Nicht der Wolf ist das Problem, sondern der Mensch

Die Diskussion um den Wolf entwickelt sich in eine falsche Richtung, denn nicht der Wolf ist das Problem, sondern der Mensch“, sagt der Wolfs-Experte des Naturschutzbundes Leopold Slotta-Bachmayr. Menschen neigen dazu, Tieren menschliches Verhalten anzudichten. Doch wer Tiere verstehen will, muss ihre Lebensweise kennen. Auch die Idee von wolfsfreien Zonen zeugt von mangelndem Wissen um das natürliche Verhalten von Wölfen.

© Robert Hofrichter

So gehört es zum normalen Verhalten von Wölfen,

  • wenn sie auch tagsüber von bewohnten Gebäuden aus gesehen werden,
  • wenn sie nachts gelegentlich Dörfer durchqueren und
  • nach unzureichend geschützten Nahrungsgütern des Menschen, besonders Schafen, greifen.
  • Das Töten von Wild- wie Haustieren ist keine Form der Aggression, sondern einfach Nahrungserwerb.
  • Verursachen Wölfe in Gegenden mit schlechtem Schutz der Nutztiere hohe Schäden, lässt dies nicht automatisch auf auffällige Wölfe schließen.


Die Erfahrung zeigt, dass solches Verhalten keine erhöhte Gefährdung des Menschen darstellt und Schäden durch Wölfe mittels Vorsorgemaßnahmen, wie Schutzzäune und Herdenschutzhunde, erfolgreich begrenzt werden können. Trotzdem gibt es gelegentlich Wölfe, die davon abweichendes Verhalten zeigen und deswegen dem Menschen besondere Probleme bereiten. Diese Fälle muss der österreichische Wolfsbeauftragte Georg Rauer prüfen, um eine adäquate Lösung zu finden.


Wolfsfreie Zonen

Wölfe sind Weitwanderer, die in kurzer Zeit mehrere hundert Kilometer zurücklegen können. „Mit den derzeitigen zur Verfügung stehenden Mitteln ist es nicht möglich, große Gebiete frei von Wölfen zu halten“, zeigt Slotta-Bachmayr auf. Wölfe sind zudem lt. EU-Naturschutzrecht geschützt, der Abschuss ist nur in speziellen Einzelfällen möglich. Regionen schaffen zu wollen, die von Wölfen nicht betreten werden, ist damit nicht möglich.

„Es ist hoch an der Zeit, sich mit der Lebensweise von Wölfen ernsthaft zu beschäftigen und Rotkäppchen-Mythen ins Reich der Märchen zu verbannen. Nur dann können wir zu einer guten Lösung für alle kommen!“, appelliert auch Naturschutzbund-Präsident Roman Türk.


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