Mobilfunk - die verharmloste Gefahr

Wissenschaftler warnt: Handys können Tumorbildung fördern und bei Menschen mit Elektrosmoghypersensibilität (EHS) schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen

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„Die Realität des 21. Jahrhunderts ist für e-sensible Mitmenschen zur Hölle geworden, der sie kaum mehr entrinnen können. EHS bedeutet eine fürchterliche Einschränkung der Lebensqualität – und wenn selbst Freunde und Familie kein Verständnis aufbringen, ein Zurückziehen in Einsamkeit und Verzweiflung – bis zum Suizid“. Diese  drastischen Worte fand Mag. Dr. Gernot Neuwirth (WU Wien) bei seinem Vortrag „Die dunkle Seite von WLAN, Handy & Co“ beim Wiener Naturschutzbund. Neuwirth beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema und kämpft vor allem gegen die akademischen Verharmloser  und ebenfalls verharmlosende industrielle Gegenstudien. Besonders verdient gemacht habe sich bei der Desavouierung von kritischen Forschern Prof. Alexander Lerchl aus Deutschland. Vor Jahren habe Lerchl mit Fälschungsbehauptungen bewirkt, dass seinem Kollegen Prof. Franz Adlkofer die Forschungsgelder gestrichen wurden, die für die Fortsetzung einer Langzeitstudie  u.a. an der Universität Wien vorgesehen waren. In der Zwischenzeit hat das deutsche Fraunhofer-Institut (ITEM) im Tierversuch bewiesen, dass die Warnungen zu Recht bestehen und dass die Handystrahlung Tumore zumindest fördert.

„In der Tat sind wir heute  mit der Situation konfrontiert, dass Babys schon im Mutterleib dem WLAN der Eltern und/oder Nachbarn ausgesetzt sind sowie dann in öffentlichen Verkehrsmitteln den Smartphones, überall den Handymasten (18.000 in Österreich), dem Babyfon  und im Kinderwagen dem eingeschalteten Handy, das ihnen als Beruhigungsspielzeug hineingelegt wird“, kritisiert Neuwirth. Ein Abschalten von Milliarden von Handys, WLANs und sonstigen Strahlenquellen wäre zwar gut und richtig, sei aber aus offensichtlichen Gründen unrealistisch. Weil, so Neuwirth,  die neuen Erkenntnisse der Wissenschaft von vielen Medien totgeschwiegen würden. Vor allem aber auch deshalb, weil die Akzeptanz dieser Techniken in  der Bevölkerung schon so tief verankert sei wie selten eine Technik zuvor und selbst allgemeines Wissen um deren Schädlichkeit nicht zum Verzicht führen würde.

Erste Schritte zur Schadensbegrenzung für die Minderheit der EHS-Sensiblen (unerträgliche Kopfschmerzen, Übelkeit und andere schwerwiegende Symptome) und für uns alle als langfristig Betroffene müssten, so der Wissenschaftler, in Form von großzügigen, gekennzeichneten Schutzzonen im öffentlichen Raum erfolgen.  In Eisen- und Straßenbahnen wäre pro Zug zumindest ein WLAN- und Handyfreier Waggon zu fördern. Während in Frankreich in Kindergärten WLAN verboten ist, kommt es bei uns sogar zu einem Wettlauf um die Stimmen der WLAN-Süchtigen. Neuwirth: „In Wien streben zum Beispiel die Grünen viele hundert WLAN-Hotsports auf öffentlichen Plätzen und sogar in öffentlichen Verkehrsmitteln an und agieren so unbewusst als trojanische Pferde für die Mobilfunkindustrie“.

Übrigens hat schon im Jahr 2015 ein Komitee von 194 Experten aus 39 Ländern einen Appell an UNO und WHO geschickt, in dem sie strahlungsfreie Schutzgebiete fordern, Offenlegung finanzieller Verbindungen zwischen Gutachtern und Industrie, besonderen Schutz für Kinder, schwangere Frauen etc. „Es wird jedenfalls höchste Zeit“, so Neuwirth abschließend, „dass vor allem EHS-sensible Menschen nicht mehr als Hypochonder desavouiert und als Fälle für den Psychiater verspottet werden“.

Infos: Univ. Lektor i.R. Mag. Dr. Gernot Neuwirth, e-mail: neuwirth@wu.ac.at

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