Abschuss von Wolfseltern bedeutet Hungertod für Welpen

Den Bescheid zum Abschuss eines Wolfspaares in Tirol, das Junge führt, sieht der Naturschutzbund äußerst kritisch. Er fordert von der Tiroler Landesregierung einen fachlichen Umgang mit dem Rückkehrer Wolf und Hilfestellung für Almbauern beim Herdenschutz. Die Welpen des Lavanter Wolfspaares sind noch von ihren Eltern abhängig und würden verhungern, sollten diese abgeschossen werden. Den Bescheid nicht zurückzuziehen, ist unverantwortlich.

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Die neuesten Daten aus den Rissuntersuchungen in Osttirol bestätigen, dass es sich bei den zwei zum Abschuss freigegebenen Wölfen um ein Paar mit Nachwuchs handelt. Es ist das erste nachgewiesene Rudel im österreichischen Alpenraum. Trotz dieser Erkenntnisse möchte die Landesregierung am Abschuss festhalten. „Wir können nicht anders, als in diesem Abschussbescheid ein ‚Wahlgeschenk‘ an die Befürworter von Wolfsabschüssen zu sehen. Diese Entscheidung bietet Almbewirtschaftern keinerlei Sicherheit für die nächste Saison und führt zugleich zu einem qualvollen Verhungern der Welpen, die sich noch nicht selbst versorgen können“, kritisiert Lucas Ende, Artenschutzkoordinator beim Naturschutzbund Österreich.

Herdenschutzhunde noch Mangelware
Es ist nicht unüblich, dass es zur Zeit der Jungenaufzucht zu vermehrten Nutztierrissen kommt, wenn es in einem Wolfsgebiet ungeschützte Weidetiere gibt. Die Elterntiere müssen sehr viel Nahrung heranschaffen und nehmen dafür unter Umständen auch leicht verfügbare Beute. Zwar waren manche der Schafe auf der Lavanter Alm in einem fachlich korrekt aufgestellten Nachtpferch untergebracht, vermutlich aber haben die Schafe selbst diesen in Panik niedergerissen. „Üblicherweise würden bei hoher Wolfspräsenz in einem nächsten Schritt zusätzlich Herdenschutzhunde zum Einsatz kommen. Nur sind diese noch nicht im ausreichenden Maß verfügbar“, stellt Ende fest.

Wölfe sind in Österreich bereits seit 2009 regelmäßig nachweisbar
Angesichts der Wiederbesiedlung des Alpenraums durch Wölfe in den letzten 20 Jahren darf es niemanden überraschen, dass die Zahl an Wölfen, die Österreich erreichen, fortdauernd steigt. Dennoch wurden viele Jahre verschlafen, bevor zaghafte Bemühungen in Richtung Herdenschutz unternommen wurden. So gibt es in Österreich etwa noch keine Regelungen für den Einsatz von Herdenschutzhunden geschweige denn eine ausreichende Anzahl verfügbarer Hunde.

Zukunftsmodell traditionelle Behirtung
Der Naturschutzbund fordert daher rasche Investitionen in ein umfassendes Programm aus unbürokratischen Fördermitteln, fachlicher Beratungsleistung und gut ausgebildetem Hirtenpersonal sowie Herdenschutzhunden. Gelder zur Förderung von Hirten rentieren sich gleich mehrfach: Durch das gezielte Lenken der Tiere wird die Biodiversität und somit die Qualität der Futterflächen erhöht, die Tiere werden besser versorgt, die Böden speichern mehr Wasser und sind weniger erosionsgefährdet.

Politik ist in der Verantwortung
Der Naturschutzbund steht für ein konfliktarmes Zusammenleben mit dem Wolf ein, dessen Rückkehr bereits in vollem Gange ist. Angesichts der erfolgreichen Wiederbesiedlung des Alpenraumes und der mitteleuropäischen Tiefebene (Polen und Deutschland), ist ein „wolfsfreies Österreich“ keine realistische Perspektive für die heimische Almwirtschaft. „Bedenkt man die Laufleistung dieser Tierart, kommt man um einen effizienten und verantwortungsbewussten Schutz der Weidetiere nicht herum“, ist Ende überzeugt. „Dafür muss die verantwortliche Politik aber die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Tut sie das nicht, ist sie verantwortlich für Almauflassungen, nicht der Wolf.“

10.08.2022

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