Funde bestätigen: Wildkatze kehrt zurück nach Österreich

Genanalyse bestätigt Rückkehr der Wildkatze – weitere vielversprechende Hinweise in der Wachau, Kärnten und Vorarlberg

Sie gilt in Österreich noch immer als „ausgestorben oder verschollen“. Doch nun machen regelmäßige Funde und Beobachtungen Hoffnung: Die Europäische Wildkatze erobert Österreich als Lebensraum wieder zurück. Seit 2009 sammelt der Naturschutzbund im Rahmen seiner „Koordinations- und Meldestelle Wildkatze“ Daten zu dem scheuen Tier. In den letzten Monaten mehrten sich die Hinweise auf die Anwesenheit der leisen Waldbewohnerin. In Niederösterreich und Kärnten konnten bereits zwei Tiere durch eine Genanalyse sicher als Wildkatze bestätigt werden. Besonders viele Hinweise sammelten der Naturschutzbund und die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) in einem gemeinsamen Monitoring-Projekt in Niederösterreich. Weitere vielversprechende Hinweise kommen aus Kärnten und Vorarlberg.

© Peter Gerngross

„Die Nachforschungen auf den Flächen der Österreichischen Bundesforste haben sich als Volltreffer herausgestellt. So viele Fotofallenbilder in so kurzer Zeit hatten wir noch nie von Wildkatzen!“, freut sich Naturschutzbund-Präsident Roman Türk. „Wir stehen für eine naturnahe Waldbewirtschaftung und setzen uns für den Erhalt der Artenvielfalt ein“, sagt Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager. „Die Rückkehr der Wildkatze zeigt, dass auch im Wirtschaftswald Lebensräume mit einfachen Maßnahmen verbessert werden können und gefährdete Arten damit wieder ein neues Zuhause finden.“ Besonders wohl fühlt sich die Wildkatze in reich strukturierten und naturnahen Laub- und Mischwäldern, die ausreichend Versteckmöglichkeiten und Platz für die Mäusejagd bieten. 

Wildkatzen-Hot Spot in der Wachau
Allein von Jänner bis Mai gab es heuer bereits rund 40 Fotohinweise, die auf die Anwesenheit der Wildkatze schließen lassen. Diese werden als sogenannte „C2-Nachweise“ registriert, die das abgebildete Tier ausschließlich aufgrund äußerlicher Merkmale (=phänotypisch) als Wildkatze einstufen. Großteils stammen die Bilder aus dem ÖBf-Forstrevier Weißenkirchen in der Wachau. Mit Hilfe von Lockstöcken* wurden zusätzlich auch Haarproben der scheuen Tiere gewonnen. „Wir hoffen, dass sich anhand der noch folgenden genetischen Untersuchungen die Haarproben als C1-Nachweise entpuppen. Dann können wir ganz sicher sein, dass sich in der Wachau wieder Wildkatzen angesiedelt haben“, sagt Naturschutzbund-Präsident Türk. „Seit zehn Jahren engagieren wir uns für die Rückkehr der Wildkatze in unsere Wälder“, ergänzt Freidhager. „Umso mehr freuen uns, dass nun einige stichhaltige Nachweise gelungen sind.“

Kärnten mit Potenzial zur Wildkatzen-Heimat
Im Kärntner Rosental wurde Ende letzten Jahres eine wildfarbige Katze überfahren und die Koordinations- und Meldestelle informiert. Die genetische Untersuchung brachte nun die Bestätigung, dass es sich um eine Wildkatze handelte. Auch im Bundesforste-Revier Hermagor gelang heuer bereits eine Wildkatzen-Sichtung, bei der aussagekräftige Bilder entstanden.

Wildkatzenverdacht in Vorarlberg
Relativ neu auf der „Wildkatzenlandkarte“ Österreichs ist Vorarlberg. Im westlichsten Bundesland gab es erstmals 2018 Fotos aus einer Wildkamera, die auf eine Wildkatze schließen ließen. 2019 und 2020 bekam die Koordinations- und Meldestelle weitere C2-Hinweise in Form von Bildern. Inzwischen wurden auch in diesem Gebiet Lockstöcke aufgestellt, an denen sich die Tiere reiben sollen, sodass Haare hängen bleiben, die dann genetisch analysiert werden können.

Gemeinsam für Artenschutz und Lebensraum-Verbund
Unter diesem Motto arbeiten Naturschutzbund und Österreichische Bundesforste seit mehreren Jahren erfolgreich zusammen. Aktuell lautet der Schwerpunkt „Für unsere wilden Katzen“, bei dem Naturschutzbund-Experten und ÖBf-Förster mittels Lockstöcken und Fotofallen nach Wildkatzen suchen. Im Rahmen der Kooperation entstand auch eine eigene Broschüre unter dem Titel „Aktiv für Wildkatzen“. Sie richtet sich an Forstleute, Landwirte und Jäger und gibt Tipps, wie das Lebensraumangebot für Wildkatzen in den heimischen Wäldern verbessert werden kann. Die Broschüre kann unter www.bundesforste.at/publikationen kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden.

Einen ausführlichen Beitrag mit einer Verbreitungskarte zu den Funden können Sie hier nachlesen.

*Lockstock-Methode: Sägeraue Holzpflöcke mit Baldrianködern werden an Stellen, wo man Wildkatzen vermutet, positioniert. Die Wildkatze liebt den Baldrianduft und reibt sich an dem sägerauen Holz. Dabei bleiben Haare hängen, die dann einer genetischen Analyse zugeführt werden können.

Alle Fotos © Peter Gerngross

17.06.2020

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