Forderung nach Pfand auf Einweg-Getränkeverpackungen

© Pixabay

Resolution
Die Zukunft nicht mehr einfach wegwerfen –
Forderung nach Pfand auf Einweg-Getränkeverpackungen 

Die unterzeichneten Umweltorganisationen, Verbände und Initiativen verlangen von der österreichischen Bundesregierung die rasche Einführung von Pfand auf Einweg-Verpackungen für Getränke und von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), den Weg dafür freizumachen.

Hintergrund:

Die EU-Richtlinie zur Verringerung von Single-Used-Plastic verpflichtet die EU- Mitgliedsländer unter anderem dazu, bis zum Jahr 2029 zumindest 90 Prozent der in Verkehr gesetzten Kunststoffgetränkeflaschen getrennt zu sammeln und stofflich zu verwerten.
Gegenwärtig werden jährlich in Österreich 1,6 Milliarden Stück verbraucht und davon max. 70 Prozent recycelt. 30 Prozent der Kunststoffgetränkeflaschen landen ungenutzt entweder in der Restmülltonne oder in der Landschaft.
Das ist:
1. eine Verschwendung von Ressourcen, die wir uns angesichts der Klimakrise nicht weiter leisten dürfen und
2. eine Verschandelung und Belastung unserer Umwelt durch achtlos weggeworfene und wertlos empfundene Getränkeflaschen (und -dosen)

Pro Jahr werden 480 Millionen dieser Flaschen verbrannt oder landen irgendwo in der Landschaft, im Hochgebirge, im Futter der Weidetiere auf den Wiesen oder in unseren Gewässern. Der Aufwand unserer Bauern für das Einsammeln oder für notwendige Tierarztkosten wird ebenso wenig abgegolten wie der jener Umweltaktivisten, die den Müll von Wegrändern oder aus Bächen entsorgen.
Durch den achtlosen Umgang mit dem scheinbar Wertlosen geht nicht nur wertvoller Rohstoff verloren, sondern es wird damit auch unsere Umwelt extrem belastet. Umgerechnet sind das täglich 1,4 Millionen Flaschen, die dem Stoffkreislauf verloren gehen.
Wir können keinen Tag länger warten, um diesen Missstand zu korrigieren.

Fragwürdige Haltung der Wirtschaftskammer

Hinhaltenden Widerstand gegen diese unzeitgemäße, aber noch immer systemimmanente Verschwendung leistet die Österreichische Wirtschaftskammer. Sie befindet: Jetzt ist nicht Zeit für kostspielige Experimente und eine Einhebung von Pfand auf Getränke-Einwegverpackungen. Es gelte, das bestehende System (bekannt vor allem als „Gelber Sack oder gelbe Tonne) auszubauen. Es werden Halbwahrheiten kolportiert und eine Lösung gesucht, die alle Verantwortung und einen guten Teil der anfallenden Kosten direkt oder indirekt auf Bürgerinnen und Bürger überträgt. „Der Zehn-Punkte-Plan der WKÖ für eine alltagstaugliche Kreislaufwirtschaft“ ist eine bemerkenswerte Mischung aus „No-Na-Maßnahmen“ und Vernebelungsstrategie, die volksverdummend als „ganzheitliches Modell“ angepriesen wird.

Unabhängige Studie plädiert für Pfand

Welche Maßnahmen die geforderte Sammelquote von 90 Prozent zu welchen Kosten erreichen lassen, hat eine gemeinsam von der Universität für Bodenkultur, der Montanuniversität Leoben und dem technischen Büro Hauer erarbeitete Studie untersucht.

Die beste Möglichkeit, die geforderten Sammel- und Verwertungsmengen zu erreichen, ist die Einführung von Pfand auf Einweggetränkeverpackungen. Diese Variante ist leicht zu begreifen, nachhaltig zu finanzieren und schafft Rücklaufquoten bis zu 98,5 %. Nur 1,5 % der in Verkehr gesetzten Menge geht dabei quasi als Streuverlust verloren. Immer noch zu viel, aber viel, viel weniger, als durch das WKÖ-Modell als Verlust in Kauf genommen werden.

