Im Rahmen der Natur des Jahres wurde die Wechselkröte (Bufotes viridis) zum Lurch des Jahres 2022 gekürt. Dank ihres grün-beige-gefleckten Tarnmusters ist sie unverwechselbar in der Welt der Amphibien. Aufgrund von Lebensraumverlust ist die Wechselkröte eine stark gefährdete Art auch in Österreich. In unserem Bundesland ist sie v.a. im östlichen Waldviertel, Weinviertel und im Wiener Becken anzutreffen.
Die Wechselkröte ist eine sogenannte Pionierart, die gerne in neu entstandenen Gewässer ablaicht und v.a. offene. trockene, vegetationsarme Ruderalstandorte besiedelt. Ihre ursprünglichen Lebensräume – wie dynamische Flussauen – sind in Mitteleuropa kaum mehr vorhanden. Rückzugsgebiete findet die Art heute vor allem in Rohstoffgewinnungsgebieten und locker bebauten Siedlungen. Das Verfüllen von Sand- und Kiesgruben gehört heute zu den größten Gefährdungsfaktoren. Als wanderfreudige Art ist die Wechselkröte zudem stark von der Zerschneidung ihrer Lebensräume durch Straßen betroffen.
Bekannte Wechselkrötenstrecken
Eine berühmte Wechselkrötenwanderstrecke ist jene in Rabensburg im Weinviertel. Hier sammeln die Amphibienschützer*innen die Tiere händisch auf der Straße ein. Die Wechselkröten wandern quer durch den Ort zum Ablaichen in Gartenteichen. Zwischen 200 und 500 Tiere werden hier geborgen.
Bekannt sind auch die Wechselkröten an der Grenze zu Wien in der Simmeringer Haide. Dort finden die Tiere zwischen den Glashäusern der Gemüseanbaugebiete geeignete Lebensräume. Temporäre Gewässer und künstliche Wassersammelbecken der Gärtnereibetriebe dienen ihnen als Laichplätze. Auch hier müssen die Wechselkröten mehrere Straßen überqueren und werden von den Betreuer*innen händisch gerettet.
Aussehen
Die Wechselkröte gehört zu den Echten Kröten und ist zwischen 8 und 9 cm lang. Ihr Kopf ist breit und ihre Pupillen verlaufen waagrecht und elliptisch. Die Iris ist gelb-grün gefärbt. Das Trommelfell ist klar erkennbar. Charakteristisch ist das dunkelgrüne Fleckenmuster. Wechselkröten sind Meisterinnen der Tarnung und können ihre Grundfärbung der Umgebung anpassen.
Lebensweise
Die Wechselkröte verlässt Ende März ihr Winterquartier. Die Paarungszeit, in der man die trillernden Balzrufe der Männchen hört, erstreckt sich je nach Witterung von Anfang bzw. Mitte April bis Mitte Juni. Der Laich wird in zwei bis vier Meter langen Laichschnüren mit 2.000 bis 15.000 braunschwarzen Eiern abgelegt. Je nach Wassertemperatur ist die Embryonalentwicklung nach drei bis sechs Tagen abgeschlossen und es schlüpfen drei bis vier Millimeter große Larven. Nach der Metamorphose im Juni (oft auch erst im August) haben die jungen Kröten eine Kopf-Rumpf-Länge von 10 bis 17 Millimeter erreicht. Sie werden erst nach der dritten Überwinterung geschlechtsreif. Die Wechselkröte ist hauptsächlich dämmerungs-und nachtaktiv, oft findet man aber auch Jungtiere, die tagsüber unterwegs sind.
Lebensraum und Verbreitung
Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Osten und Süden Schwedens über einige Inseln Dänemarks, bis nach Deutschland und Teile Frankreichs. Außerdem findet man sie in Italien und den italienischen Inseln sowie auf Malta, in weiten Teilen Osteuropas, dem Balkan und einigen griechischen Inseln. Auch in Nordafrika ist sie verbreitet.
Die Wechselkröte bevorzugt Habitate in Höhen von 200 bis 400 Meter. Sie ist eine Steppen- und Pionierart, die Trockenzeiten, Wärme, Kälte und erhöhten Salzgehalt des Laichgewässers toleriert. Tagsüber sucht sie Schutz in selbstgegrabenen Erdröhren oder in günstigen Verstecken wie unter größeren Steinen, Brettern oder Vergleichbarem. Zum Überwintern sucht sie sich frostfreie Plätze an Land.
Mehr zur Wechselkröte, inklusive Broschüre, Flyer und Info für Kinder zum Herunterladen finden Sie auf der
Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie - Wechselkröte als Lurch des Jahres 2022
Vielfach profitiert die Art von naturnahen Garten- und Schwimmteichen, sofern sie nicht eine zu dichte Vegetation aufweisen und fischfrei sind. Im Garten werden Schwimmbecken mit hohen Wänden oftmals zu Fallen für die Wechselkröten, hier können einfache Ausstiegshilfen Abhilfe schaffen. Und bitte auf Pestizide verzichten, ein naturnahes Paradies lockt viele Tierarten an! Spannende Infos zu amphibienfreundlichen Gärten gibt es auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie - Rubrik Gartenfreunde.
Mehr zur Natur des Jahres gibt es auf:
https://naturschutzbund.at/natur-des-jahres.html