Viele hat es traurig gestimmt, als uns gestern, am 5. Februar d.J. die Nachricht vom Ableben „unseres“ Alfreds erreichte. Alfred Micholitsch, langjähriges Vorstandsmitglied, Vorsitzender, Ehrenpräsident, Vordenker, Mahner und Diplomat im NÖ Naturschutzbund ist im 98. Lebensjahr von uns gegangen. Viele angenehme und wertvolle Erinnerungen werden wach, denn alle die Alfred kannten, konnten sich seiner starken Persönlichkeit kaum entziehen. Seine rege Anteilnahme am Geschehen in unserem Verein, an den Herausforderungen für den Naturschutz, an den Veränderungen unserer Umwelt beschäftigten ihn bis zu zuletzt. Sein Mahnen im Naturschutz wachsam zu bleiben erreichte uns noch in einer seiner letzten Nachrichten zur Weihnachtsfeier des Vereins im Vorjahr, der er aus gesundheitlichen Gründen leider nicht mehr beiwohnen konnten.
Alfred Micholitsch ist immer zielstrebig und klar in seinem Denken und Handeln gewesen im Beruf, wie in seinem Engagement im Umwelt- und Naturschutz. Das hat manchmal für „Kanten“ in der Kommunikation gesorgt, aber es war auch Alfreds besonderes diplomatisches Geschick, schwierige Situationen ebenso schnell wieder zu glätten. Ob ihn seine berufliche Karriere bis zum Pressechef des Verkehrsministeriums unter „9 Ministern und 16 Regierungen“, wie er gerne erzählte, dahingehend geschult hat, oder er ebengenau diese Karriere als „Naturtalent“ erfolgreich durchlaufen konnte, sei dahingestellt. Für seinen Einsatz im Naturschutz brachte er jedenfalls neben dem vielen Wissen auch Verhandlungsgeschick und Führungsqualitäten mit.
Seinen Beruf und sein Interesse für Natur, Landschaft und Menschen verknüpfte er mit einer ausgeprägten Reiseleidenschaft bis in entlegenste Länder, die ihm einen reichen Erfahrungsschatz einbrachte. Als „Weltenbummler“ oder „Buschmann mit Wiener Charme“ hat selbst manche Zeitung davon berichtet.
Alfreds wahre Leidenschaft, die ihn zum Mitstreiter in unserem Verein wie auch in anderen NGOs (etwa der Distelverein oder BirdLife Österreich) werden ließ, war die Erforschung und der Schutz der pannonischen Steppenlandschaft Mittel- und Südosteuropas, die ihn seit früher Jugend berührte. Seine regelmäßigen Schulferien in Prellenkirchen oder der Erwerb eines Büchleins über die „Pflanzenwelt des Burgenlandes“, das er als 13-jähriger anlässlich eines Besuches im Naturhistorischen Museum erworben hatte, mögen dazu beigetragen haben. „Alfred Bácsi“, wie er bei unseren östlichen Nachbarn genannt wurde, war besonders stolz auf ein Naturschutzdiplom, das ihm im ungarischen Parlament einst überreicht worden war. Ein Häuschen im ungarischen Kiskunság war auch eine „zweite“ Heimat geworden, wo er vielen seine Gastfreundschaft und Förderung des Naturschutzinteresses zuteil werden ließ.
Viel Energie legte er in den Erhalt der Landschaft seiner näheren langjährigen und letzten Wohnstätte, der Feuchten Ebene um Moosbrunn, wo er viele Jahre zum Nucleus der Naturschutzaktivitäten mit vielen MitstreiterInnen geworden war!
Alfred Micholitsch hat sein Naturschutzverständnis freilich nicht nur auf Steppen und Feuchtwiesen beschränkt. Er sah Naturschutz viel weiter – als gesellschaftliche Verpflichtung, die in alle Bereiche des menschlichen Handelns integriert werden sollte und dies hat er auch in vielen Gedankenskizzen, Kommentaren, Eingaben und Schriften dokumentiert. Selbst seine spätere Sehbehinderung hat ihn nicht abgehalten, regelmäßig Neues zu lesen und seine Reflexionen dazu niederzuschreiben.
Für unseren Verein, ist mit dem Ableben von Alfred Micholitsch auch ein Erneuerer verloren gegangen, der mit Geschick und Gespür zur richtigen Zeit neue, junge, fachlich geschulte Kräfte in unseren Verein brachte und damit für frischen Wind im Naturschutz(bund) sorgte. Diese Weichenstellung hat den Naturschutzbund NÖ zu einer modernen NGO werden lassen und uns dorthin gebracht, wo wir heute erfolgreich stehen. Freilich wusste Alfred wie wir, dass Erfolg und Scheitern eng beisammen liegen. Dass der Naturschutz „unter die Räder kommt“ hat Alfred zuletzt sehr beschäftig. Es ist daher unsere Pflicht diese Mahnung als Alfreds Vermächtnis ernst zu nehmen und dagegen anzutreten, wie es Alfred vorbildlich getan hat. In diesem Sinn wird uns Alfred unvergessen bleiben!
H.-M. Berg & M. Gross
Keine Persönlichkeit, die von uns gegangen ist, hat bei mir einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Außer Erich Czwietnia war mir keine Persönlichkeit durch ihr Wirken für den Naturschutzbund so verbunden, wie Micholitsch. Er war ein Freund , ein Weggefährte, den ich nie vergessen möchte und werde. In tiefer Anteilnahme an eine wirkliche Persönlichkeit aus unseren Reihen!
Karl Genau, Tulbingerkogel
Alfred war ein wichtiger Ansprechpartner für mich, als ich damals frisch begonnen habe beim Naturschutzbund. Er ist für mich einer jener Menschen, bei denen ich nicht auf die Idee gekommen wäre, dass er einmal nicht mehr sein könnte!
Susanne Wegenkittl