmende Jahrhunderthochwasser und der Rückgang der Gletscher zeigen deutlich, dass gerade in den Alpen die Grenzen der Belastbarkeit bereits erreicht wurden.

Der Österreichische Naturschutzbund, der deutsche BUND Naturschutz und Pro Natura aus der Schweiz fordern nun im Rahmen eines 5-Punkte-Programms länderübergreifende Anstrengungen zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Alpen. Die stärkere Umsetzung der vor 25 Jahren unterzeichneten und rechtlich bindenden Alpenkonvention muss dabei das zentrale Element sein.

Konkrete Forderungen der drei Naturschutz-Organisationen:

  • Entwicklung einer zukunftsfähigen, verbindlichen alpinen Raumplanung
    Die Versiegelung und Zersiedelung im Alpenraum nimmt exorbitante Ausmaße an, Kosten für die Erschließung steigen dabei ins Uferlose bei gleichzeitiger Minimierung von Lebens- und Ruhequalität für Mensch und Natur. Die Ausarbeitung und Einhaltung von alpenweit geltenden Raumplanungsregularien für eine Alpine Raumordnung auf Basis der Alpenkonvention ist daher unabdingbar. Schutzgebiete müssen als solche unantastbar sein.
  • Reduzierung des Individual- und Schwerverkehrs & Attraktivierung des Schienenverkehrs
    Der Individualverkehr, insbesondere von Auto und LKW, gehört zu den Hauptverursachern des Klimawandels. Fast 30 Prozent aller Treibhausgase in den Alpen entstehen durch Verkehr. Lärm und Luftschadstoffe stellen hohe Belastungen für Mensch und Natur im Bereich der Alpenübergänge und in den Tallagen dar. Massive Eingriffe in die Landschaft durch den Infrastrukturausbau reduzieren die Attraktivität der Landschaft als Ferienregion.
  • Neuausrichtung des Alpentourismus in Richtung Nachhaltigkeit - Stopp dem Ausbau von Schigebieten
    Immer häufiger werden touristische Ausbaupläne im eigenen Land mit Aufrüstungen im Nachbarland politisch gerechtfertigt. Deshalb braucht es dringend eine verbesserte alpenweite Zusammenarbeit im Tourismus. Eine zukunftsfähige Freizeitindustrie muss sich anstelle eines „selbstzerstörerischen Wettrüstens“ an den sozialen und ökologischen Ansprüchen der alpinen Regionen orientieren. Zudem braucht es ein alpenweites Moratorium beim Ausbau von Schigebieten sowie eine umfassende Neuausrichtung des alpinen Tourismus weg von der Schneeabhängigkeit.
  • Förderung von erneuerbaren Energien und energieeffizientem Bauen
    In den Alpen ist die Temperatur in den letzten 150 Jahren fast doppelt so stark gestiegen wie im globalen Durchschnitt. Die Reduktion von klimarelevanten Gasen ist daher eine zentrale Forderung. Der Ausbau von Erneuerbaren Energien muss unter dem Gesichtspunkt der Natur- und Landschaftsverträglichkeit erfolgen. Dem weiteren Ausbau der Wasserkraft muss endlich eine Absage erteilt werden.
  • Akzeptanz der Rückkehr von großen Beutegreifern wie Luchs, Wolf, Bär
    Große Beutegreifer wie Luchs, Wolf und Bär gehören zum natürlichen Arteninventar der Alpen. Ihre Rückkehr ist jedoch mit Herausforderungen verbunden. Sie fordert alle, gemeinsame Lösungen für den Umgang mit ihnen zu finden. Für ein künftiges Zusammenleben mit diesen Rückkehrern braucht es Vorsorge, Ausgleichszahlungen und viel Kommunikation.

 

„Die Alpen sind die Müllkippe Europas, sie bekommen einen überdurchschnittlich großen Teil der Luftschadstoffe ab. Die Folgen sind ein enormer Düngereintrag mit unabsehbaren Folgen für das sensible Ökosystem und eine noch stärkere Klimaerwärmung als im Rest Europas. Da es sich zum größten Teil um überregional transportierte Verunreinigungen der Atmosphäre handelt, ist ein internationales Vorgehen zur Reduzierung der Luftschadstoffe dringend notwendig!“, fordert Naturschutzbund-Präsident Roman Türk.

„Ein zentrales Element für eine ausgewogene Entwicklung im Sinne der Alpenkonvention in Bayern ist der bayerische Alpenplan mit seinen drei Zonen. Er darf in Bayern nicht aufgeweicht werden und sollte Vorbild sein für eine entsprechende alpenweite Planung“, sagt Hubert Weiger, der Vorsitzende des BUND Naturschutz in Bayern.

 „Die immer intensivere Nutzung der Alpen geht zu Lasten der Natur. Der Verlust an Tier- und Pflanzenarten schreitet stetig voran. Umso erfreulicher ist, dass einige der eindrücklichsten und ältesten Alpenbewohner, Luchs, Wolf und Bär, sich wieder auf natürlichem Weg ausbreiten. Wir sind überzeugt, dass die Rückkehr dieser Alpentiere gemeinsam mit allen Beteiligten gemeistert werden kann“, zeigt sich Urs Leugger-Eggimann, Zentralsekretär von Pro Natura, optimistisch.

 Presseinformation als Download (0,2 MB)

 

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