Naturschutztag 2021 - Moorschutz geht uns alle an!

Walter Hödl, Vorsitzender Naturschutzbund NÖ, © Klaus Dacho

Am Naturschutztag am 30. Oktober in Gmünd rückte der Naturschutzbund NÖ den Moorschutz in den Fokus. In Vorträgen und Diskussionen wurde auf die wichtige Bedeutung der Moore für den Arten- und Klimaschutz als auch für den Menschen hingewiesen. Rund 140 Interessierte nahmen an der Tagung teil. Walter Hödl, Vorsitzender des Naturschutzbund NÖ, eröffnete gemeinsam mit der Gmünder Bürgermeisterin Helga Rosenmayer und Lukas Brandweiner, Nationalratsabgeordneter und Vertreter von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, den Naturschutztag.

Hödl stellte in seiner Eröffnungsrede den Moorschutz im Waldviertel als einen wesentlichen Schwerpunkt des Naturschutzbund NÖ vor und wies auf dessen Dringlichkeit hin. „Aufgrund der intensiven Nutzung durch den Menschen sind 80 bis 90 % der Moore in Österreich zerstört worden. Die letzten verbliebenen Moore im Waldviertel zu schützen, ist unser Ziel. Sie sind ein wichtiger Lebensraum für bedrohte Arten und leisten als Speicher von Kohlenstoff einen essenziellen Beitrag zum Klimaschutz“, sagte Hödl.

Ökosystemleistungen eines Moors
In einem ersten Vortrag der Tagung widmete sich Harald Zechmeister, Dozent am Departement für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien und Mitglied des ConNat-Projektteams, den Ökosystemleistungen eines Moores. Er erwähnte als erste Ökosystemleistung die wichtige Rolle des Moores im Hinblick auf den Wasserhaushalt. Das Moor besteht zu mehr als 90 % aus Wasser. Die oberste Schicht kann große Mengen an Wasser aufnehmen und langsam wieder abgeben. Dadurch verhindern sie  als natürlicher Hochwasserschutz Überflutungen und beugen Trockenheit vor.

Eine weitere Ökosystemleistung ist das Speichern von Kohlenstoff und somit der Beitrag zum Klimaschutz. Moore machen 3 % der Erdoberfläche aus und speichern 550 Gigatonnen Kohlenstoff. In Österreich haben Moore 0,25 % Flächenanteil und speichern 60 - 150 Millionen Tonnen Kohlenstoff. Es könnten jedoch noch viel mehr sein. Denn auf vielen ehemaligen Moorflächen wird Landwirtschaft betrieben. Über diese weiß man jedoch sehr wenig und man müsste beginnen, sie zu kartieren. Die Basis, für das Speichern des Kohlenstoffs ist, dass die Moore wassergesättigt sind. Sind sie es nicht, läuft das Wasser durch Gräben ab, es kommt Sauerstoff in den Torf und CO2 wird freigesetzt. In Österreich sind zwei Drittel der Moore hydrologisch gestört und emittieren pro Jahr und Hektar 9 Tonnen CO2.

Als dritte Ökosystemleistung führte Zechmeister noch die Erhaltung der Biodiversität an. Moore beherbergen zwar aufgrund der anspruchsvollen Lebensraumbedingungen nicht eine große Anzahl an Arten, aber jene, die vorkommen, sind meist gefährdet. So sind 80 % der Moosarten in Mooren gefährdet.

Vorstellung des Moorentwicklungskonzept Waldviertel
Gabriele Pfundner, Geschäftsführerin stv. des Naturschutzbund NÖ, stellte anschließend das Moorentwicklungskonzept Waldviertel vor. Es dient als Grundlage für die Erhaltung der Hoch- und Übergangsmoore der Region dient. Im Rahmen des grenzüberschreitenden Interreg-Projekts Connecting Nature AT-CZ kartierte der Verein von 93 besuchten Moorobjekten 62 umfassend und hielt für jedes Sanierungsvorschläge fest. Zentrale Schutzmaßnahme für beschädigte Moore ist die Moorrestauration mittels Schließen von Entwässerungsgräben, um die Hydrologie des Moores wiederherzustellen. Eine Restauration hat der Naturschutzbund NÖ schon in einem Waldviertler Moor durchgeführt.

