Eidechsen sind Reptilien, gehören zu den „wechselwarmen“ Tieren und lieben ausgiebige Sonnenbäder. Eine der am häufigsten verkannten dieser Art ist die Blindschleiche, denn sie ist weder blind noch eine Schlange. Vielmehr ist sie – wie ihre Artgenossinnen auch – eine fleißige Insektenvertilgerin: Nicht allein deshalb lohnt es sich, Gärten eidechsenfreundlich zu gestalten …
In Österreich gibt es sechs Eidechsenarten – alle davon sind geschützt. Sie bewohnen sonnige Trockenrasen, Waldränder, Geröllfelder im Gebirge oder strukturreiche Gärten. Eidechsen gehören als Reptilien zu den wechselwarmen Tieren, da ihre Körpertemperatur stark von der Außentemperatur abhängig ist. Um ihren Körper nach kühlen Nächten wieder aufzuwärmen, genießen die Tiere gerne ausgiebige Sonnenbäder. Eine oft verkannte und mit Schlangen verwechselte Echsenart ist die Blindschleiche: Diese bevorzugt es, sich‘s unter Holz oder Bodenplatten gemütlich zu machen. Sie bildet keine Beinpaare aus und bewegt sich schlängelnd fort – was die Assoziation mit der Schlange evoziert. „Im Gegensatz zu ‚echten‘ Schlangen besitzen Blindschleichen jedoch Augenlieder, können also blinzeln, und haben glatte, schimmernde Schuppen – die ihnen auch ihren Namen eingebracht haben, denn sie sehen sehr wohl“, sagt Naturschutzbund-Expertin Carolina Trcka-Rojas. Blindschleiche leitet sich vom althochdeutschen „Plintslicho“ her, das so viel wie „blendender Schleicher“ bedeutet – und sich auf deren blendend glattes Erscheinungsbild bezieht.
Schwanzabwurf: Eidechsen sind bekannt dafür, bei Gefahr ihren Schwanz abzuwerfen: Sie besitzen an bestimmten Stellen der Schwanzwirbelsäule natürliche „Sollbruchstellen“. Bei Bedrohung oder Berührung trennt sich der Schwanz an jener Stelle reflexartig ab. Während die Wunde rasch verheilt, bewegt sich der abgeworfene Schwanz stark, um den Angreifer abzulenken. So faszinierend dieser Prozess auch ist, er bedeutet für die Tiere großen Stress: Der fehlende Schwanz bedeutet für sie einerseits Mobilitätsverlust andererseits aber auch den Verlust an wichtigen Fettreserven. Auch wächst der Schwanz nicht mehr vollständig nach, es bildet sich ein knorpeliges Ersatzgewebe anstatt einer echten Wirbelsäule, das kürzer, dicker und dunkler gerät, als der ursprüngliche Schwanz. „Die Regeneration benötigt für die scheuen Sonnenanbeterinnen sehr viel Energie, weshalb man Eidechsen nicht unnötig stressen sollte“, so Trcka-Rojas.
Leben & Sterben: Während die Bergeidechse bis in hochalpine Lagen vorkommen kann, beschränkt sich der Lebensraum von Mauereidechsen auf tiefere, wärmere Regionen. Die Smaragdeidechse kommt weder in alpinen Regionen noch in West-Österreich vor, während die Zauneidechse in fast ganz Österreich verbreitet ist. Obwohl manche Eidechsenarten in Österreich (noch) weit verbreitet sind, lauern tagtäglich Gefahren und die Tiere stehen in Österreich unter strengem Schutz: Hauptleidensdruck der stillen Reptilien ist deren starker Lebensraumverlust, da strukturreiche Habitate wie Trockensteinmauern, Hecken oder Trockenrasen sukzessiv verschwinden. Doch auch der Klimawandel und Extremwetterereignisse lassen viele Eidechsenpopulationen schwinden: Während die Mauereidechse als wärmeliebende Generalistin mehr und mehr an Gebiet gewinnt, verlieren andere Arten, wie beispielsweise die Zauneidechse, die Östliche Smaragdeidechse und die Kroatische Gebirgseidechse an Habitaten.
Den Eidechsen zuliebe: Eidechsen lieben naturnahe, strukturreiche Habitate: Wer seinen Garten also dementsprechend anlegt, kann sich bald über den Besuch der schimmernden Sonnenanbeterinnen freuen. Mit nur wenigen kleinen Anpassungen kann man den eigenen Garten in ein Refugium für Eidechsen verwandeln: Empfehlenswert ist es, Stein- und Totholzhaufen sowie Holzstapel liegen zu lassen. Heimische Heckengehölze, speziell dornenreiche Arten wie die Schlehe, dienen als Verstecke gegen Fressfeinde. Ebenfalls empfohlen werden seltenes Mähen und das Stehenlassen von „wilden Ecken“ als Rückzugsorte für die schimmernden Sonnenanbeterinnen, die es einem danken, indem sie sämtliche „Schädlinge“, sprich lästige Insekten, fressen.
Eidechsen knipsen – Eidechsen schützen: Der Naturschutzbund sucht gemeinsam mit Global2000 im Projekt BIOM-Garten nach Amphibien und Reptilien in Österreichs Gärten – also bei einer Eidechsenbeobachtung Handy zücken, drauflosknipsen und die Fotos auf www.naturbeobachtung.at mit Kommentar „BIOM-Garten“* teilen und so zum Schutz der bedrohten Tiere beitragen.
* Dieses Projekt wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.
07.08.2025