Licht und Schatten beim Wolfsmanagement in Niederösterreich und Oberösterreich

Herdenschutzmaßnahmen und umfangreiche Informationen für die Bevölkerung über das Leben mit Wölfen sind notwendig um Konflikte zu minimieren

Der Naturschutzbund begrüßt das Vorhaben der Landesregierungen in Niederösterreich und Oberösterreich Weidetierhalter*innen durch Förderung von Herdenschutzmaßnahmen zu unterstützen. Während in Niederösterreich Investitionen zum Schutz der Herde bald mit 80 % unterstützt werden, startet Oberösterreich zunächst mit einer 50-prozentigen Förderung. Für Almgebiete gibt es aber weiterhin keine Förderung von Behirtungspersonal. Diese sind für den Einsatz von Herdenschutzhunden aber Voraussetzung.

© Lucas Ende

Die Vereinfachung von Abschüssen, wie sie in der überarbeiteten niederösterreichischen Verordnung dargestellt wird, ist allerdings nicht zielführend. Erstens wird damit signalisiert, es gäbe eine akute Bedrohungslage für die Bevölkerung, die es in der Realität so nicht gibt. Vielmehr wäre umfassende Informations-  und Aufklärungsarbeit seitens der Landesregierung notwendig, um den bestehenden Sorgen innerhalb der Bevölkerung zu begegnen. Zweitens weist die Einstufung von potentiell gefährlichen Wolfsverhalten fachliche Mängel auf.

Fälle von potentiell gefährlichem Wolfsverhalten bedürfen einer genauen Beobachtung durch intensives Monitoring und einer Situationsanalyse durch erfahrene Wolfsexpert*innen. Starre Kriterien zur Einstufung von Wolfsverhalten hingegen, wie sie der Anhang der Verordnung vorsehen, können nur Anhaltspunkte sein, die finale Einstufung allerdings nicht ersetzen. Zudem sind manche der aufgelisteten Kriterien für auffälliges Verhalten fachlich nicht haltbar und eine übergeordnete Stelle mit Fachexpertise zur Dokumentation und Analyse der Fälle, der Koordinierung der Durchführung und die Kontrolle der vorgesehenen Maßnahmen fehlt gänzlich. Damit steigt die Gefahr, dass auch unauffällige Wölfe abgeschossen werden.

Der Abschuss von Wölfen, die ungeschützte Weidetiere reißen, ist grundsätzlich nicht zielführend, da weiterhin Wölfe aus den Nachbarländern zuwandern. Diese werden, solange es in Österreich keinen flächigen Herdenschutz gibt, immer wieder Nutztiere reißen, wenn sich für sie die Gelegenheit ergibt, da Schafe und Ziegen in das Beuteschema der Wölfe fallen. Die Prävention von Rissen ist nur mittels Herdenschutz möglich.

In Österreich stellen Verordnungen zum Abschuss von geschützten Tierarten außerdem nicht die demokratischen Rechte der Zivilgesellschaft (Beteiligungsrecht am Verfahren und Rechtsweg zur Überprüfung der Entscheidung) sicher, weshalb von der Europäischen Kommission bereits ein Vertragsverletzungverfahren läuft.

27.03.2023

 

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