Ein Sommer ohne Heuschreckengezirpe ist wie ein Frühling ohne Vogelgesang, traurig und farblos. Ja, auch solche Sätze findet man im neuen, von Wissenschaftlern geschriebenen prachtvollen Buch* „Insekten in Wien – Heuschrecken“. Das von Zahlen, Daten, Fakten und tollen Fotos überquillt, dabei aber auch auf Gefühle nicht vergisst. Und darüber hinaus noch auf die Möglichkeit einer Identifikation einiger häufiger Arten basierend auf ihren Lautäußerungen hinweist. Sie können mit Hilfe von QR-Codes über ein Smartphone abgerufen werden. Die QR-Codes leiten auf die Webseite www.insekten-in-wien.at weiter. Geplant ist, nach und nach alle Heuschreckenarten Wiens samt ihren Gesängen zu portraitieren.
Tatsächlich leben in der Großstadt Wien sage und schreibe 85 Heuschreckenarten, das sind 61 Prozent der im gesamten Bundesgebiet nachgewiesenen Arten. Dazu kommt noch die Europäische Gottesanbeterin, die nicht unmittelbar mit den Heuschecken verwandt ist, bei den Erhebungen aber traditionell immer miterfasst wird. Die ältesten Berichte über Heuschrecken in Wien reichen übrigens bis in das 17. Jahrhundert zurück, betreffen aber ausschließlich die Europäische Wanderheuschrecke. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte eine gezielte Sammlungs- und Publikationstätigkeit ein: Für das vorliegende Buch standen den Autoren dann schließlich 29.094 Datensätze zur Verfügung.
Der Schwerpunkt des Buches liegt auf den Artenkapiteln, in denen man detaillierte Informationen über Erkennung,Verbreitung, Lebensraum, biologische Eigenarten und Gefährdung findet. Die Verbreitung der Heuschrecken in Wien wird durch eine Rasterkarte dargestellt. Zum ersten Mal konnte auch eine datenbasierte Rote Liste der Heuschrecken Wiens erstellt werden. Danach sind sieben Arten vom Aussterben bedroht, neun Arten stark gefährdet, weitere neun Arten als gefährdet und zwölf Arten droht eine Gefährdung. Ergänzend zum Gebietsschutz (Wiener Naturschutzgesetz, 1. September 1998) wirkt der Arten- und Biotopschutz. Das Wiener Naturschutzgesetz (14.12.1999) weist geschützte und streng geschützte Tier- und Pflanzenarten aus. Einzelne streng geschützte Arten werden zudem als „prioritär bedeutend“ eingestuft. Von den 35 streng geschützten Heuschrecken- und Fangschreckenarten sind acht Arten als „prioritär bedeutend“ eingestuft.
„Das Buch stellt eine exzellente Grundlage für interessierte Laien dar und wird helfen, noch mehr Naturfreunde für Heuschrecken zu begeistern und weitere neue Daten zu ihrem Vorkommen in Wien zu sammeln“, so Prof. Dr. Axel Hochkirch, Vorsitzender der IUCN SSC Grasshopper Specialist Group & Designierter Präsident der Orthopterists´ Society.
*Insekten in Wien – Heuschrecken, Günther Wöss, Manuel Denner, Liesbeth Forsthuber, Matthias Kropf, Alexander Panrok, Werner Reitmeier, Thomas Zuna-Kratky, Herausgeber: Österreichische Gesellschaft für Entomofaunistik, Wien 2020, ISBN 9978-3-9503548-1-2, 288 Seiten, Euro 29.-