Der Fischotter erobert Österreich als Lebensraum zurück. Dass er dabei auch Fische frisst, verärgert vor allem Fischer und Teichbewirtschafter. Abseits der rechtlichen Rahmenbedingungen, die einen Abschuss des Fischotters derzeit kaum zulassen, ist der Naturschutzbund der Überzeugung, dass derart drastische Maßnahmen auch gar nicht zielführend sind. Er hat deshalb Vertreter der Fischer und Teichbewirtschafter zum Dialog geladen. In der ersten Phase einigte man sich auf ein gemeinsames Basiswissen, sodass viele Missverständnisse ausgeräumt werden können. Ziel der weiteren Gespräche ist es, Methoden zur Koexistenz von Mensch und Fischotter zu schaffen.
„Entfernt man einen Fischotter aus seinem Revier, egal ob durch Abschuss oder Umsiedlung, wandert innerhalb kürzester Zeit ein anderer Fischotter nach. Der Erfolg ist also nur sehr kurzfristig gegeben“, sagt Ingrid Hagenstein, Fischotter-Projektleiterin des Naturschutzbundes. Da der Fischotter laut der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU (FFH-RL) in Österreich ganzjährig geschützt ist, können die Tiere nur in absoluten Ausnahmefällen legal entfernt werden. Zudem kann man die männlichen von den weiblichen Tieren aus der Entfernung nicht unterscheiden. Bei Abschüssen würde also immer die Gefahr bestehen, auch Weibchen zu töten, die Jungtiere versorgen. Diese würden ohne die Mutter qualvoll verhungern. „Es braucht andere Lösungen, um ein gutes Zusammenleben von Mensch und Fischotter zu gewährleisten“, so Hagenstein weiter.
Der Naturschutzbund hat deshalb das „Dialogforum Fischotter“ ins Leben gerufen und dazu Vertreter der betroffenen Gruppen – von den Fischereivereinen und Teichbewirtschaftern, über die Wissenschaft, Bund und Länder, bis hin zu Umweltanwaltschaften und Naturschutz-NGOs - eingeladen. „Die Teichwirte produzieren mit heimischem Fisch ein wertvolles Lebensmittel in einer allseits sehr geschätzten Kulturlandschaft. Die an sich erfreuliche Rückkehr des Fischotters in diesen menschengemachten Lebensraum birgt aber natürlich ein großes Konfliktpotenzial, das uns z.B. im Waldviertel schon über zwei Jahrzehnte beschäftigt. Miteinander zu reden ist daher Grundvoraussetzung für mehr gegenseitiges Verständnis und, um darauf aufzubauen, endlich gemeinsam Lösungen entwickeln zu können. In diesem Sinne begrüßt der NÖ Teichwirteverband die Gespräche im Dialogforum und trägt das erste Ergebnis in Form der zehn Punkte voll und ganz mit“, sagt Willibald Hafellner, Vertreter des Niederösterreichischen Teichwirteverbands.
Da der Einfluss des Fischotters in Fließgewässern anders geartet ist als in bewirtschafteten Teichen, wurden diese beiden Bereiche in zwei dementsprechenden Diskussionsgruppen besprochen.
Für den Bereich „Teichwirtschaft“ konnte man sich auf zehn Punkte einigen:
Für den Bereich „Fischerei/Fließgewässer“ gab es Übereinstimmung in vier Punkten:
Bei weiteren drei Punkten gab es zumindest vom Großteil der Teilnehmer ein Einverständnis:
Die angesprochenen Themen/Punkte waren bisher immer wieder Gegenstand unterschiedlicher Auslegung, was eine sachliche Diskussion unmöglich machte. Die Einigung auf diese Sachverhalte stellt deshalb einen wichtigen Schritt bei der Suche nach einer gemeinsamen Lösung dar. Sie müssen nun allen Betroffenen – auch an der Basis der Interessensgruppen – vermittelt werden.
Basis einbinden, „Fachstelle Fischotter“ schaffen
Die Übereinstimmungen bilden die Grundlage für weitere Gespräche, die vom Naturschutzbund zunächst in drei Schritten organisiert werden. Dabei sollen verstärkt Personen eingebunden werden, die die Verbindung mit den Fischern „an der Basis“ darstellen. Der Naturschutzbund agiert zudem als Infodrehscheibe und will auch eine „Fachstelle Fischotter“ schaffen.