Eine Pfandlösung erfüllt souverän folgende Punkte des „Zehn-Punkte-Plans für eine alltags-taugliche Kreislauf-Wirtschaft“ der WKÖ ganz oder teilweise:

  1. Einheitliche Sammelfraktion in ganz Österreich
  2. Größtmöglicher Sammelkomfort (beim Einkaufen löst man das Pfand gleich ein) und Restmüllbehälter können reduziert werden
  3. Öffentliche Gebäude werden damit auch perfekt erfasst
  4. Freizeitkonsum besser erfassen (ohne die kommunale Sammelinfrastruktur teuer aufzublasen).
  5. Gewerbeabfall besser erfassen
  6. Hier besteht keine Übereinstimmung mit dem WKÖ-Plan:  „Soweit für die Quotenerfüllung notwendig oder für die Kreislaufwirtschaft und den Klimaschutz zielführend, werden Rohstoffe aus dem Rest- und Gewerbemüll aussortiert.“ Das ist teuer (jährlich 28 Mio €) und unverhältnismäßig: Fast eine Million Tonnen Hausabfall müsste in neuen Hightech-Anlagen sortiert werden, um die fehlenden Mengen bis zu den geforderten 90 % aufzubringen, die nicht getrennt erfasst werden können.
  7. Besser verwerten (Zitat aus Punkt 7: „Wertstoffe sollen in den Wirtschaftskreislauf zurückfließen und dort Primärrohstoffe ersetzen, die sonst der Natur entnommen werden müssten“)
  8. Problem Littering an der Wurzel packen!
  9. Ökologisches Verpackungsdesign weiteroptimieren (liegt sowieso im Interesse der Unternehmen, ihre betriebswirtschaftlichen Kosten für die Verpackung zu senken)
  10. Smarte Sammelbehälter. Allerdings bei den Verkaufsstellen!

Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass es funktioniert

Das deutsche Beispiel zeigt – wie alle anderen in Europa schon umgesetzten Pfandmodelle für Getränkeeinwegverpackungen –, dass Pfandlösungen die in sie gesetzten Erwartungen übererfüllen. Das bisher in Österreich verfolgte Modell, die Zielerreichung über ein eigenes Sammelsystem zu sichern, wird bei den neuen höheren Vorgaben der EU nur mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten zu erreichen sein, ohne die Entlastung der Umwelt sicherstellen und der Rohstoffverschwendung Einhalt gebieten zu können.

Forderung:

Deshalb muss endlich Schluss sein mit halbherzigen Lösungen. Die WKÖ möge ihren Widerstand gegen Pfandlösungen aufgeben und die Bundesregierung ist aufgefordert, nicht nach der Pfeife von Interessensvertretern zu tanzen, sondern alles zu unternehmen, um angesichts des Klimawandels die offensichtliche Verschwendung von Ressourcen zu stoppen.

Salzburg, 17. März 2021
Mit freundlichen Grüßen
Anonyme Aufräumer – Mag. Christian Messmer e. h.
Bio Austria Salzburg – Dipl. Ing. Andreas Schwaighofer e. h.
Fridays for Future Salzburg – Niklas Leitner e. h.
Naturfreunde Salzburg – Mag. Christian Gredler e. h.
Naturschutzbund Salzburg – Mag. Dr. Winfrid Herbst e. h.
ÖAV – Landesverband Salzburg – Mag. Dr. Claudia Wolf, akad. IM e. h.
Umweltreferat der ÖH - Universität Salzburg – Thomas Rewitzer, BSc e. h.
#es tut nicht weh – Präsidentin Renate Steinacher e. h.

Kontaktadresse:
Naturschutzbund Salzburg, Museumsplatz 2, 5020 Salzburg
salzburg@naturschutzbund.at, 0662 / 64 29 09,
Vorsitzender Dr. Winfrid Herbst: 0664 / 39 38 326

Weiterführende Literatur:

MÖGLICHKEITEN ZUR UMSETZUNG DER EU-VORGABEN BETREFFEND GETRÄNKEGEBINDE, PFANDSYSTEME UND MEHRWEG [Zusammenfassung]: Im Auftrag des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie; Wien, Jänner 2020

Walter Hauer, Michael Merstallinger, Technisches Büro HAUER Umweltwirtschaft GmbH Astrid Allesch, Peter Beigl, Anna Happenhofer, Marion Huber-Humer, Gudrun Obersteiner, Institut für Abfallwirtschaft Universität für Bodenkultur Wien

Martin Wellacher, Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft Montanuniversität Leoben
https://www.bmk.gv.at/dam/jcr:77fbe267-24e6-464b-8dd4-71ce9f63b9fd/Studie

(online seit 7/7/2021)

Zurück

.