Grünes Band im Fokus einer internationalen Konferenz

Thüringen plant Ausweisung als „Nationales Naturmonument“ – Österreich ist beim Schutz gefordert

Vom 15. bis 19. Oktober kommen auf der Welterbestätte Wartburg im Thüringischen Eisenach Vertreterinnen und Vertreter von 24 europäischen Ländern zur „Paneuropäischen Grünes-Band-Konferenz“ zusammen. Im Landtag steht das Gesetz zum Schutz des Grünen Bandes Thüringen als Nationales Naturmonument kurz vor seiner Verabschiedung. Damit würde das längste zusammenhängende Schutzgebiet am Grünen Band Europa entstehen. Österreich geht einen anderen Weg: Hier gibt es „Schutzgebietsperlen“, die sich am Grünen Band aufreihen. „Auch in Zukunft braucht es von Österreich besondere Anstrengungen, um diese ‚Perlenkette‘ zu erhalten. Mit einer guten Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Gemeinden können wir das schaffen. Ein besonderes Beispiel für die funktionierende Zusammenarbeit ist die Steirische Grenzmur als Biosphärenpark der Unesco und Teil des internationalen Projektes ‚Amazonas Europas‘ zu nennen“, sagt Hannes Gepp, International Focal Point für das Österreichische Grüne Band und Vizepräsident des Naturschutzbundes.

© Klaus Leidorf

Das Grüne Band steht für die Idee eines geeinten und freien Europas. Gleichzeitig entwickelte sich hier ein ehemaliger Todesstreifen zur Lebenslinie – vom äußersten Norden Europas bis ans Schwarze Meer. Damit zeichnet sich das Grüne Band nicht nur durch seine kulturelle Bedeutung als völkerverbindendes Element aus, sondern vor allem als ökologisches Rückgrat Europas. „Dieser einzigartige Biotopverbund leistet einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa. Arten wie Luchs oder Wildkatze sind für ihre weiträumigen Wanderungen auf solche zusammenhängenden Korridore angewiesen. Gleiches gilt im Kleinen: Viele Insektenarten sind ausschließlich im Grünen Band zu finden. Das Grüne Band bietet vielen ansonsten selten gewordenen Arten einen Rückzugsraum. Es zu erhalten ist deshalb oberstes Gebot“, sagt Hannes Gepp, International Focal Point für das Österreichische Grüne Band und Vizepräsident des Naturschutzbundes.

Die Europäische Kommission hat die Bedeutung des 12.500 Kilometer langen Grünen Bandes Europa durch die Anerkennung als Projekt mit europäischer Bedeutung hervorgehoben. Als gemeinsame Botschaft der Konferenz wird die European Green Belt Association e.V. als Steuerungsstruktur der europäischen Initiative und die über 110 Teilnehmenden in der „Eisenacher Resolution“ alle Akteure und Entscheidungsträger von der lokalen, über die nationale bis zur EU-Ebene auffordern, weitere notwendige Schritte zu gehen, um dieses gemeinsame Natur- und Kulturerbe als Grüne Infrastruktur zu erhalten und zu fördern. „Österreich hat mit knapp 1.300 km einen großen Anteil am Grünen Band und damit eine große Verantwortung. Deshalb braucht es von uns besondere Anstrengungen, dieses einmalige Naturjuwel zu erhalten!“, appelliert Gepp an Bund, Länder und Gemeinden abschließend.

Als gemeinsame Botschaft der Konferenz rufen die European Green Belt Association und die mehr als 110 Teilnehmer in der "Eisenacher Resolution" alle Beteiligten und Entscheidungsträger auf lokaler, nationaler und EU-Ebene auf, weitere notwendige Schritte zur Erhaltung und Förderung dieses gemeinsamen Natur- und Kulturerbes als grüne Infrastruktur zu unternehmen.

Hintergrundinfo

Das Grüne Band Europa hat eine Länge von über 12.500 Kilometern, davon knapp 1.300 Kilometer in Österreich und. Es verbindet in Europa nahezu alle vorkommenden Lebensraumtypen und ist Lebensraum und Zufluchtsort für eine Vielzahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Es ist das Rückgrat eines paneuropäischen Biotopverbunds und leistet einen wichtigen Beitrag zur europäischen „Grünen Infrastruktur“. Im Jahr 2003 hat sich die „Grünes Band Europa Initiative“ gegründet, die sich für Schutz und Entwicklung des Lebensraumverbundes entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer einsetzt. In der paneuropäischen Initiative arbeiten Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus 24 Anrainerstaaten zusammen. Der Naturschutzbund ist Gründungsmitglied des 2014 gegründeten Vereins Grünes Band Europa (European Green Belt Association e.V.).

Nationale Naturmonumente (NNM) sind laut dem Deutschen Bundesnaturschutzgesetz festgesetzte Gebiete, die aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischen oder landeskundlichen Gründen und wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit von herausragender Bedeutung sind. Nationale Naturmonumente sind wie Naturschutzgebiete zu schützen. Bewährte Regelungen für die Nutzung von Flächen oder Einrichtungen bleiben bestehen. Das Nationale Naturmonument fördert die Entwicklung einer umweltschonenden, naturnahen Erholung und des Tourismus in der Region.

Die EU-Kommission hat zur Umsetzung ihrer Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt eine Initiative zur Grünen Infrastruktur in den Mitgliedsstaaten angeregt. Hinter dem Begriff Grüne Infrastruktur steckt der Gedanke, dass Ökosysteme und ihre Leistungen – etwa intakte Auen als natürliche Hochwasservorsorge – ebenso wie "graue, also technische Infrastruktur" für die Entwicklung eines Landes unverzichtbar sind. Grüne Infrastruktur trägt zum menschlichen Wohlergehen bei zum Beispiel durch Klimaregulation, Erholung und Erleben von Natur und Landschaft und zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

Kontakt für Journalistenrückfragen:
Mag. Dagmar Breschar, Pressesprecherin | naturschutzbund |
T 0662/64 29 09-19, dagmar.breschar@naturschutzbund.at

16.10.2018

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