Täglich mit schwacher Dosis vergiftet

Haben Sie kürzlich eine Tiefkühlpizza mit gemischten Salat gegessen, dazu ein Gläschen Wein oder Apfelsaft getrunken und als Nachspeise vielleicht einen Apfel verzehrt? Allein für die Produktion von Weizen für den Pizzateig, für Tomaten Mais, Paprika, die Kräuter, Salat, die Wein- und Apfelproduktion sind in Österreich oder Deutschland 1200 Pestizide zugelassen!

Mahlzeit

Johann G. Zaller, 240 S., Deuticke Verlag, Euro 20,60.-

Den Appetit  will uns Univ. Prof. Dr. Johann G. Zaller von der Wiener Universität für Bodenkultur nicht verderben, er will uns warnen.  Denn wir alle sind heute von Pestiziden betroffen, ob  wir wollen oder nicht. Niemand kann seriös sagen, wie die weit über 100.000 im Umlauf  befindlichen Chemikalien unsere Gesundheit und die Natur beeinflussen, da deren Nebeneffekte ungenügend untersucht werden. Wir haben alle Spuren von Pestiziden in unserem Körper, auch wenn wir selber nie damit hantiert haben. „Unser täglich Gift“ wird leider noch immer unterschätzt, und genau diesen Effekt hat sich der Ökologe als Titel seines Vortrages beim Naturschutzbund Wien am 17. Mai zur einträglichen Warnung ausgesucht. Und noch dazu ein brandaktuelles Buch*)  geschrieben.

Überspitzt formuliert: Wir werden ständig mit schwacher Dosis vergiftet. 200.000 Tonnen Pestizide werden jährlich auf Ackerflächen in Europa verteilt. Von einem Großteil der eingesetzten Mittel sind nicht alle Inhaltsstoffe bekannt. Pestizide werden vorwiegend im konventionellen Obst- und Weinbau, im Zierpflanzenanbau sowie eben im Ackerbau eingesetzt. Prof. Zaller: „Völlig unsinnig ist der Einsatz von Pestiziden im Privatbereich. Diese Gifte haben nichts verloren in der Hand von Leuten, die nicht im sachgerechten Umgang mit diesen Produkten geschult sind. Im professionellen Bereich ist beispielsweise der Einsatz von Pestiziden für sogenannte kosmetische Zwecke, also dass Früchte makellos aussehen, unnötig. So werden manche Äpfel durchschnittlich 31mal pro Anbausaison mit Pestiziden behandelt. Auch im kommunalen Bereich, auf Kinderspielplätzen, zum Unkrautfreihalten von Pflastersteinritzen sind Pestizide unnötig. Schlechtes Beispiel: Die Deutsche Bahn ist der zweitgrößte Verbraucher von Herbiziden in Deutschland.

Der Einwand, ob die Nahrungsmittelproduktion ohne den Einsatz von Pestiziden überhaupt denkbar ist, geht für Prof. Zaller ins Leere: „Ja, es geht! Und das ist keine romantische Träumerei. Weltweit gibt es genügend Praxisbeispiele, die zeigen, dass Landwirtschaft auch ohne synthetische Pestizide funktioniert. Im Ökolandbau sind Naturstoffe mit pestizider Wirkung im Einsatz. Damit könnte man alle Menschen auf unserer Erde ausreichend ernähren“.

Trotzdem werden die geltenden gesetzlichen Grenzwerte für Pestizidbelastungen in den letzten Jahren ständig nach oben korrigiert. Und Wissenschafter, die sich kritisch mit dieser Thematik auseinandersetzen, werden in Internetforen denunziert und so ihre Integrität gezielt untergraben.

Der Ökologe zusammenfassend: „Die Menschen haben es satt, rituelle Sonntagsreden der Politiker über Nachhaltigkeit zu hören, sondern wollen endlich glaubhafte Aktivitäten sehen! Es bleibt zu hoffen, dass die Sensibilisierung für das Thema Pestizide und der Druck der Zivilgesellschaft so groß werden,  dass hier endlich ein Umdenkprozess eingeleitet wird. Wenn die Politik versagt, ist die Zivilgesellschaft gefragt.“


Zurück

.