Naturschutzbund Salzburg: Jagdgesetz-Novelle verfehlt zentrale Natur- und Artenschutzziele

Presseaussendung, vom 4. Dezember 2025

Luchs (Lynx lyncx) mit Fadenkreuz © Josef Limberger

Der Naturschutzbund Salzburg warnt in seiner Stellungnahme zur geplanten Novelle des Salzburger Jagdgesetzes vor massiven Rückschritten im Arten- und Naturschutz. Der Entwurf orientiert sich weitgehend an jagd- und wildschadenorientierten Interessen und ignoriert zentrale ökologische, gesetzliche und unionsrechtliche Anforderungen.
„Diese Novelle setzt auf mehr Jagd, mehr Technik und mehr Eingriffsrechte – und auf deutlich weniger Schutz für bedrohte Arten und sensible Lebensräume“, kritisiert der Naturschutzbund. Das Resultat ist eine zwei-Klassen-Wildtierpolitik, die rein nach Kategorien von „Jagd-Wild“ und „Schad-Wild“ funktioniert.

Kernprobleme der Novelle
• Ausweitung der Jagd auf Beutegreifer und Biber mit Nachtzieltechnik
Die nahezu schrankenlose Bejagung von Fuchs, Marder & Co. sowie der Einsatz von Wärmebild- und Nachtzielgeräten erhöht den Jagddruck dramatisch und gefährdet geschützte Arten.
• Keine Schutzgebietsklauseln für Natura-2000- und Naturschutzgebiete
Jagdliche Eingriffe – inklusive Nachtjagd – werden auch in sensibelsten Lebensräumen ermöglicht, obwohl dadurch Schutzziele und streng geschützte Arten direkt beeinträchtigt werden können.
• Abschüsse in Schonzeiten ohne ausreichende naturschutzfachliche Prüfung
Schonzeitaufhebungen und Eingriffe in Fortpflanzungszeiten bedrohen die Erhaltung seltener Arten und verursachen vermeidbares Tierleid, etwa durch den Tod von Jungtieren nach dem Abschuss von Muttertieren.
• Luderplätze weiterhin unreguliert
Während Kirrungen zum Anlocken von Reh, Wildschwein und Co streng geregelt sind, fehlen für Luderplätze – künstlich angelegte Futterstellen für Beutegreifer – klare Vorgaben, obwohl sie Krankheitsrisiken erhöhen und das Verhalten der Tiere negativ verändern können.
• Mangelnde Einbindung von Naturschutz-Fachstellen
Jagd- und landwirtschaftliche Interessensvertretungen werden einbezogen – Naturschutzexpert:innen hingegen kaum. Eine ökologische Balance ist unter diesen Voraussetzungen nicht möglich.
•    Unionsrechtlich mangelhaft
Mehrere Regelungen – insbesondere zu Risikotieren, Maßnahmengebieten und Ausnahmebestimmungen – verstoßen gegen zentrale Vorgaben der FFH- und Vogelschutzrichtlinie und sind dringend zu überarbeiten.

Forderungen des Naturschutzbundes Salzburg an die Landesregierung
Der Naturschutzbund fordert daher eine grundlegende Überarbeitung der Jagdgesetznovelle und richtet folgende zentrale Forderungen an die Landesregierung:

1. Verankerung von Schutzgebietsklauseln
Jagdliche Eingriffe – insbesondere Nachtjagd und Technik¬einsatz – müssen in Natura-2000- und Naturschutzgebieten verboten sein.

2. Wissenschaftsbasierte Regelungen für Beutegreifer
Keine pauschale Bejagung von Fuchs, Marder, Wolf, Bär oder anderen Arten – Eingriffe dürfen nur in streng begründeten Einzelfällen erfolgen, wie es EU-Recht verlangt.

3. Stopp der Ausweitung von Nachtjagd und künstlicher Zieltechnik
Der Einsatz von Wärmebild- und Nachtzielgeräten ist nur in absolut notwendigen Ausnahmefällen zulässig – nicht als Regelinstrument der Jagd.

4. Klare Regulierung und Einschränkung von Luderplätzen
Es braucht erstmals gesetzliche Vorgaben, um ökologische Störungen, Krankheitsübertragung und Fehllenkung von Arten zu verhindern.

5. Stärkung der Naturschutzbeteiligung
Naturschutzfachstellen müssen verpflichtend in alle relevanten jagdlichen Entscheidungen eingebunden werden – von Abschussplänen bis zu Ausnahmegenehmigungen.

6. Vollständige EU-Rechtskonformität herstellen
Alle Bestimmungen müssen den Vorgaben der FFH- und Vogelschutzrichtlinie entsprechen – insbesondere Einzelfallprüfungen, Verhältnismäßigkeit und Sicherstellung des günstigen Erhaltungszustands.

Schlussappell
„Ein Jagdgesetz des 21. Jahrhunderts muss Natur und Arten schützen – nicht nur jagdliche Interessen“, betont der Naturschutzbund.
„Wir erwarten, dass die Landesregierung diese Novelle überarbeitet und ihrer Verantwortung gegenüber Salzburgs Natur gerecht wird.“

  Presseaussendung zur Jagdgesetz-Novelle durch den Naturschutzbund Salzburg (.pdf) (0,2 MB)
  Stellungnahme zur Jagdgesetz-Novelle durch den Naturschutzbund Salzburg (.pdf) (0,2 MB)
  Stellungnahme zur Jagdgesetz-Novelle durch Shifting Values (.pdf) (0,2 MB)

(online seit 04/12/2025)
Fotomontage: Luchs (Lynx lynx) © J. Limberger, Fadenkreuz

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