Der Naturschutzbund Salzburg erhebt scharfe Kritik am Entwurf des Räumlichen Entwicklungskonzepts (REK) 2025. Der Verband warnt vor „irreversiblen Schäden“ für Natur, Klima und Lebensqualität, sollte der Plan in der vorliegenden Form beschlossen werden. Besonders problematisch sei die geplante Umwidmung großer Grünlandflächen zu Bauland sowie ein Umweltbericht, der „methodisch unhaltbar und rechtlich angreifbar“ sei.
Der Naturschutzbund fordert daher die Rücknahme des Entwurfs, eine vollständige Überarbeitung des Umweltberichts samt fachlicher Kartierungen, eine echte Alternativenprüfung durch internationale Expert:innen sowie die Einsetzung eines unabhängigen Masterplan-Prozesses für die Stadtentwicklung.
Zentraler Widerspruch: Grünland schützen – und gleichzeitig verbauen
Obwohl das REK den Schutz von Natur und Landschaft hervorhebt, sollen laut Entwurf bis zu 30 % des Wohnbaubedarfs auf heutigen Grünlandflächen realisiert werden. Laut Naturschutzbund führt dies zu Nettoverlusten wertvoller Freiräume, die weder ökologisch noch rechtlich kompensierbar sind.
Der auf der Homepage des Magistrats kommunizierte „1-%-Schutz“ sei „reines Marketing“, jedoch kein bindender Schutzmechanismus.
Grünlanddeklaration ausgehebelt – Tauschflächen ungeeignet
Die vorgesehenen Tauschflächen – darunter Hotelgärten, Hausgärten oder Kleinstflächen – erfüllen laut Naturschutzbund keine Kriterien eines gleichwertigen Ersatzes. Dadurch drohen Zersplitterung von Landschaftsräumen, Verlust von Frischluftschneisen, Beeinträchtigung von Biodiversität und Erholungsräumen.
Umweltbericht: „Schätzungen statt Kartierungen“
Der Umweltbericht weist laut Naturschutzbund schwerwiegende Mängel auf:
• keine systematischen Kartierungen von Arten & Lebensräumen
• lückenhafte Datenbasis
• Bewertung teils nach veralteter Baumschutzverordnung
• Flächen ohne Zutritt „geschätzt“ statt untersucht
• fehlende Prüfung gesamtstädtischer Auswirkungen
• keine Analyse des Biotopverbunds
Damit entspricht der Bericht weder der SUP-Richtlinie noch dem Naturschutzgesetz. Ein Beschluss auf dieser Grundlage wäre rechtlich riskant.
Keine Alternativen geprüft – strategische Fehlentwicklung droht
Trotz großer Innenentwicklungs- und Verdichtungspotenziale fehlt eine Alternativenprüfung. Dabei zeigt das Österreichische Institut für Raumplanung, dass Salzburg 15.000 Wohnungen durch Verdichtung realisieren kann – ohne einen Quadratmeter geschütztes Grünland.
Der Entwurf wirke wie ein „Fleckerlteppich ohne klaren Plan“ und ignoriere zentrale Zukunftsfragen der Stadt.
Naturschutzbund fordert Neustart und unabhängige Kommission
Um eine tragfähige und klimafitte Stadtentwicklung zu ermöglichen, fordert der Naturschutzbund:
• eine Enquete-Kommission mit internationalen Expert:innen
• eine eigenständige Abteilung für Stadtentwicklung
• klare städtebauliche Leitlinien (Dichten, Höhen, Grünzüge)
• Nutzung vorhandener Baulandreserven statt Grünlandverbrauch
• strategische Entwicklung des Wirtschaftsraums Flughafen–A1 für Forschung & hochwertige Arbeitsplätze
Besonders irritiert zeigt sich der Verband über die geplante Speditionsansiedlung in Schallmoos, die den REK-Zielen widerspreche.
„In dieser Form untragbar“
„Das REK 2025 basiert auf widersprüchlichen Aussagen, unvollständigen Erhebungen und ökologischen Fehleinschätzungen. In dieser Form ist es nicht beschlussfähig“, so der Naturschutzbund Salzburg.
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Stellungnahme zum Räumlichen Entwicklungskonzept der Stadt Salzburg durch den Naturschutzbund Salzburg (.pdf) (0,5 MB) |
(online seit 12/12/2025)