Anfang Mai ist es wieder soweit: Wie jedes Jahr kommen die Mauersegler (Apus apus) aus ihren Überwinterungsgebieten südlich der Sahara zurück nach Wien. Mit waghalsigen Flugspielen, bei denen sie Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreichen, und ihren typischen Rufen kurz vor Dämmerungseinbruch bestimmen sie das Bild und den Klang der Stadt wesentlich mit. Gerade in dicht verbauten inneren Bezirken sind sie als Boten des nahenden Sommers Bezugspunkt und Bindeglied zur Natur. Fast neun Monate lang waren die Vögel durchgehend in der Luft, haben seit dem Ende der letzten Brutperiode dort geschlafen und gefressen und besetzen nun wieder ihre angestammten Brutplätze an Gebäuden der Stadt, um dort ihre Jungen aufzuziehen.
Von außen kaum erkennbar liegen die Brutplätze meist in Löchern und Spalten im Bereich des Dachabschlusses alter Häuser oder in Stuckelementen an Fassaden, wie zum Beispiel am Hotel Kummer an der Mariahilfer Straße oder am Akademischen Gymnasium unweit des Haus des Meeres. Da die Niststandorte von den Vögeln zum Teil über Jahrzehnte genutzt werden und somit für den Arterhalt eine wesentliche Rolle spielen, müssen diese auch bei Sanierung, Umbau oder Abriss eines Gebäude bewahrt oder wiederhergestellt werden. Aber nicht nur der Erhalt der im Zuge von Kartierungen bekannt gewordenen Brutplätze ist bedeutend.
Aufgrund zunehmender Verdichtung und Sanierungsmaßnahmen in Mitteleuropa sind die Bestände in den letzten Jahrzehnten zusehends geschwunden und die Vogelart wird in einzelnen nationalen Roten Listen bereits als potentiell gefährdet geführt. Freiwillige Maßnahmen im Zuge von Sanierungen und Umbau spielen also gerade beim Wiederaufbau und Erhalt der Population eine bedeutende Rolle, speziell in Wien. Immerhin brütet hier fast ein Viertel der österreichischen Mauersegler-Population – und das soll auch so bleiben. Die neu formierte ornithologische Arbeitsgruppe des Wiener Naturschutzbundes wird sich daher künftig stark dem Thema „Gebäudebrüter in Wien“ widmen.