Am 9. November vor 35 Jahren geschah, was kaum jemand für möglich hielt: Die Berliner Mauer fiel und damit ging die Ära des Kalten Krieges und des Eisernen Vorhangs zu Ende, der bis dato den Kontinent entzweite. Noch im Wendejahr 1989 nahm ein grünes Jahrhundertprojekt in Deutschland seinen Ausgang: Der unmenschliche Grenzstreifen, der der Natur eine Verschnaufpause ermöglichte, soll sich zu einer Lebenslinie wertvoller Natur quer durch Europa entwickeln. Dieser wird seit mehr als drei Jahrzehnten als länderverbindendes lebendiges Denkmal – als "Grünes Band" – bewahrt.
Im Niemandsland zwischen Minen und Stacheldraht konnte sich weitgehend unbehelligt über Jahrzehnte hinweg ein zusammenhängendes System naturnaher Lebens- und Rückzugsräume von der Barentsee bis zum Schwarzen Meer entwickeln – das Grüne Band. Diese Vielfalt zu erhalten und weiterzuentwickeln ist die gemeinsame Vision, die Naturschützer*innen aus Ost und West tragen: ein Natur und Menschen verbindendes Grünes Band quer durch Europa zu knüpfen.
Todeszone – Lebenslinie
Eine internationale Bewegung war geboren mit dem gemeinsamen Ziel, die ehemalige „Todeszone“ als Lebenslinie dauerhaft zu erhalten und deren Artenvielfalt zu bewahren. Die Vision „Grünes Band“ ist mittlerweile eine der größten Naturschutzinitiativen der Welt: Das Band des Lebens quer durch Europa ist 12.500 km lang und umfasst 24 Staaten und fast alle Naturräume des Kontinents. Es ist Lebensader und Symbol für die Überwindung des Kalten Kriegs – und es soll UNESCO-Welterbe werden.
Österreich hat mit fast 1.300 km einen großen Anteil am Grünen Band Europas. Die grenzüberschreitenden Nationalparks Thayatal und Neusiedlersee liegen am Green Belt, lokale Naturkostbarkeiten wie die Maltsch in Oberösterreich oder die steirische Grenzmur ebenso.
European Green Belt Associaton
Vor zehn Jahren haben die europaweiten „Bemühungen“ rund um das Grüne Band eine neue Qualität erreicht: Ein internationaler Verein wurde gegründet – die „European Green Belt Association“ – mit dem gemeinsames Ziel, das Grüne Band Europas weiterzuentwickeln und das ökologische Netzwerk entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs zu verdichten. Der Naturschutzbund ist stolz, unter den Gründungsmitgliedern dieser Jahrhundertinitiative zu sein.
„Das Grüne Band zu erhalten als Rückgrat eines ökologischen Netzwerks, als lebendiges Mahnmal europäischer Geschichte und als Symbol für grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Naturschutz und nachhaltiger Landentwicklung ist gemeinsame Vision und Ziel aller Naturschutzaktivist*innen, die sich zur Green Belt Association zusammengeschlossen haben. Heute vereint das Grüne Band Europäer*innen aus 24 Staaten von Norwegen bis Bulgarien in der Bemühung um den Erhalt des gemeinsamen Naturerbes. Das Green Belt, das vor 35 Jahren die Todeszone ‚abgelöst‘ hat, steht für länderübergreifende, friedliche Zusammenarbeit und ist damit Sinnbild für den europäischen Gedanken an sich“, so Christine Pühringer, Grünes Band-Projektleiterin beim Naturschutzbund Österreich.
Weitere Informationen zum Grünen Band finden Sie HIER.
06.11.2024