Faire Förderungen für die Bewirtschaftung artenreicher Wiesen notwendig!

Eine ausreichende Förderung der noch vorhandenen Extensivwiesen muss zentraler Bestandteil des künftigen Agrarumweltprogramms sein: Ministerin Köstinger ist jetzt gefordert, die Weichen neu zu stellen, um den dramatischen Rückgang artenreicher Wiesen zu stoppen.

Unsere bunten Wiesen sind Ergebnis jahrhundertelanger traditioneller, bäuerlicher Bewirtschaftung. Doch gerade die extrem vielfältigen, aber oft wenig ertragreichen Extensivwiesen drohen zu verschwinden. Einerseits ist die Bewirtschaftung sehr aufwändig, andererseits bekommen die Bauern für diese Bewirtschaftung derzeit zu wenig Unterstützung.

© Josef Limberger

Dramatischer Artenschwund
Der Trend ist eindeutig: Die Extensivwiesen „rentieren“ sich für die Landwirte nicht mehr – sie werden intensiviert (gedüngt, aufgeforstet, eingeebnet…) oder ihre Nutzung wird ganz eingestellt. Deshalb kam es in den vergangenen Jahrzehnten zu einem massiven Rückgang dieser artenreichen Flächen, der vor allem im Flach- und Hügelland besonders dramatisch ist. So ist etwa im Bundesland Salzburg extensiv genutztes, nährstoffarmes, nasses bis feuchtes Grünland seit der Industrialisierung der Landwirtschaft in den 50ern um bis zu 80% zurückgegangen. Die Flach- und Hügelländer Österreichs sind inzwischen nahezu frei von artenreichen Wiesen – nicht einmal noch vor 20-30 Jahren häufige Arten wie die Wiesen-Glockenblume sind noch zu finden. Doch gerade Blumenwiesen gelten als Schlüssel für die Erhaltung der Biodiversität: Allein in OÖ sind 489 Pflanzenarten direkt an Magerwiesen, Halbtrockenrasen, Niedermoore und Feuchtwiesen gebunden, zwei Drittel davon sind auf der Roten Liste – das sind 23% der gesamten Flora.

Konkurrenzfähige Fördersätze für Bauern notwendig!
Der Handlungsbedarf ist also akut! Die Rahmenbedingungen für das künftige Agrarumweltprogramm – welche Form der Landwirtschaft mit öffentlichen Mitteln unterstützt wird – werden genau jetzt verhandelt. Derzeit zeichnet sich jedoch ab, dass die Fördersätze für die Erhaltung bestehender, vielfältiger Wiesen nur marginal erhöht werden sollen. „Es braucht mehr, eine spürbare Erhöhung der Prämien für die Erhaltung wertvoller Wiesenflächen, um die österreichischen Bäuerinnen und Bauern dazu zu motivieren, das, was noch vorhanden ist, dauerhaft zu erhalten. Das war auch das klare Ergebnis umfangreicher Expertengespräche“, so Josef Limberger, Naturschutzbund-Obmann in Oberösterreich, der den Prozess seitens des Naturschutzbundes geleitet hat.

„Die Neuanlage von Blühflächen allein wird den dramatischen Artenverlust in der Kulturlandschaft nicht stoppen. Will man die Biodiversität sichern, müssen zuallererst die noch vorhandenen, extensiv gemähten Wiesen erhalten werden. Für diese Naturschutzleistung braucht es eine attraktive Unterstützung durch die öffentliche Hand“, so Roman Türk, Präsident des Naturschutzbundes.

Jetzt im neuen Agrarumweltprogramm die Weichen pro Blütenvielfalt stellen
Der Naturschutzbund appelliert deshalb dringend an Ministerin Köstinger: „Setzen Sie jetzt alle erforderlichen Aktivitäten, um den Erhalt der verbliebenen Magerwiesen, Halbtrockenrasen, Niedermoore und Feuchtwiesen vollständig zu sichern. Eine ausreichende Förderung der noch vorhandenen Extensivwiesen muss zentraler Bestandteil des künftigen Agrarumweltprogramms sein“, appelliert Roman Türk abschließend an die für die Landwirtschaft, Regionen und Tourismus zuständige Ministerin.

Mehr Informationen und Empfehlungen des Naturschutzbundes für die künftige Ausgestaltung der Grünlandförderungen können der Zeitschrift INFORMATIV entnommen werden: Heft 1/2020 (Nr. 97), S. 10-11; Heft 2/2020 (Nr. 98), S. 8-9; Heft 3/2020 (Nr. 99), S. 14-15; Heft 4/2020 (Nr. 100), S. 8-9

04.02.2021

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