Kobel, Köpfchen, Chaos: bis zu 10.000 Nussverstecke legen die flinken Nager, die ihre Winterruhe in gepolsterten Kobeln verbringen, Winter für Winter an: Doch manche Depots werden, trotz erstaunlichem Gehirnwachstum während der Wintermonate, vergessen – und mit jedem vergessenen Vorrat wachsen neue Bäume.
Eichhörnchen, Sciurus vulgaris, sind tagaktive Nagetiere aus der Familie der Hörnchen, Sciuridae, zu denen auch Ziesel und Murmeltiere gehören. Sie werden etwa drei Jahre alt und wiegen im Durchschnitt nur ca. 300 g. Sie besitzen auffällige „Pinselohren“ und einen buschigen, bis zu 22 cm langen Schwanz. Dieser hilft ihnen sowohl das Gleichgewicht zu halten als auch als „Steuerruder“ beim Sprung von Ast zu Ast. Die kräftigen Greifzehen und die scharfen Krallen an Händen und Füßen der Hörnchen ermöglichen den kleinen wendigen Nagern, sich an beinahe glatten senkrechten Flächen mühelos festzukrallen.
Eichhörnchen halten Winterruhe in ihrem – mit Moos, Federn und Blättern ausgepolsterten – Nest, auch Kobel genannt. Als winterruhende Tierchen fahren sie ihre Stoffwechselaktivitäten nicht ganz so stark herunter wie echte Winterschläfer, wie etwa das Murmeltier oder der Igel: Sie wachen schneller und häufiger auf, wenn sie beispielsweise durstig oder hungrig sind. Diese Aktivitätsphasen sind meist nur wenige Stunden lang, bevor sie sich wieder zur Ruhe begeben. Eichhörnchen sind auch im Winter öfter zu sehen, da sie im Herbst Nahrungsdepots anlegen, die sie dann im Winter bei Bedarf plündern. Eichhörnchen verfügen über bis zu sage und schreibe 10.000 Depots, die sie Winter für Winter anlegen, um dort Samen und Nüsse zu verstecken. Um diese Orte auch wiederzufinden, vergrößern Eichhörnchen und ihre Verwandten innerhalb nur kurzer Zeit ihre Gehirnmasse um bis zu 15 Prozent. Hauptsächlich wächst dabei der Hippocampus an, der für das räumliche Vorstellungsvermögen zuständig ist. Das gesamte Gehirn der Tierchen ist nur etwa so groß wie eine Walnuss. Die Auffindungsrate der Verstecke ist zwar sehr hoch, doch wird das eine oder andere Depot trotz allem vergessen oder nicht benötigt – mit einem positiven Nebeneffekt für unsere Umwelt: Die dort deponierten Samen und Nüsse keimen im nächsten Jahr aus. So tragen Eichhörnchen – ähnlich wie Eichel- und Tannenhäher – zum Erhalt unserer natürlichen Wälder bei.
Eichhörnchen sind in nahezu ganz Europa verbreitet und leben hauptsächlich in Wäldern mit altem Baumbestand. Doch die schlauen Tiere haben mittlerweile auch reichlich städtische Lebensräume erschlossen: So findet man sie etwa auch in Parks und Gärten, solange der Tisch dort reich gedeckt ist und sie genügend Versteckmöglichkeiten vorfinden. Trotz allem sind die wendigen Tierchen durch Lebensraumzerstörung gefährdet, unter anderem auch durch die starke Zerschneidung der Landschaft. Immerhin benötigen sie einen großen kontinuierlichen Baumbestand, um sich gut ausbreiten zu können. Insbesondere der Verlust alter Bäume macht den Eichhörnchen zu schaffen. Denn viele Bäume produzieren erst ab einem gewissen Alter eine entsprechend hohe Anzahl an Samen: Waldkiefern produzieren etwa erst nach ca. zehn Jahren, Fichten sogar teils erst nach 50 Jahren Samen.
Weiters bedroht sind unsere heimischen Eichhörnchen durch die Konkurrenz mit invasiven Arten, beispielsweise dem verwandten Grauhörnchen, Sciurus carolinensis. Die aus Nordamerika nach Österreich gewanderten Grauhörnchen sind nicht nur weitaus konkurrenzstärker, sie sind auch Überträger der „Hörnchen-Pocken“, einer Viruserkrankung, gegen die sie selbst größtenteils immun sind, die jedoch die heimischen Eichhörnchen stark dezimieren kann.
Heimische versus nichtheimische Eichhörnchen
Das Fell der Eichhörnchen kann farblich stark variieren: Meist sind sie rötlich, sie können jedoch genauso gut grau, beige, oder braun bis schwarz sein. Die Farbe ist meist an die Umgebung angepasst, so sind Tiere in Nadelwäldern meist dünkler gefärbt als jene in Laubwäldern oder Parks. Besonders schön anzusehen sind die leuzistischen, weiß-gemusterten Tiere, die gerne in Siedlungsnähe auftauchen, da hier die Nachteile solch auffälliger Färbung weniger gravierend sind, da sich in Menschennähe üblicherweise weniger Fressfeinde aufhalten. Aufgrund der hohen Farbvariabilität bei Eichhörnchen-Fellen kommt es gerne zu Verwechslungen zwischen heimischen und nichtheimischen Tieren: Grau gefärbte Eichhörnchen sind nicht unbedingt Grauhörnchen. Meist sind es heimische Eichhörnchen. Auch auf das Merkmal der Pinselohren ist kein 100-prozentiger Verlass, denn diese können mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt sein.
Eichhörnchen beobachten und schützen
Ob im Wald, im Park oder im Garten: Der Naturschutzbund freut sich über jede Beobachtung der fleißigen Eichhörnchen, die via Foto auf seiner Citizen-Science-Plattform www.naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen App geteilt wird. Die so generierten Daten werden von Expert*innen ausgewertet und dienen der Erforschung und in weitere Folge auch dem Schutz der flinken Tierchen.
07.11.2025