Alte Bäume sind wichtige Lebensräume, naturnahe Wälder für die Biodiversität essenziell

Nichts ist lebendiger als totes Holz: Von 13.000 im Wald lebenden Pflanzen-, Pilz- und Tierarten ist jede dritte Art an Totholz gebunden. Zum Tag des Waldes am 21. März 2022 rückt der Naturschutzbund das Totholz und seine Bedeutung für den Naturkreislauf in den Fokus.

© Josef Limberger

In totem Holz steckt erstaunlich viel Leben
Wenn Bäume natürlich absterben, werden sie zum unersetzbaren Lebensraum einer vielfältigen Gemeinschaft von Totholzbewohnern. Mit Höhlen, Spalten und Löchern bietet sogenanntes Biotopholz strukturreiche Kleinlebensräume für eine Vielzahl an Tieren, Pflanzen und Pilzen. Sogenannte xylobionte (=totholzbewohnende) Arten sind in ihrer Entwicklung auf zersetztes Holz angewiesen: Es dient als Eiablagestelle, Kinderstube, Futterquelle, Versteck und Überwinterungsquartier. So sind Specht, Zwergohreule, Fledermaus und Siebenschläfer auf natürliche Höhlen in alten Bäumen angewiesen sind, und auch Schlangen, Kröten und Salamander finden wunderbare Verstecke im Totholz. „Die unvergleichliche Strukturqualität von artenreichen Wäldern kann nur erreicht werden, wenn Bäume alt werden und natürlich sterben dürfen“, so Roman Türk, Präsident des Naturschutzbundes Österreich.

Ein schöner Wald muss nicht aufgeräumt sein!
Das Jugend- und Erwachsenenalter eines Baumes nimmt etwa die gleiche Zeitspanne ein wie die Alters- und Zerfallsphase. Je nach Witterung und Position kann der Zersetzungsprozess von Totholz bis weit über 100 Jahre dauern. Totholz kommt nicht nur eine große Bedeutung beim Erhalt der Artenvielfalt zu, es schützt außerdem den Boden vor Erosion, reguliert den Wasserhaushalt im Wald und speichert Kohlenstoff. Deshalb sollte es im Wald zugelassen und gefördert werden. Doch besonders in traditionell bewirtschafteten Wäldern ist Totholz häufig rar, da die Bäume schon viel früher zur Holzgewinnung geschlagen werden. Auf Totholz spezialisierten Arten wie Hirschkäfer, Alpenbock, verschiedene Wildbienen- und Wespenarten sowie eine Unzahl an Pilzen oder Bakterien leiden darunter.

Energiegewinnung aus Holz nicht auf Kosten der Natur!
Die aktuelle Situation führt uns einmal mehr die Abhängigkeit von Gas und Öl vor Augen und zeigt, wie verwundbar unsere Energieversorgung ist. Der Ruf nach dem Ausbau erneuerbarer, regional erzeugter Energien wird stärker, was grundsätzlich zu begrüßen ist, allerdings steigt damit auch der Druck auf unsere Wälder. „Die Energiewende darf nicht auf Kosten der Naturvielfalt gehen, die letztlich unsere Lebensgrundlage ist. Arten- und strukturreiche Naturräume wie naturnahe Wälder mit heimischen Baumarten und hohem Totholzanteil sind kein Luxus! Sie bilden die Basis für unsere Stoffkreisläufe, sind unser Kapital. Wir appellieren daher dringend, gerade jetzt bei der Nutzung von Holz und Biomasse und dem Ausbau anderer erneuerbarer Energien nicht rücksichtslos sondern achtsam und mit Rücksicht auf unsere Naturkapital zu agieren“, ist Türk überzeugt.

17.03.2022

Zurück

.