Naturschutzexpert*innen: Was für die Biodiversität getan werden muss ...

© Hans-Martin Berg

Die Zoologisch-Botanische Gesellschaft Österreich hat Naturschutzexpert*innen zur Biodiversität in unserem Land befragt - was dringend erforderlich ist, um sie zu erhalten und zu fördern. Die Antworten hat die Gesellschaft zu einer Stellungnahme zusammengefasst. Hier die Schlussfolgerungen aus der Stellungnahme (in Zeitschrift Acta ZooBot Austria 158, 2022, Seite 1-12):

  • "Das Schutzgebietsnetzwerk muss erweitert und verdichtet werden. Im Rahmen der EU-Biodiversitätsstrategie für 2020 wird ein Ziel von 30% Schutzgebietsfläche gefordert. Dieses Ziel sollte im Rahmen einer nationalen Gesamtstrategie durch politische Entscheidungen unmittelbar und konsequent in Angriff genommen werden ... Biodiversitätsschutz muss auf der gesamten Landesfläche etabliert werden."

  • "Schutzmaßnahmen und die Entwicklung von Managementplänen erfordern neben Verboten auch klare, positiv formulierte und definierte Zielvorgaben, die mit den Nutzern und Interessensvertretern kommuniziert und abgestimmt werden und von den zuständigen Verantwortlichen verfolgt und evaluiert werden können. Der Ausbau der Schutzgebietsbetreuung als Umsetzungsinstrument ist von zentraler Bedeutung. Eine weitere wichtige Forderung ist die Entwicklung eines Kriterienkataloges zur „guten fachlichen Praxis zur Förderung der Biodiversität“. Im Sinne eines „adaptiven Managements“ ist ein wissenschaftlich begründetes Monitoring, eine Bewertung des Erfolges von Maßnahmen und – falls notwendig – deren Korrektur erforderlich".

  • "Prozess-, Biotop- und Artenschutz sind komplementäre, sich ergänzende Ansätze. Prozessschutz hat langfristig eine höhere Wirkungseffizienz. Gezielte Forschung ist dringend erforderlich, um die empirischen Grundlagen der Anwendungsmöglichkeiten zu verbessern. Besondere Schutzbedürftigkeit besteht für österreich-endemische und subendemische Tier- und Pflanzenarten; diese sind in die Artenschutzverordnungen der Bundesländer aufzunehmen und Schutzgebietsausweisungen gefährdeter Taxa sind vorzunehmen."

  • "Gezielte Forschung zum Thema Biodiversitätsschutz sowie zur Weiterentwicklung von Monitoring-Konzepten erfordert ein nachhaltiges nationales Förderungsprogramm ... Es besteht dringender Bedarf an einer zielgerichteten Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Fachhochschulen, Museen, ökologischen Planungsbüros und einschlägigen öffentlichen und privaten Einrichtungen, um die Wissensbasis der Biodiversitätsgefährdung zu verbessern und dem Biodiversitäts-Verlust besser entgegenwirken zu können."

  • "Es ist ein dringendes Erfordernis für den Biodiversitätsschutz und die Naturschutzforschung, dass die Interaktion mit Stakeholdern, Behörden und politischen Entscheidungsträgern aktiviert wird. Zu fordern sind Gremien, in denen Naturschutzexperten in die Vorbereitung von politischen Entscheidungen eingebunden sind, sowie die Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel, um Naturschutz auch für Grundbesitzer und Landschaftsnutzer attraktiv zu machen."

  • "Um einen fachlich kohärenten, effektiven und vor allem bundeseinheitlichen Biodiversitätsschutz zu gewährleisten bedarf es einer Staats-und Verwaltungsreform, einer übergeordneten Bundeskompetenz sowie bundesweiter rechtlicher Rahmenvorgaben."

 

Den ganzen Beitrag gibt es hier für Sie zum Nachlesen (PDF)

Die Autor*innen: Em. Univ.-Prof. Dr. Fritz Schiemer (Dept. Functional and Evolutionary Ecology: Limnology, Uni Wien), HR Dr. Gerhard Aubrecht (Zool.-Bot. Ges.), Assoz. Univ.-Prof. Dr. Franz Essl (Dept. of Botany and Biodiversity Research, Uni Wien), HR Mag. Fritz Gusenleitner (Zool.-Bot. Ges.), Priv.-Doz. Dr. Elisabeth Haring (Central Laboratory, Naturhistorisches Museum Wien), Univ.-Prof. Dr. Alois Herzig (Nationalpark Neusiedler-See- Seewinkel), Dr. Robert Lindner (Haus der Natur - Museum für Natur und Technik, Salzburg), Univ.-Prof. Dr. Michael Kiehn (Core Facility Botanical Garden & Dept. of Botany and Biodiversity Research, Uni Wien), Mag. Dr. Christian Komposch (ÖKOTEAM - Institut für Tierökologie und Naturraumplanung, Graz), MMag. Ute Pöllinger (Umweltanwalt Steiermark), Dr. Norbert Sauberer („V.I.N.C.A.“ - Institut für Naturschutzforschung und Ökologie), Dr. Wolfgang Scherzinger, Univ.-Prof. Dr. Birgit Schlick-Steiner (Dept. of Ecology, Uni Innsbruck), Dr. Christian Schröck (Biologiezentrum, OÖ Landes-Kultur GmbH), Univ.-Prof. Dr. Florian Steiner (Dept of Ecology, Uni Innsbruck), Univ.-Lektor D.I. Bernhard Schön, Univ.-Prof. Dr. Christian Sturmbauer (Institut für Biologie, Uni Graz), Univ.-Prof. Dr. Andreas Tribsch (Molecular Biosystematics & Evolution of Plants, Salzburg), Univ.-Prof. Dr. Hans Winkler ( Department für Interdisziplinäre Lebenswissenschaften, Veterinärmedizinische Universität Wien), Dr. Klaus Peter Zulka (Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie, Uni Wien).

 

 

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