| naturschutzbund | präsentiert Handlungsempfehlungen für den Umgang mit dem heiß diskutierten Tier
Der Biber, das Tier des Jahres 2016, war in Europa fast vollständig ausgerottet, als man seinen Bestand Mitte der 1970 bis 1980er Jahre durch Freilassungsaktionen z. B. in Bayern, am Inn und an der Donau im Wiener Raum wieder aufzubauen begann. Die Tiere nutzten ihre Chance und wurden wieder heimisch. Als Gestalter ihres nassen Lebensraumes geraten sie jedoch zunehmend mit uns Menschen in Konflikt. In Nieder- und Oberösterreich wird derzeit über eine Bestandsreduktion diskutiert, zum Teil werden die Tiere sogar schon getötet. Anlass genug für den Naturschutzbund, die Biber-Experten an einen Tisch zu holen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.
Herausgekommen sind Hintergrundinformationen und Handlungsempfehlungen, die vor allem eines klar machen: Wenn der Biber mehr Platz zum Leben bekommt, ist er einer der wertvollsten Verbündeten im Kampf gegen den Artenschwund, bei der Gewässerrenaturierung und beim Hochwasserschutz. „Wir sollten die Fähigkeiten des tierischen Landschaftsarchitekten nutzen - er kann es besser und billiger als es jede menschliche Maßnahme vermag“, sagt Projektleiterin Ingrid Hagenstein vom Naturschutzbund.
Die wichtigsten Empfehlungen aus dem Naturschutzbund-Merkblatt:
Ausreichend große Flächen für eine konfliktfreie Entwicklung von Biberlebensräumen bereitstellen: Nur dadurch können seine „Ökosystemdienstleistungen“ für den Menschen und die Biodiversität auch zum Tragen kommen. Die Lebensweise des Bibers zeigt schonungslos auf, wo die menschengemachten Probleme in unserer Landschaft liegen: begradigte Bachläufe mit wenigen Strukturelementen anstelle einer Uferbegleitvegetation mit Gehölzen, intensive landwirtschaftliche Nutzung bis an den Gewässerrand sowie fehlende Rückhalteräume bei Starkregen und dadurch vermehrt Überschwemmungen.
Straßen- und Wegeneubau mit mindestens 20 m Abstand vom Gewässer
Berücksichtigung bei Gewässerentwicklungskonzepten, Planungsvorhaben und Hochwasserschutzmaßnahmen
Flächenbewirtschaftung mit größeren Abständen zum Gewässer
Ungenutzte Ufergehölzstreifen an Ackerflächen stehen lassen
Forstwirtschaft: nicht jeden Quadratmeter Fläche im Auwald in Anspruch nehmen
Energiewälder: Im einfachsten Fall Abhilfe mittels eines Elektrozaunes oder auch durch einen Zaun aus Baustahlgitter
Elektrozäune für die Fläche
Einbau von Drahtgittern in Uferböschungen
Drainage von Biberdämmen mithilfe von Abwasserrohren
Ausbau von Förderprogrammen für „Außer-Nutzung-Stellen“