Die Smaragdeidechse, eine echte Wärmeliebhaberin, ist in Österreich nur in wärmebegünstigten Lebensräumen anzutreffen. Im Burgenland sind dies z.B. sonnenexpon ierte Hänge und Hügel. Sie bewohnt hier naturnahe, lichte Wälder, vor allem aber strukturierte Wald- und Gehölzränder sowie das angrenzende, halboffene Kulturland, kann aber auch abseits liegende, verbuschte Trocken- und Halbtrockenrasen besiedeln. Der Schwerpunkt ihres Vorkommens liegt im Nordburgenland an den WaIdrändern des Leitha-, Rosalien- und Ödenburger Gebirges und dem hier angrenzenden Kulturland sowie
im Ruster Hügelland. Im Mittel- und Südburgenland ist sie deutlich seltener. Während sich im Südburgenland wenige kleine Vorkommen finden, existiert im
Mittelburgenland nur ein einziges, allerdings größeres Vorkommen im Bereich der Gemeinden Neckenmarkt und Ritzing.
Hier wird im Rahmen von vielfaltleben ein Artenschutzprojekt über die Smaragdeidechse durchgeführt. Die Aktion vielfaltleben ist eine Artenvielfaltskampagne des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft gemeinsam mit dem Naturschutzbund Österreich sowie anderen Partnern. Beim Smaragdeidechsen- Projekt geht es um die Erfassung des Bestands, vor allem aber um Lebensraumschutz und -verbesserung sowie Öffentlichkeitsarbeit. Es ist daher ein besonderes Anliegen, die ortsansässige Bevölkerung über die Lebensraumbedürfnisse dieser Eidechsenart zu informieren. So konnte die Volksschule Neckenmarkt unter ihrer Leiterin, Frau Direktorin Heinrich, für naturkundliche Exkursionen in den Smaragdeidechsenlebensraum gewonnen werden. Aus organisatorischen Gründen fanden diese nicht in der Woche der Artenvielfalt (Mitte Mai) sondern erst in der letzten Schulwoche statt. Mit jeder der vier Volksschulklassen wurde an einem der Vormittage zwischen dem 27. - 30. Juni 2016 im Bereich des Galgenbergs eine Wanderung durchgeführt. Der Galgenberg liegt in der halboffenen Kulturlandschaft nahe der Volksschule und war für die Kinder innerhalb kurzer Zeit problemlos zu erreichen.
Die erste Exkursion fand nach einem Gewitter statt. Wegen der Nässe mussten wir auf den Hauptwegen bleiben. Am zweiten Tag war das Wetter deutlich besser, an den letzten beiden Tagen wurde es richtig heiß. Bei einer Böschung, die von der Smaragdeidechse genutzt wird , wurden die Kinder begrüßt. Leider zeigte sich bei keiner der Exkursionen eine Smaragdeidechse.
Eidechsen haben keine konstante Körpertemperatur (sind wechselwarme Tiere), diese wird von der Umwelt (z. B. Sonne, Wärmeabstrahlung von Oberflächen) stark beeinflusst. Damit sie nicht überhitzen, müssen Eidechsen daher bei heißem Wetter kühlere Plätze (Schatten, dichte Vegetation, Erdhöhlen) aufsuchen und leben dann sehr versteckt. Die Chance, im Sommer am späteren Vormittag eine Smaragdeidechse direkt zu beobachten, ist somit gering. Im Frühjahr hingegen lassen sich die Tiere wesentlich besser sichten. Ein besonders schöner Anblick sind da die erwachsenen Männchen im Prachtkleid, bei denen Hals, Kehle und Kopfseiten leuchtend blau gefärbt sind. Den Weibchen fehlt diese Blaufärbung.
Da wir keine Smaragdeidechse direkt beobachten konnten, wurden den Kindern im Gelände großformatige Fotos vorgelegt und im Zuge der Exkursion die Lebensweise und die Lebensraumansprüche dieser Eidechsenart kurz erklärt. Viele im Gebiet typische Pflanzen und Tiere konnten gezeigt werden. Bei den Tieren lag das Schwergewicht bei Schmetterlingen, Heuschrecken und Käfern, wobei vor allem die letzten beiden ein wesentliches Futter für die Smaragdeidechse darstellen.
Bei den Schmetterlingen flogen oft das schwarz-weiße Schachbrett, der Kleine Kohl-Weißling und der Grünader-Weißling. Doch wurden z.B. auch Tagpfauenauge, Distelfalter und Bläulinge angetroffen. Unter den Käfern blieben den Kindern wahrscheinlich die Marienkäfer in Erinnerung.
Jeder Gruppe wurden auch kleine kreisförmige Erdtrichter der Ameisenlöwen gezeigt. Ameisenlöwen sind die Larven der Ameisenjungfer, einem geflügelten Insekt aus der Ordnung der Netzflügler. Zur Demonstration wurden Ameisenlöwen mit Ameisen gefüttert, aber auch ausgegraben. Mit einer der Gruppen war es zeitlich möglich, dass alle Kinder mit Bechern und Dosen ausschwärmten und selbst Insekten fingen. Wenn möglich wurde dann der Fang vor Ort beim Namen genannt, etwas über die Lebensweise des Tieres berichtet und oft auch erklärt, ob die erbeuteten Tiere von den Smaragdeidechsen gefressen werden.
Eine kleine Rast, bei der die mitgebrachte Jause verzehrt werden konnte, lockerte den Ausflug zusätzlich auf. Zumindest einmal konnten wir unter einem älteren Maulbeerbaum rasten und so mancher kostete zum ersten Mal von seinen Früchten. Im Gebiet finden sich sowohl weiß- als auch schwarzfrüchtige Bäume.
Die Exkursionen verliefen in sehr guter Stimmung. Insgesamt nahmen 74 Kinder und neun Erwachsene daran teil. Einmal ging auch ein Mädchen einer Wiener Volksschule mit. Die Kinder aller Klassen sowie ihre begleitenden Lehrerinnen und Elternteile zeigten sich überaus interessiert und stellten sehr viele Fragen. Es war mir eine Freude, mit der Volksschule in Neckenmarkt zusammenarbeiten zu dürfen. Ich hoffe, dass die Ausflüge in den Smaragdeidechsenlebensraum eine spannende Abwechslung im Schulalltag waren, die lange Zeit in positiver Erinnerung bleiben werden.
Text: DI Dr. Anton Stefan Reiter