Moore restaurieren - wie geht das?
Wie eine Moorrestauration funktioniert, darüber berichteten der Ökologe und Autor Joachim Brocks und der Biologe Axel Schmidt. Beide waren ebenso Mitglieder des ConNat-Projektteams. Im Vordergrund steht hier die Herstellung oder die Verbesserung der Moorhydrologie. Im Vorfeld gilt es, Grundlagenforschung zu den Mooren zu betreiben und u. a. die Vegetation zu untersuchen. Hilfreich bei der Suche von Mooren ist die Laserscan-Technik, mit der Moore und Moorgräben, die im Gelände schwer zu erkennen sind, ausfindig gemacht werden können. Das Ziel ist, den Moorwasserspiegel in den obersten Moorschichten zu halten und die Entwässerung des Moores zu verhindern. Das geschieht mittels Dämmen bzw. Spundwänden, die in den Gräben eingebaut und mit Torf oder Lehm hinterfüllt werden. Nach dem Einbau ist noch ein Monitoring wichtig. Eingebaute Dauerpegel messen die Wasserstände und speichern Daten, wie sie sich verändern.

© Klaus Dacho

Moorschutz - quo vadis?
In einer abschließenden Diskussion stand die Zukunft des Moorschutzes im Fokus. Auf der Bühne nahmen Thomas Ellmauer vom Umweltbundesamt für Biologische Vielfalt und Naturschutz, Mario Pöstinger, Präsident der IG Moorschutz, Barbara Dolak Geschäftsführerin des Naturparks Unterwasserreich Schrems, Martin Tschulik von der Naturschutzabteilung des Landes NÖ und Andrea Kucherova vom Botanischen Institut der tschechischen Akademie der Wissenschaften in Trebon Platz. Der Umweltschützer und Journalist Matthias Schickhofer leitete die Diskussion. In einer Einleitung forderte Thomas Ellmauer ein nationales Moorschutzkonzept und einen gesetzlichen Schutz der noch vorhandenen Moore. Pöstinger wies darauf hin, dass immer noch Moore beschädigt werden und Moorzerstörung sanktioniert gehört.

In der Diskussion kam auch die Eigentümerproblematik zur Sprache. Da viele Moore in Privatbesitz sind, bedarf es zuerst ihrer Erlaubnis, um Schutzmaßnahmen durchführen zu können. Barbara Dolak hob die Bewusstseinsbildung als zentrales Mittel hervor, um Akzeptanz und in weiterer Folge Unterstützung für Naturschutz. Ganz wichtig ist für sie dabei der Perspektivenwechsel, um die andere Seite zu verstehen und sich auf Augenhöhe austauschen zu können. Martin Tschulik sicherte die Unterstützung des Landes NÖ zu, wenn es Differenzen mit Grundeigentümern gibt. Margit Gross, Geschäftsführerin des Naturschutzbund NÖ, nahm dazu Stellung: „Wir arbeiten nun seit vier Jahren für den Moorschutz und konnten auch durch Zustimmung von Grundbesitzern bereits Schutzmaßnahmen umsetzen. Aber es ist kein einfacher Weg: Viele von ihnen sind dem Moorschutz gegenüber eher skeptisch eingestellt und sehen ihn als Eingriff in ihre Eigentumsrechte. Wenn wir Moorschutz in Zukunft erfolgreich betreiben wollen, dann müssen alle eng zusammenarbeiten“, so Gross. Sein Engagement für den Moorschutz untermauerte der Naturschutzbund NÖ mit einer Resolution, die er im Rahmen seiner Jahreshauptversammlung am Naturschutztag beschlossen hatte.

Die Resolution können Sie hier einsehen und auch herunterladen:
Resolution "Für die Erhaltung und Wiederherstellung von Mooren"

Verleihung des Naturschutzpreises an Erhard Kraus am Naturschutztag

Vortrag von Joachim Brocks und Axel Schmidt

Vortrag von Gabriele Pfundner

Impulsstatement von Thomas Ellmauer für die Diskussion

Impressionen vom Naturschutztag auf flickr

Impressionen von der Moor-Exkursion am Vormittag auf flickr

Impressionen von der Jahreshauptversammlung auf flickr

Mehr zum Projekt ConNat finden Sie hier.

Zurück

.