Nach der vom Land Tirol bestätigten Wolfstötung im Sellrain loben die Naturschutzorganisationen WWF Österreich und Naturschutzbund Österreich eine Ergreiferprämie von
11.000 Euro aus. Sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung und Verurteilung des Wilderers führen, können ab sofort an die zuständige Polizeiinspektion Kematen gerichtet werden – unter der Telefonnummer 059 133 7115 100, bzw. per Mail an pi-t-kematen@polizei.gv.at
"Umweltverbrechen müssen konsequent verfolgt und geahndet werden. Mit der Prämie wollen wir die Aufklärungsarbeit der Polizei unterstützen. Erfahrungswerte zeigen, dass dieser Anreiz zusätzliche Hinweise und neue Ermittlungsstränge für die Polizei liefern kann", sagt Christian Pichler vom WWF. Im Jahr 2015 führte die ausgesetzte Prämie nach einem Luchs-Fund zur Ergreifung eines Ehepaars. Beide wurden zu einer Geldstrafe und Schadensersatzzahlung verurteilt, der Jagdschein wurde ihnen für mehrere Jahre entzogen. Auf einen ähnlichen Fahndungserfolg hofft man nun im Zuge der Ermittlungen zum gewilderten Wolf, dessen Tötung dem europaweiten Schutz zuwiderläuft.
"Die natürliche Rückkehr des Wolfs in den Alpenraum ist eine Bereicherung für unsere Ökosysteme. Die Taten einzelner Wilderer hintertreiben jedoch die notwendige Diskussion darüber, wie wir ein konfliktarmes Zusammenleben gestalten können", bekräftigt Roman Türk, Präsident des Naturschutzbundes Österreich.
"Illegale Verfolgung durch den Menschen ist immer noch die größte Bedrohung für streng geschützte Tierarten wie Wolf, Luchs, Bär und Seeadler", erklären WWF und Naturschutzbund. Bären wurden durch Wilderei ein zweites Mal in Österreich ausgerottet. Jahrzehntelange Schutzbemühungen, die 1972 mit der Einwanderung des "Ötscherbären" begannen, wurden so zunichtegemacht. Dabei lief das Schutzprogramm anfangs gut. Nach der Freilassung dreier Bären zwischen 1989-1993 wurden insgesamt 31 Bären in Österreich geboren. Doch mehr als 20 Tiere sind im Laufe der Jahre auf ungeklärte Weise verschwunden. In vielen Fällen muss von illegaler Verfolgung ausgegangen werden, wie der Fund eines ausgestopften Jungbären im Dezember 2007 beweist. 2010 erlosch die kleine Population mit dem Verschwinden des letzten in Österreich geborenen Bären "Moritz".
Auch Luchse leiden massiv unter illegaler Verfolgung. 2013 wurde eine Luchsin mit ihrem Jungtier in einem mit Steinen beschwerten Plastiksack in der Ysper gefunden. Im Nationalpark Kalkalpen verschwanden zwischen 2012 und 2015 immer wieder männliche Luchse.
Ebenfalls bedroht sind geschützte Greifvögel wie die Seeadler, die von Kriminellen insbesondere mit Giftködern umgebracht werden.
Über den aktuellen Anlassfall in Tirol hinaus sehen WWF und Naturschutzbund Politik und Gesellschaft gefordert, anders als bisher mit der natürlichen Rückkehr des Wolfs umzugehen. "Wir brauchen dringend eine Abrüstung der Worte. Anstatt Ängste zu schüren, müssen betroffene Landwirte ausgewogen informiert und Herdenschutzlösungen vorangetrieben werden. Der Wolf ist weder Bestie noch Kuscheltier, sondern eine europarechtlich streng geschützte Art. Seine Rückkehr erfordert daher naturschutzfachlich korrekte und rechtskonforme Maßnahmen, wie sie in Nachbarländern erfolgreich praktiziert werden", bekräftigt Pichler vom WWF Österreich.