Im Pariser Klimaabkommen haben sich fast alle Staaten der Erde darauf geeinigt die Zunahme der Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Anders als im globalen Durchschnitt hat die Erwärmung in Österreich aber bereits um 2 °C zugenommen und wird laut Berechnungen in den nächsten 60 – 80 Jahren auf 4,5 °C weiter ansteigen. Diese massive Temperaturzunahme hat unmittelbare und drastische Auswirkungen auf die Biodiversität in Österreich, die bereits jetzt spürbar sind. Der Naturschutzbund ruft deshalb auf, alles zu tun, um eine massive CO2-Reduktion zu erreichen – von Einsparungsmaßnahmen über Effizienzsteigerung bis hin zum naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien. Gleichzeitig müssen standortgerechte Mischwälder, Moore und andere Feuchtgebiete als Kohlenstoffsenken gefördert und erhalten werden!
Vor allem die Niederschlagsmengen entscheiden über das Überleben vieler Arten, aber gerade diese waren in den letzten Jahren durch den Klimawandel großen Schwankungen unterworfen. So gab es im zeitigen Frühjahr 2019 in vielen Regionen Österreichs deutlich weniger Niederschlag, während andere Gebiete im Schnee buchstäblich versanken. Direkte Auswirkungen hatte das beispielsweise auf die Amphibien. So reduzierte sich der Fortpflanzungserfolg der früh wandernden Arten Grasfrosch, Erdkröte und Kammmolch in einigen Regionen durch zahlreiche ausgetrocknete Laichtümpel massiv, teilweise bis zum Totalausfall. Im Gegensatz dazu profitierte die später laichende Gelbbauchunke von den Niederschlägen zwischen Mitte April und Ende Juni und konnte zahlreiche Kleingewässer konkurrenzlos nutzen. Der Klimawandel zeigt hier eine erste Tendenz zur Verschiebung der Artenzusammensetzung.
Kaltwasserliebende Fische müssen in die Oberläufe der Flüsse ausweichen
Auch bei anderen Arten kommt es in Folge des Klimawandels zu Veränderungen – wasserabhängige Tiere sind dabei besonders betroffen. So verschieben sich die temperaturabhängigen Fischregionen spürbar nach oben. Kälteliebenden Arten wie Bachforelle und Äsche, aber auch Huchen und Seesaibling setzt der Klimawandel zusätzlich zu anderen einschränkenden Faktoren ordentlich zu. Im Gegensatz dazu kommen Karpfen, Barben, Nasen und vor allem Aitel mit wärmeren Wassertemperaturen gut zurecht. Hinzu kommt, dass invasive Arten wie die Schwarzmundgrundel von höheren Wassertemperaturen profitieren und damit zusätzlichen Druck auf bereits bedrängte Fischarten ausüben.
Fichten in Not
Besonders Pflanzen stellt die Geschwindigkeit des Klimawandels vor kaum zu meisternde Herausforderungen, sind sie doch nicht so mobil wie Tiere. Ein deutlich sichtbares Beispiel dafür ist die nicht sehr wärme- und trockenheitstolerante Fichte. Sie war für die Forstwirtschaft jahrzehntelang der „Brotbaum“ und wurde intensiv aufgeforstet. Das rächt sich nun, denn die derzeitige geplante Verringerung der Fichtenanteile um 3 - 4 % alle zehn Jahre kann mit dem Tempo des Klimawandels nicht mithalten.
Der dramatische Klimawandel macht es notwendig umgehend tiefgreifende Maßnahmen zu setzen. Darauf geht die aktuelle Ausgabe der Naturschutzbund-Zeitschrift natur&land unter dem Titel „Der blaue Planet im Krisenmodus“ umfassend ein. „Wir müssen Alternativen zu bisherigen energieaufwändigen Prozessen finden und den Ressourcenverbrauch drastisch reduzieren. Unseren Wäldern, Mooren und anderen Feuchtgebieten kommt im Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle zu, denn sie sind wahre Kohlenstoffsenken, binden das klimarelevante Gas. Der Schutz dieser Lebensräume muss also oberste Priorität haben!“, fordert Naturschutzbund-Präsident Roman Türk.
Der Naturschutzbund widmet sich in der aktuellen Ausgabe seiner Zeitschrift natur&land unter dem Titel „Der blaue Planet im Krisenmodus“ dem Klimawandel und dessen Auswirkungen auf Biodiversität sowie Land- und Forstwirtschaft. Bestellen kann man die Zeitschrift direkt beim Naturschutzbund unter T 0662/64 29 09 oder natur-land@naturschutzbund.at bzw. https://naturschutzbund.at/shop.html. Kosten: 6,50 + Versand.
06.10.2020