Bodenlos? Der schwindende Schatz unter unseren Füßen

Naturschutzbund plädiert für mehr Schutz für unsere unterschätzte Lebensgrundlage „Boden“

In Österreich werden täglich zwölf Hektar Boden verbraucht – der höchste Wert in Europa. Dabei sind gesunde Böden die Basis für unser Leben. Was auf den ersten Blick wie leblose Erde wirkt, ist in Wahrheit ein pulsierendes Universum voller Leben. In einer Handvoll Boden tummeln sich mehr Lebewesen als es Menschen auf der ganzen Welt gibt. Sie alle gemeinsam – vom Regenwurm bis zum Einzeller – arbeiten unablässig daran, die Bodenfunktionen zu erhalten: Fruchtbarkeit, Kohlenstoffspeicher, Hochwasserschutz, … Der Naturschutzbund rückt unseren „Boden-Schatz“ in der aktuellen Ausgabe von natur&land, DER österreichischen Naturschutzzeitschrift, in den Fokus und appelliert an die neue Bundesregierung, den Bodenverbrauch massiv zu reduzieren.

© Othmar Ortner

In der EU gelten mehr als 60 Prozent der Böden als geschädigt. Österreichweit werden täglich zwölf Hektar Boden verbraucht – der höchste Wert in Europa. Böden sind jedoch unverzichtbar für das Gleichgewicht der Natur. Sie sind verborgene Reiche, bevölkert von winzigen Kreaturen, die mit bloßem Auge oft unsichtbar bleiben. Dieses geheimnisvolle Netzwerk der Bodenbewohner, des sogenannten Edaphons (von griechisch edaphos „Erdboden“), hält den Kreislauf des Lebens in Gang: Sie zersetzen, verwandeln und erneuern das abgestorbene Material – Tag für Tag, Millimeter für Millimeter. Einen gesunden Boden erkennt man an einer Vielzahl an verschiedenen Bodenbewohnern. Ein für das menschliche Auge sichtbarer Indikator für die Bodenqualität ist die Anzahl an Regenwürmern – je mehr von ihnen sich im Erdreich tummeln, desto besser geht es dem Boden.

Komplexer Kreislauf der Bodenlebewesen
Milliarden an Bakterien, Pilzen, Algen und Einzellern beleben den Boden als Mikrolebewesen. Fadenwürmer, Milben, Wimperntierchen, Wurzelfüßer, Geißeltierchen, Urinsekten und kleine Ringelwürmer sind bereits ein wenig größer als die Mikrolebewesen. Regenwürmer, Asseln oder gar Mäuse sind in dieser Welt Giganten. All diese Bodenbewohner leisten Großartiges für das Mikro-Ökosystem und binden Nährstoffe sowie Wasser. Die kleineren sind auch gefragte Mahlzeiten für die größeren Lebewesen unter der Erde. Die größeren Organismen wiederum zerkleinern abgestorbenes Material, wodurch es für die kleineren zugänglich wird. Diese zersetzen dann das Zellmaterial weiter und sorgen dafür, dass Nährstoffe verfügbar sind. Jedes Lebewesen erfüllt eine in diesem komplexen Zusammenspiel eine bestimmte Aufgabe – ein perfekter Kreislauf, bei dem alle ineinandergreifen.

Was gesunde Böden können
Gesunde Böden, also Böden mit vielen, vielen Kleinst- und Kleintierchen, fördern die Biodiversität, versorgen uns mit Nahrung, halten den Nährstoffkreislauf in Gang, speichern Kohlenstoff und vieles mehr. Sie können große Mengen an Wasser aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben. So wirken diese bei Hochwasserereignissen wie „Schwämme“, die die überschüssige Flüssigkeit aufsaugen. In Trockenperioden versorgen intakte Böden die Pflanzen mit dem gespeicherten Wasser. Ohne gesunde Böden gibt es kein dauerhaftes Leben außerhalb des Meeres.

Plädoyer für unsere Böden
Die Erhaltung von Naturflächen steht zunehmend in Konkurrenz zu den verschiedensten Nutzungsformen von Boden, wie beispielsweise Bodenversiegelung durch Verbauung sowie intensive land- oder forstwirtschaftliche Nutzung. „Böden sind das Gedächtnis unserer Landschaften – sie speichern Umwelteinflüsse über Jahrtausende und sind unverzichtbares Ökosystem für Fruchtbarkeit, Wasserspeicherung und Artenvielfalt. Für die Wiederherstellung unserer Natur, insbesondere auch unserer Böden, ist entschlossenes Handeln gefragt. Wir freuen uns über positive Zeichen Richtung Bodenschutz im neuen Regierungsprogramm. Nun müssen dem Programm Taten folgen“, sagt Thomas Wrbka, Präsident des Naturschutzbundes Österreich.

12.03.2025

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