Landesentwicklungsprogramm: Verbauen wir unsere Zukunft?
Landesentwicklungsprogramm muss neu diskutiert werden
Das Landesentwicklungsprogramm ist aus Sicht des Naturschutzbundes in der vorgelegten Form, aber auch in der Art und Weise des Zustandekommens kein ausreichend zeitgemäßes Projekt. Es eignet sich aber zumindest als Vorlage und Grundstruktur für einen breit angelegten Diskussionsprozess unter Einschluss von Umweltorganisationen und Zivilgesellschaft.
Aus den folgenden Gründen ist eine Neufassung angeraten:
Die globalen Megatrends Klimaveränderung, Biodiversitätskrise, Bodenverluste, nicht nachhaltige Produktions- und Transportformen, der ungebrochenen Energiehunger, die Energieverschwendung, die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich etc. verlangen eine große gesellschaftliche Transformation auf allen Ebenen, die im Kleinen beginnen oder enden muss.
Die „große Transformation“ geht weit über die vielfach bloß kosmetischen Korrekturen hinaus, wie sie im vorliegenden Programm anempfohlen werden. Sie erfordert ein offenes und mutiges Handeln, das grundsätzlich alle Lebensbereiche einbeziehen muss.
Das Ausmaß der Krise und die notwendigen Gegensteuerungsmaßnahmen finden im vorliegenden Programm keinen angemessenen Niederschlag.
Es werden die Rezepte der Vergangenheit (die uns vielfach in die Krise geführt haben) mit minimalen Anpassungen fortgeschrieben, es wird versucht, es allen recht zu machen, und deswegen ist das Programm zaghaft, zögerlich und konfliktscheu.
Dem vorgelegten Entwurf fehlt ein nachvollziehbares Konzept vor allem auch zum Schutz, zur Fortentwicklung und Gestaltung der Salzburger Kulturlandschaft.
Das Potenzial der Maßnahmen, mit dem die drängenden Umsteuerungen bewältigt werden könnten, ist für die Anforderungen der Zeit unzureichend und nicht ausreichend, um den Flächen- und Naturverbrauch im notwendigen Ausmaß zu beeinflussen.
Wir verlangen aus tiefempfundener Sorge um das Wohl unserer Kinder und Kindeskinder:
Eine Netto-Null-Politik in Bezug auf Bodenverbrauch
Eine lückenlose Biotopkartierung als Grundlage für die Abschätzung jeglicher Eingriffe in den Naturhaushalt
Ein Verschlechterungsverbot für die ökologische Qualität
Förderung innovativer und kreativer Ansätze bei der Nutzung vorhandener Ressourcen (Leerstände…) und eine echte Umgestaltung der Wirtschaft hin zu nachhaltigen und umweltverträglichen Formen
Orientierung aller politischen Handlungsfelder am ökologischen Fußabdruck und Berücksichtigung der „planetary boundaries“
Qualitative und quantitative Ziele für die Lebensraumqualität der Bewohnerinnen und Bewohner und Gäste des Landes
Die Anforderungen, Herausforderungen und Notwendigkeiten zur Bewältigung der Klima- und Biodiversitätskrise müssen verstärkt, systematisch und wirkungsorientiert in allen Bereichen der Gesellschaft kommuniziert werden.
Eine zeitgemäße Interpretation des Eigentumsbegriffes und der Kompetenzverteilung in der Raumordnung
Eine Qualifizierung und fortlaufende Weiterbildung der Entscheidungsträger in allen raumordnungspolitischen Fragen.
Wir bieten an:
Der Naturschutzbund Salzburg ist bereit, seine Verantwortung bei der Gestaltung eines breiten gesellschaftlichen Diskurses wahrzunehmen. Angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise und der zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich muss es eine neue Form der Zusammenarbeit geben.
Die Herausforderungen sind so gravierend, dass die alten Polarisierungen, die zugegebenermaßen auch in unserer Stellungnahme noch zu spüren sind, überwunden werden müssen für ein neues Miteinander.
Das gemeinsame Ziel soll eine positive Vision einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Entwicklung Salzburgs sein.
Kontakt für Rückfragen: Dr. Winfrid Herbst, Vorsitzender des Naturschutzbundes Salzburg, Tel. 0664 /39 38 326 Mag. Bernhard Sams, Stv. Vorsitzender des Naturschutzbundes Salzburg, Tel. 0690 / 10 24 5899 Dr. Willi Schwarzenbacher, Fachbeirat des Naturschutzbundes Salzburg, Tel. 0664 / 53 32 852