Weideprojekt in den Rabensburger Thaya-Auen

© Naturschutzbund Mistelbach

In der Landwirtschaft und im Naturschutz gehen die Meinungen oft auseinander. Dass beide voneinander auch profitieren können, zeigt das Weideprojekt auf den "Bauernwiesen" in den Rabensburger Thaya-Auen. Anfang Juni fand dort eine unserer Exkursionen statt. Und die Teilnehmer*innen staunten nicht schlecht über die Berührungspunkte, von denen die Exkursionsleiter Manuel Denner, Thomas Labuda, Werner Lazowski und Tobias Schernhammer erzählten. Nach 50 Jahren werden diese Wiesen erstmals wieder beweidet. Hauptdarsteller des Weideprojekts sind die Kühe der Rasse Aubrac von Biobauer Vinzenz Harbich aus Aderklaa und die „Weidegemeinschaft Naturschutzgebiet Rabensburger Thaya-Auen“. Fünf Landwirt*innen aus Rabensburg haben sich zu diesem Verein zusammengeschlossen und kümmern sich um die Beweidung. Obmann Paul Fischer war bei der Exkursion dabei und hat über die Herausforderungen bei der Exkursion erzählt.

"Eine Hand wäscht die andere"
Aus landwirtschaftlicher Sicht kann der Bauer Getreide auf seinen eigenen Flächen anbauen und seine Tiere können woanders weiden, nämlich in den Naturschutzgebieten. Naturschutzfachlich gesehen halten die Rinder die Wiesen offen, verhindern einen starken Bewuchs mit Gehölzen und Sträuchern. Aber nicht nur das: Die Beweidung fördert die Artenvielfalt, es entsteht ein optimaler Lebensraum für seltene Pflanzen, Vögel und Insekten.

Weidende Kühe = Insekten = Vögel
Die Kühe locken einerseits Insekten an, andererseits werden auch die Insektenfresser bei ihrer Futtersuche unterstützt: Die Störche finden im kurz gehaltenen Gras leichter Nahrung, Stare setzen sich auf die Rücken der Rinder und "befreien" sie von Parasiten oder Fliegen. Auch die Schwalben bedienen sich an diesem Mahl. In den Trittstellen der Kühe siedeln sich dann auch noch Ameisenarten an, die wiederum Beute für den Wendehals sind.

© Naturschutzbund Mistelbach

Dung und Käfer wichtig für das Ökosystem
Auch der Mist der Tiere lebt. So konnten die Teilnehmer*innen während der Exkursion im Dung ein Mondhornkäferpaar entdecken. Der Mist dient als Eiablage und ihren Larven als Nahrung. Mondhornkäfer sind leider sehr selten geworden.  Dungkäfer sind jedoch ganz wichtig für das Ökosystem. Sie vergraben die Exkremente, durchlüften mit ihren Gängen den Boden, regulieren den Nährstoffkreislauf und tragen damit auch zum Pflanzenwachstum bei. Und im Hinblick auf die Nahrungskette sind sie Beute von Vögeln und Fledermäusen. Mit ihrem Dung sorgt eine weidende Kuh übrigens pro Jahr für 100 kg Insektenmasse. Eine ganze Herde auf einer Weide kann somit einer Vielzahl an Vögeln und ihren Jungen ausreichend Nahrung bieten.

 

Beweidung im Weinviertel hatte Tradition
Die Kulturlandschaft entlang des Unterlaufes der Thaya und der March entstand über Jahrhunderte durch Beweidung mit Rindern. Bis in die 60er Jahre wurden Flächen wie die Rabensburger Bauernwiesen für die Mahd zur Heugewinnung und als Weide genutzt. Dann gab ein Großteil der Bauern die Tierhaltung auf und widmete sich stattdessen dem Ackerbau. Viele Flächen wurden fortan umgebrochen und als Acker genutzt.

 

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