Drohender Fischotter-Abschuss in Kärnten - Naturschutzbund erwägt Klage bei der EU

Verhungerte Jungtiere befürchtet | Vor Entnahme müssen Alternativen gesucht werden

Der 27. Februar 2018 könnte für die Fischotter in Kärnten zum „Schwarzen Dienstag“ werden. An diesem Tag will Landesrat Darmann eine Verordnung zum Abschuss von jährlich 43 Fischottern in der Regierungssitzung einbringen. Dadurch soll der Bestand der Fische in der Forellen- und Äschenregion wieder erhöht werden. Der Naturschutzbund verwehrt sich mit aller Vehemenz gegen diese Verordnung. Sollte sie beschlossen werden, erwägt er eine Klage bei der EU.

Der Naturschutzbund lehnt einen Eingriff zum jetzigen Zeitpunkt aus folgenden Gründen ab:

© Robert Hofrichter
  • Der Eingriff widerspricht EU-Recht: Kärnten liegt zur Gänze in der Alpinen Biogeographischen Region Österreichs und der Erhaltungszustand des Fischotters ist dort nach wie vor ungünstig. Die nächste Bewertung erfolgt 2019, vorher darf man nicht in den Fischotterbestand eingreifen. Die Frage des Erhaltungszustandes ist in dem Zusammenhang ausschließlich auf Ebene eines gesamten Mitgliedstaates relevant, rechtlich verbindlich ist ausschließlich die entsprechende Veröffentlichung der Kommission (derzeit von 2013).

  • Eingriffe in den Bestand des Fischotters sind gemäß FFH-Richtlinie nur möglich, wenn ein günstiger Erhaltungszustand gegeben UND keine anderweitige zufriedenstellende Lösung möglich ist. Bezüglich der Suche nach alternativen Lösungen hat das Land Kärnten bislang keinerlei Anstalten unternommen. Wichtige Maßnahmen wären beispielsweise die Zäunung von bestehenden Fischteichen sowie die Beschränkung des Fischbesatzes in Fließgewässern.

  • Ein Abschuss der Fischotter in der Zeit von 1. November bis 28. Februar verletzt wissentlich und vorsätzlich das geltende Jagdgesetz, das in jedem Fall den uneingeschränkten Mutterschutz sowie den der noch nicht allein lebensfähigen Jungtiere fordert. Da man das Geschlecht der Otter in freier Wildbahn nicht erkennen kann und Fischotter das ganze Jahr über Junge bekommen, riskiert man mit den Abschüssen immer auch verwaiste Jungotter, die in der Folge verhungern würden.

Der Naturschutzbund fordert deshalb, zunächst alternative Maßnahmen zu testen und einen Abschuss nur als allerletzte Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. „Jetzt braucht es zuerst einmal eine fundierte Beratung und Unterstützung der Fischer beim Umzäunen ihrer Teiche. Dann müssen wir schauen, wie sich die Bestände entwickeln und zwar von Fischen UND Fischottern. Eine Entnahme zum momentanen Zeitpunkt widerspricht jeder Vernunft und wird von uns sicherlich nicht hingenommen werden!“, zeigt sich Naturschutzbund-Präsident Roman Türk kämpferisch.

© Fotodesign Strobl

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